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Der General und sein Rebell

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Das in großer Geheimhaltung vorbereitete anderthalbstündige Gespräch des französischen Staatschefs mit Benbella im Schloß Champs, unweit von Paris, dürfte in erster Linie eine politische Bedeutung in den Augen de Gaulles haben. Das geht vor allem aus dem

für die Begegnung gewählten Zeitpunkt hervor.

• Zwei Tage später war der Abflug des Generals zum Staatsbesuch in Mexiko angesetzt;

• eine Welthandelskonferenz steht vor der Tür, in der Frankreich eine Preissteigerung für Grundstoffe be fürworten wird; und schließlich galt es

• eine symbolhafte Stellung zur Frage der Entwicklungshilfe zu beziehen, deren Sinn und Zweck durch einen scharfen kritischen Artkel aus der Feder des Publizisten Raymond Cartier in der bedeutendsten französischen Wochenschrift („Match“) in Frage gestellt worden war.

Ein dürres Kommunique

Das amtliche Kommunique sagt über das erzielte Gesprächsergebnis wenig aus; sein Schwerpunkt liegt in der propagandistischen Feststellung, daß beide Staatsmänner den Willen bekundet hätten, die Politik der Zusammenarbeit aufrechtzuerhalten und weiter zu entwickeln. Darauf kam es aber im Augenblick der kritischen Zuspitzung des französischalgerischen Kooperationsverhältnisses — seit Monaten war es der gesamten Weltöffentlichkeit offenbar, daß die algerische Regierung durch ihre Verstaatlichungspraxis entschlossen schien, die Garantieklauseln des Evian-Vertrages vom 18. März 1962 nicht zu beachten — im wesentlichen an. Das Fiasko mußte zunächst einmal überdeckt werden, um mit dem algerischen Präzedenzfall kein Versagen der von de Gaulle eingeleiteten und mit viel Blut und Tränen erkauften Entkolonialisierungspolitik eingestehen zu müssen. Im Gegenteil: Frankreichs Staatschef brauchte am Vorabend der demonstrativen Ausdehnung seiner auf die „dritte Welt“ orientierten planetaren Diplomatie, die nun

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