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Streitfragen zur Theologie

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Drei in diesem Jahr erschienene Bände der Reihe „Quaestiones disputatae“ des Herder Verlages behandeln Themen, die eine Selbstbestimmung der Theologie und Manöverkritik signalisieren. Jürgen Werbick zeichnet als Herausgeber des Bandes, in dem sich sechs Autoren mit dem „Offenbarungsanspruch“ der Kirche und der „fundamentalistischen Versuchung“ auseinandersetzen, und dies mit durch -aus selbstkritischen Untertönen. So werden in den Endgültigkeitsansprüchen gegenüber der geschichtlichen Offenbarung einige Voraussetzungen des Fundamentalismus in Christentum und Islam festgemacht.

Phänomene wie das des Fundamentalismus sind immer auch „Probleme theologischer Rationalität“, wie sie Ingolf Dalferth im Band „Kombinatorische Theologie“ umreißt, der die Pluralität der modernen Gesellschaft als Herausforderung für eine zeitgemäße Theologie sieht. Er nennt sie „kombinatorische Theologie“ deshalb, weil diese Theologie die praktische Kunst der Kombination vielfältiger Bezugssysteme wie Kirche, Gesellschaft und Wissenschaft vermitteln soll. In einem solchen Ansatz wird die sterile Behauptung der Wissenschaftlichkeit der Theologie im Sinn der europäischen Kultur zugunsten unterschiedlicher kultureller und religiöser Traditionen und Lebenserfahrungen aufgebrochen.

Damit stellt sich aber immer auch die Frage nach der Interpretation des Glaubens: Ist er ein Gehorsamsakt oder ein Akt freier Zustimmung? Wolfgang Beinert gab den Band „Glaube als Zustimmung“ heraus, in dem Frank Ochmann, Hermann Josef Pottmeyer und Klaus Schatz „zur Interpretation kirchlicher Rezeptionsvorgänge“ zu Wort kommen.

Im Grunde geht es bei der Auf- und Annahmevon Glaubensaussagen und Lehräußerungen nicht nur um einen Gehorsamsakt, sondern immerum das Selbstverständnis der Theologie und des Theologen selbst, ob dies in Hinordnung auf das befreiende Wort Gottes geschieht oder unter einem rationalitätsfemen Macht-Wort, das aber bestimmten geschichtlichen Interessen verhaftet bleibt, würde endlich tabulos angesprochen werden müssen, wird im vorliegenden Band aber nur gestreift.

OFFENBARUNGSANSPRUCH UND FUNDAMENTALISTISCHE VERSUCHUNG. Herausgegeben von Jürgen Werbick. 245 Seiten, öS 374,50.

KOMBINATORISCHE THEOLOGIE. Probleme theologischer Rationalität. Von Ingolf Dalferth. 158 Seiten, öS 280,80.

GLAUBE ALS ZUSTIMMUNG. Zur Interpretation kirchlicher Rezeptionsvorgänge. Herausgegben von Wolfgang Beinert. Alte Verlag Herder, Freiburg 1991. 168 Seiten, öS 280,80.

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