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Die Katakomben Roms

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Im März 1956 stießen Arbeiter in der Nähe der alten Via Latina beim Bau eines neuen Hauses auf einen unterirdischen, mit Malereien geschmückten Gang. Um die Bauarbeiten nicht einstellen zu müssen, wurde dieser Fund verschwiegen. Man legte die Grundpfeiler für das neue Haus, und erst als der Bau schon sehr weit fortgeschritten war, wurde diese Entdeckung durch den Baumeister der „Kommission für Christliche Archäologie“ gemeldet. Nun erst konnte der Sekretär dieser Kommission unter sehr großen Schwierigkeiten und oft- tätlichen Androhungen von Seiten der benachbarten Bewohner in diese neue Katakombe gelangen, die sich gerade hinsichtlich ihrer Malereien als besonders wertvoll, ja einzigartig erwiesen hat.

Am 31. Mai 1578 war eigentlich genau das gleiche passiert, als Arbeiter beim Graben nach Puzzolan-erde auf der Via Salaria auf einen unterirdischen Gang gestoßen waren, der sich nach verschiedenen Richtungen hin verzweigte. In beiden Fällen hatte man eine neue Katakombe entdeckt. Damals war es die Wiedergeburtsstunde der unterirdischen frühchristlichen Friedhöfe; 1956 hatte man die 52. der in Rom bisher bekannten Katakomben entdeckt. 1578 war aber zugleich auch ihre größte Zerstörungsperiode angebrochen. Denn von damals an zieht es immer wieder Verehrer, aber auch Neugierige, „Andenken-

sammler“ in die Katakomben, die heute wie damals nicht nur zu besichtigen und zu bewundern kommen, sondern leider oftmals versuchen, Malereien aus den Wänden herauszureißen, um diese dadurch endgültig zu zerstören.

Die Entdecker und die Zerstörer

Sehr früh erscheint der erste wissenschaftliche Bearbeiter, Antonius Bosius (1575 bis 1629), der mit viel Mühe die Katakomben als erster durchforschte. Sein Werk, „Roma sotteranea“, das uns heute noch manche wertvolle Aufschlüsse gibt, ist erst nach seinem Tode, 1633, erschienen. Leider waren seine Nachfolger mehr Zerstörer als Entdecker. Zwar interessierte man sich für die Katakomben, aber ihre eigentliche Erarbeitung begann doch erst im 19. Jahrhundert mit P. J. Marchi (1795 bis 1860) und dvvn vor allem mit Joh. Bapt. De Rossi (1822 bis 1894). Heute unterstehen die Katakomben der obengenannten „Kommission für Christliche Archäologie“, als deren Eigentum sie auch durch die Lateranverträge erklärt wurden. Dieser Kommission obliegt die wissenschaftliche Erforschung, Publikation sowie Erhaltung. Aber wieviel war in der Zwischenzeit zerstört oder weggeschleppt worden und wie viele falsche Meinungen wurden gebildet, die sich, selbst in gebildeten Kreisen, leider immer noch mit großer Hartnäckigkeit erhalten haben!

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