7020347-1988_42_09.jpg
Digital In Arbeit

Versunkenes Reich der Phönizier

Werbung
Werbung
Werbung

Uber die Phönizier war bisher verhältnismäßig wenig bekannt. Griechische und römische Quellen wußten zumeist wenig Schmeichelhaftes zu berichten. In den letzten fünfundzwanzig Jahren hat die archäologische Forschung das Wissen über die phö-nizische Zivilisation jedoch gewaltig erweitert. Einen Uberblick über den letzten Stand gibt eine Ausstellung im Palazzo Grassi in Venedig (bis 26. Oktober).

Die Forschungen in Israel, Tunesien, Italien und Spanien haben besonders lokale Unterschiede dieser phönizischen oder puni^ sehen Zivilisation zutage gefördert; Grabungen im Libanon, der eigentlichen Heimat dieses Volkes, sind durch die Wirren des Bürgerkriegs kaum möglich.

Die phönizische Kultur berührte fast den gesamten Mittelmeerraum. Bedeutende lokale Unterschiede entstanden durch den syrischen, ägyptischen, hellenistischen Einfluß, durch die Übernahme fremder — etwa schwarzafrikanischer - Gottheiten. Sie verweisen auf eine ausgeprägte kulturelle Entwicklungsfähigkeit dieser Kultur.

Besonders interessante Objekte der Ausstellung sind zahlreiche Masken, die für kultische Zwecke verwendet wurden, aber auch als Totenmasken dienten. Offene Stellen für Augen und Mund zeigen, daß diese von Priestern getragen worden sein könnten. Manche sind aus Gold, andere aus Terrakotta, wieder andere aus Stein gefertigt. Männer- und Frauenmasken finden sich neben solchen mit grotesken Gesichtszügen oder Tierköpfen.

Faszinierend ist die Vielfalt des Schmucks. Anhänger, Broschen, Ohrgehänge, Ringe, Halsketten, zumeist feinst gearbeitet, zeigen das große technische Können der Goldschmiede. Darstellungen des Horusfalken und der Göttin Isis verweisen auf ägyptische Ein- ^ flüsse. Fabeltiere wie der Greif kommen aus Mesopotamien. Amulette und Skarabäen, als Grabbeigaben verwendet, verdeutlichen, wie sehr ägyptische Jenseits-Vorstellungen von Phöniziern und den Puniern aufgenommen wurden. Amulette mit ägyptischen Inschriften dienten als Glücksbringer.

Berühmt wurden die Phönizier als Erfinder der Schrift, die bis heute in zahlreichen Nachfahren als griechisches, lateinisches und slawisches Alphabet weiterlebt.

Vergegenwärtigt man sich die Expansionskraft dieser Kultur, scheint es durchaus möglich, daß Phönizier Afrika umsegelten und sogar Amerika erreichten. Mit dem Fall Karthagos und dem Machtzuwachs von Rom versank ein Reich von weltgeschichtlicher Bedeutung.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung