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Die Nachfolger

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Das Land unter der Erms und die Bundeshauptstadt Wien haben beide in diesen Tagen die gleichen Sorgen. Ist im niederösterreichischen Landhaus der Sitz des Landeshauptmanns durch den Tod Ing. Figls verwaist, so wird der Sessel von Bürgermeister und Landeshauptmann Franz Jonas demnächst durch seine Berufung in das höchste Amt der Republik frei.

In Niederösterreich dürfte eine Vorentscheidung schon gefallen sein. Auch der nächste Landeshauptmann wird wieder vom Niederösterreichischen Bauernbund gestellt. Hier drängt sich sofort ein Name auf, den die „grüne Front“ zu bieten hat: Minister a. D. Ing. Eduard Hartmann. Es ist jedoch bekannt, daß Ing. Hartmann eine Persönlichkeit ist, die sich jenseits seines engeren agrarischen Fachgebietes Kombinationen gern entzieht und beinahe mit Gewalt zum „König“ gemacht werden muß. Neben Ingenieur Hartmann wurden auch Abg. Alois Seheibenreif sowie als agrarischer Kronprinz Landesrat Andreas Maurer genannt. Abgeordneter Scheibenreif zeigt keine größere Lust, in seinen Jahren noch in die hohe Landespolitik umzusteigen, und LR Maurer braucht vielleicht noch Zeit, um sich für das Amt eines Reiter, Steinbock und Figl allgemein politisch stärker zu profilieren. Denn das ist der springende Punkt: Der Landeshauptmann von Niederösterreich soll nicht nur ein guter Sachwalter des Landes unter der Enns sein. Als Vertreter des Herzlandes Österreichs kommt seiner Person auch große Bedeutung als ein Faktor der Stabilisierung der gesamten Innenpolitik zu. Darum möchte man hoffen, daß Exminister Hartmann sich den an ihn ergehenden dringenden Ruf nicht verschließen wird. Die Verantwortung eines „Nein“ wäre zu groß.

Ein wenig, aber nicht viel anders liegen die Dinge in Wien. Vizebürgermeister Felix Slavik, lange Zeit „Favorit“ auf die Nachfolge Jonas', als diese nicht zur Debatte stand, dürfte aus mehr, .als einem Grund nicht kandidieren. Der Vorschlag, Wien in Person von Frau Stadtrat Jacobi eine Bürgermeisterin zu bescheren, ist doch zu abenteuerlich, als daß er in nähere Kombination geraten dürfte. Polizeipräsident Holaubeks Name wird als der eines „Außenseiters“ im Rennen genannt. Wenn auch Stadtrat Hans Mandl keine Lust für das hohe Amt zeigen sollte, so wäre es naheliegend, Landtagspräsident Bruno Marek auf den Schild zu erheben. Als Präsident der

Wiener Messe auch der Welt der Wirtschaft verbunden und durch profilierte Stellungnahmen als österreichischer Patriot über die Reihe seiner Parteifreunde hinaus angesehen, brächte er auch im äußeren Auftreten Eigenschaften mit sich, die dem Wort Bürgermeister Sinn und Inhalt geben.

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