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Mit Landesvater Lechner tritt ein Denkmal ab

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Hofübergabe in Salzburg. Landesvater Dr. Hans Lechner räumt seinen Sessel im Chiemseehof für seinen NachfolgerDr. Wilfried Haslauer. Der Entschluß kam sowohl für den Großteil der eigenen Parteifreunde als auch für den politischen Gegner völlig überraschend. Ein einsamer Entschluß, wie so viele in den 16 Jahren seiner Amtsausübung als Landeshauptmann. Aber wie alle diese Entschlüsse zeigt auch dieser von der menschlichen Größe und vom politischen Weitblick dieses Mannes, der in der Geschichte des Landes Salzburg sicher hoch einen Platz vor dem legendären Landeshauptmann Franz Rehrl einnehmen wird.

Am Honepunkt des Erfolges

Es ist wirklich nicht jedermanns, schon gar nicht eines Politikers Sache, am Höhepunkt seines Erfolges und seiner Macht, in bester gesundheitlicher Verfassung und am Gipfel der Popularität völlig freiwillig einem jüngeren Platz zu machen. Aber es wäre nicht Lechner, hätte er nicht unter vollstem Einsatz seiner Autorität für eine möglichst erfolgreiche Zukunft der Salzburger ÖVP in personeller Hinsicht die Weichen gestellt. Daß Wilfried Haslauer Landeshauptmann werden würde, stand schon lange fest. Es gibt in Salzburgs ÖVP keinen brillanteren Rhetoriker, besseren Fachmann und aktiveren Manager als ihn, der 1973 zum Landeshauptmannstellvertreter und Landesfinanzreferenten und 1976 zum Landesparteiobmann der Salzburger ÖVP gewählt wurde.

Landeshauptmannstellvertreter wird der 44jährige Gymnasialdirektor und Landesrat Dr. Hans Katschthar ler, der, 1974 von Lechner überraschend in die Landesregierung berufen, einen kometenhaften Aufstieg verzeichnet. Zum Landesrat für Finanzen wird der Leoganger Bürgermeister Dr. Albert Steidl, ebenfalls neu in der Landespolitik, und zum Agrarlandesrat der bisherige Klubobmann Dipl.-Ing. Anton Bonimaier berufen, der dem langjährigen Kampfgefährten Lechners, Landesrat Wolfgruber, folgt. Neuer ÖVP-Klub- chef im Landtag wird der erst 35jäh- rige Universitätsassistent Dr. Helmut Schreiner, bis 1976 Landesobmann der Jungen ÖVP.

Auch SP und FP mit neuen Männern

Die ÖVP geht also — nach den kürzlich erfolgten personellen Änderungen in der SPÖ - mit einem praktisch völlig neuen Team in die zweite Halbzeit bis zur nächsten Landtagswahl 1979. Mit Männern jedoch, die sich in ihren bisherigen Positionen bestens bewährt haben. Neu für diese ÖVP- Wachablöse war, daß sowohl Namen als auch Termin bis zum letzten Tag strengstens geheim geblieben waren.

Alle drei Parteien werden also neue Mannschaften in den Wettstreit um die

Gunst der Wähler schicken. Der neue Landeshauptmann Dr. Haslauer hat sicherlich vieles an Popularität seines Vorgängers aufzuholen, besitzt aber den Vorteil von zwei Jahren Landeshauptmann-Bonus und der wesentlich größeren Kontaktfähigkeit zu allen Schichten der Bevölkerung im Vergleich zu seinem sozialistischen Gegenspieler Dr. Moritz, dessen Verschlossenheit überdies noch mit einer in Salzburg wenig geschätzten ideologischen Linkslastigkeit gepaart ist.

Besonders unverständlich agiert die FPÖ, die zwar in der Person des weithin unbekannten Prof. Baumgartner bereits einen Nachfolger für den populären Landesrat Leitner designiert hat, ihn aber erst Anfang 1978 in die Landesregierung einziehen läßt. Damit besteht für die blaue Kampfmannschaft die echte Gefahr, nach den nächsten Landtagswahlen ihren einzigen Sitz in der Landesregierung zu verlieren. Die Zeichen scheinen also auch nach dem Abgang des Denkmals Lechner günstig für die ÖVP zu stehen.’Es liegt bei den neuen Männern, ihre Chance zu nützen.

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