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Webern für den Alltag
(Konzerthaus, Webern-Fest). Wiens Internationales Fest zur 100. Wiederkehr des Geburtstags Anton von Webern am 3. Dezember braucht Vergleiche mit den Webern-Festivals in Paris und London nicht zu scheuen. Musikalischer Höhepunkt folgt Höhepunkt, Zugpferde wie Pierre Boulez, Claudio Abbado, Friedrich Cerha oder Zubin Mehta sorgen für entsprechenden Publikumsandrang, die Qualität der Aufführungen entspricht Abend für Abend höchsten Ansprüchen. Und so mancher im Publikum, der früher mit gemischten Gefühlen sich um reine Wiener Schule- Programme herumgedrückt hat, statt sie zu konsumieren, empfand nach diesen Aufführungen, daß er bisher einiges versäumt hatte. Warum?
Zubin Mehta mit den Wiener Philharmonikern bewies zum Beispiel, wie man elektrische Hochspannung erzeugen kann, wenn man in diesen Werken die Gegensätze zwischen Spätromantik und radikaler Erneuerung musikalischen Denkens richtig auslotet und die Zusammenhänge und Entwicklungsprobleme ins rechte Licht rückt. Und er bewies, mit welch kostbarem philharmonischem Wohllaut und mit welcher musikalischen Eleganz man die Werke Weberns - hier die Passacaglia, die Sechs Stük- ke, op. 6, die Symphonie, Op. 21 — oder Schönbergs „Pelleas“ aufführen muß. Da wirkten gerade Weberns Werke in keinem Moment spröde und sperrig, sondern klanglich der Wiener Musiktradition verhaftet.
Ob man wohl hoffen darf, daß nun Weberns Werke endlich aus ihrem Getto geholt und in die Alltagsprogramme des Wiener Konzertlebens integriert werden? Höchste Zeit wäre es!
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