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Dreißig Jahre lang pocht die Westsahara schon auf Unabhängigkeit - ohne Erfolg, ohne Ende in Sicht.

Seit über dreißig Jahren leben zwei Autostunden westlich der algerischen Stadt Tindouf Zehntausende saharauische Flüchtlinge. Begonnen hat dieses Flüchtlingselend mit dem Einmarsch Marokkos in das den Saharauis von den ehemaligen spanischen Kolonialherren zugesprochene Gebiet und der 1975 gegründeten Unabhängigkeitsbewegung Polisario. Die Strategien, mit denen die Polisario das Territorium ihrer am 27. Februar 1976 ausgerufenen Republik Westsahara zurückbekommen möchte, haben sich im Laufe der Jahrzehnte geändert: Anfangs suchte sie - unterstützt von Algerien - ihr Recht mit Waffen und Gewalt durchzusetzen. Nach und nach veränderte sich aber ihre Strategie in Richtung Anerkennung ihrer Republik durch die uno. Wie diese Anerkennung aber im Detail aussehen soll, darüber wird bis heute verhandelt.

Marokko bestand anfangs darauf, dass lediglich jene Bewohner zu einem Unabhängigkeitsreferendum zugelassen werden, die nach 1976 das Gebiet der Westsahara besiedelt haben. Die Polisario hingegen wollte ausschließlich jene Menschen über die Zugehörigkeit des Landes befragen, die vor 1976 auf diesem Territorium lebten. Der Grund für diesen Streit liegt in der Siedlungspolitik Marokkos, das eigene Staatsbürger in das Gebiet Westsahara übersiedelte und damit demografische Fakten schaffen wollte.

Wer darf abstimmen?

In weiterer Folge bemühte sich der uno-Sonderbeauftragte James Baker um eine Lösung: Anhand eines 2003 präsentierten "Peace Plan for Selfdetermination of the People of Western Sahara" versuchte Baker erneut, Konditionen für ein Referendum auszuverhandeln: Im Rahmen einer vier-bis fünfjährigen Übergangsphase sollte der Westsahara umfassende Autonomie eingeräumt werden. Lediglich die außenpolitische Repräsentation, die Verteidigungspolitik sowie die Kontrolle der Waffen und Sprengmittel sollte Marokko obliegen. Nach dieser Übergangsphase sollte schließlich ein Referendum über die Zugehörigkeit des Gebietes stattfinden. Das umstrittene Stimmrecht wurde allerdings auch in diesem Rahmen nicht geklärt. Im Gegensatz zur Polisario stimmte Marokko aber auch diesem Plan nicht zu.

Marokko und Algerien (als wichtigster Unterstützer der Polisario) tragen ihre seit dem Kalten Krieg mehr oder weniger vorhandenen Querelen unter dem Vorwand ihrer Interessen in der Westsahara aus. Die amibitionierten Bemühungen James Bakers scheinen nun im Sand zu verlaufen. Auch die Polisario agiert ihrerseits nicht immer taktvoll dem un-Sicherheitsrat gegenüber: Mangelnde Transparenz ihrer zur Abstimmung in die uno eingebrachten Vorschläge verstimmen auch jene Delegierten, die einer Autonomie der Westsahara an sich wohlwollend gegenüberstehen.

Und die Saharaui in den Flüchtlingslagern warten weiter: "Wir bebauen dieses Land nicht, es ist ja nicht unser Land, es gehört Algerien", sagt ein Saharaui, "unser Land werden wir bebauen - zuerst müssen wir es zurückbekommen."

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