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Keine Götterdämmerung

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Ein Wiener Politiker sagte nach iflem Tode Leopold Figls, daß nunmehr in Niederösterreich die Götterdämmerung beginne. Der Mann aus der Bundeshauptstadt meinte — und wohl wicht nur er —, daß mit dem großen Niederösterreicher und Staatsmann Leopold Figl der letzte Politiker der alten Garde dahingegangen sei, jener Mann, der das Land unter der Erms allein durch eine Persönlichkeit repräsentierte.

Das Kernland Österreichs war seit Jeher ein guter Nährboden für Politiker. Aus Niederösterreich sind sowohl in der Ersten wie auch in der Zweiten Republik eine Reihe von Männern hervorgegangen, die höchste Ämter im Staat einnahmen. Und was die Wiener Lokalorganisation der Sozialistischen Partei - für die SPÖ war, das war lange Zeit für die Christlichsozialen und für die Volkspartei ihre Organisation in Nieder-österreich. Vornehmlich galt das für den Niederösterreichischen Bauernbund. Darüber hinaus hatte das

Wort des niederösterreichischen Landeshauptmanns In der Bundeshauptstadt stets ein bedeutendes Gewicht, nicht nur, weil dieser im Herzen Wiens seinen Amtssitz hat. Leopold Figl und seine Vorfahren in der Ahnenskala der niederösterreichischen Landeshauptleute der vergangenen Jahrzehnte verfügten über eine politische Ausstrahlung, die weit über die Landesgrenzen hinausging.

Und was nun? Die Niederösterreicher haben im innerparteilichen Kräftespiel der Volkspartei viel Terrain an die Wiener und vor allem an die westlichen Bundesländer abgeben müssen. Das trifft zuerst die Bauern, die seit dem Abgang Hartmanns im Regierungsteam nicht mehr vertreten sind. Der Minister aus Niederösterreich (Dr. Prader) gehört dem ÖAAB an. Ein Symptom für das durch den sozialökonomischen Strukturwandel bedingte verschobene Kräfteparallelogramm im Land unter der Enns.

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