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Schulder Ehe

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Der ursprüngliche Text des sechsten Gebotes lautet: Du sollst nicht ehebrechen! Während das fünfte Gebot das Leben vor der Gewalttätigkeit des Menschen schützen möchte, ist das Ziel des sechsten Gebotes der Schutz von Ehe und Familie.

Ehe und Familie sollen geschützt werden vor der Unbeständigkeit und Treulosigkeit des menschlichen Herzens, die durch das ungeord-' nete sexuelle Verlangen noch verstärkt werden können, und vor der ,JIerzenshärte“. vor dem harten Herzen, dem die Liebe auf Dauer schwerfällt und das so leicht über das Leid des Ehepartners und der Kinder hinwegsieht.

Es geht beim sechsten Gebot auch um den Schutz von Ehe und Familie als einer Institution, die für das Wohl des gesamten Volkes von höchster Wichtigkeit ist. Darum richtet sich das sechste Gebot wie auch die übrigen Gebote nicht nur an den einzelnen, sondern an das ganzfLJloJk.

Erst auf diesem Hintergrund werden die harten Sanktionen gegen die Uber-tretung verstehbar: „Wenn ein Mann dabei ertappt wird, daß er bei einer verheirateten Frau liegt, so sollen beide sterben, der bei der Frau gelegen und die Frau“ Deutero-nomium 22£2.

Im Alten Testament gilt für Mann und Frau nicht immer die gleiche Handlungsweise als Ehebruch. Eine verheiratete Frau ist immer Ehebrecherin, wenn sie außerhalb der Ehe geschlechtlich verkehrt. Der Mann ist Ehebrecher, wenn er in eine fremde Ehe einbricht (gleichgültig, ob er selbst verheiratet ist oder nicht). Verkehrt er aber mit einer unverheirateten Frau oder Dirne, gut dies nicht als Ehebruch. Das heißt aber nicht, daß im Alten Testament diese Verhaltensweisen ohne weiteres gebilligt wurden.

Die ungleiche Behandlung von Mann und Frau hängt mit der patriarchalischen Gesellschafts- und Familienordnung zusammen, in der der Mann Gewähr haben will, daß seine Nachkommen tatsächlich seine Nachkommen sind. „So ist das Ehebruchsverbot auch und vor allem ein Schutzgebot für die legitimen Nachkommen eines Mannes und damit seines Stammes“ (Helen Schüngel-Straumann).

Obgleich im Alten Testament die Sexualität sehr sachlich betrachtet wird, und man sie im Gegensatz zur heidnischen Umwelt weder für heilig noch für göttlich hielt, steht auch dieser Bereich unter Gottes Gebot. Die Ehe gilt als ein göttlicher Auftrag und wird auch als Sinnbild betrachtet für den Bund, den Jahwe mit seinem Volk geschlossen hat. Trotzdem wurde das sechste Gebot nicht verstanden als Scheidungsverbot.

21. Teil einer Serie zur Lebensrelevanz der Zehn Gebote.

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