7061148-1991_37_04.jpg
Digital In Arbeit

Westsahara nach dem Waffenstillstand

Werbung
Werbung
Werbung

Mit dem Waffenstillstand vom Freitag, 6. September, soll der bereits 15 Jahre andauernde Krieg in der Westsahara beendet werden, doch die Chancen auf Frieden sind gering. Der Konfl ikt zeichnete sich bereits mit der Unabhängigkeit Marokkos 1956 ab, als dieses mit einem „Groß-Marok-ko" mit Anschluß Mauretaniens, des Südwestens Algeriens und der Westsahara liebäugelte.

Mit der späten Anerkennung der. mauretanischen und algerischen Souveränität (erst 1969/70) mußten die Expansionsbestrebungen zwar eingedämmt werden, gegenüber der damals noch spanischen Westsahara pochte Marokko jedoch auf historische Ansprüche. Bereits wenige Monate vor dem Abzug der Spanier 1976 nahmen rund 300.000 marokkanische Zivilisten, denen das Militär folgte, von der Westsahara Besitz.

Angesichts dieser Marokkanisie-rung rief die Befreiungsbewegung Frente Polisario, unterstützt von der UNO und einem Urteil des Internationalen Gerichtshofes, die „Demokratische Arabische Republik Sahara" (1987 von 70 Staaten anerkannt) aus. Dessen ungeachtet teilten Marokko und Mauretanien das Land unter sich auf. Als Mauretanien in einem Friedensvertrag mit der Polisario 1979 auf sein Gebiet verzichtete, annektierte Marokko Gesamt-Westsahara.

Bis heute dauert der Krieg zwischen Marokko und der vor allem von Algerien unterstützten Polisario an. Die Interessen Marokkos, einem der meist-verschuldeten Länder, gelten den

(Viennareport)

gewaltigen Bodenschätzen im Norden der Westsahara. Diesen trennt ein 1.350 Kilometer langer Abwehrwall - die sogenannte Hassan-Linie - vom Süden, der von der Polisario kontrolliert wird. Über Eigenständigkeit oder Anschluß der Westsahara an Marokko soll ein von der UNO für Jänner 1992 geplantes Referendum entscheiden, für das der Waffenstillstand eine Vorstufe ist.

Doch während König Hassan II. noch Ende vergangenen Jahres dafür votierte und optimistisch verkündete, es würde für Marokko positiv ausgehen, will er nun die Abstimmung auf unbestimmte Zeit verschieben. Uneinigkeit herrscht über die Erstellung der Wahllisten und den marokkanischen Truppenabzug. Noch im Augustbombardierte die Luftwaffe Städte der Polisario, was die Regierung in Rabat als „Säuberungsmaßnahme" bezeichnete.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung