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St. Severin

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Der 8. Jänner ist der Todes- und Gedenktag des Heiligen Severin, 482 gestorben, dessen Andenken in vielen Pfarren, darunter besonders in der Jakobskirche in Wien-Heiligenstadt, auf deren Boden das erst Ende der fünfziger Jahre entdeckte erste Grab des Heiligen liegt, hochgehalten wird. In Wahrheit hätten alle Österreicher Grund, diesen Heiligen zu verehren, denn er war ein Missionar unserer Gegenden — besonders Ufernoricums — und stellt ein Vorbild christlicher Lebensführung dar.

Dieser Mann, der seine Kraft aus der Einsamkeit schöpfte, aber kein Priester, sondern ein Laie war, der als Laienabt auch zwei Klöster gründete und leitete, und dessen Leben in der „Vita Severini“ von seinem Schüler Eugippius beschrieben wurde, hat schon durch seinen mottoartigen Wahlspruch „Bete, faste, sei barmherzig!“ die Trinität christlicher Lebensbezüge — die Gott gegenüber, die dem eigenen Selbst zugewandte und die dem Mitmenschen zugedachte — in einer noch heute gültigen Weise formuliert.

In St. Jakob in Heiligenstadt hat auch eine St.-Seve-rins-Bruderschaft, heute Gemeinschaft genannte Vereinigung, ihren Sitz, die sich der Verehrung des Heiligen in besonderer Weise widmet und ihn als Inbegriff christlicher Tugenden und Haltungen der Verehrung und Erschließung durch immer weitere Kreise empfiehlt.

Mir persönlich war es vergönnt, die Ausgrabungen, die von dem großen Severin-Verehrer Ernst Karl Winter, den dieser Heilige gleichsam nach Osterreich zurückrief, und Pfarrer Klemens Kra-mert, überwacht wurden, an Ort und Stelle mitzuerleben und auch etwas von der Spiritualität, die mit diesem Ort und dem Kult Severins, der das ganze Mittelalter in Form eines heute noch in St. Jakob gesungenen Severinliedes fortlebte, verbunden ist, vermittelt zu erhalten.

Ernst Karl Winter hat die Vorbildlichkeit Severins in den folgenden Worten unübertrefflich charakterisiert: „Das aber lehrt uns Severin heute: ein kleines Leben auch in großen Dingen — ein einfaches, natürliches, bescheidenes, gelassenes Leben gerade in der modernen Zivilisation, inmitten der Güterfülle unserer Zeit... Ein mönchisches, asketisches, mystisches Leben, nicht freilich im Sinne des Verzichtes auf die Welt und ihre Aufgaben, sondern im Sinne der geistigen Herrschaft über sie...“

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