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Wahlen: Letzter Aufruf für die alte Garde

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Zu einer neuerlichen, ziemlich aussichtslosen Kraftprobe mit ÖVP-Lan- desvater Friedrich Niederl rüstet derzeit Steiermarks SPÖ-Chef Landeshauptmannstellvertreter Adalbert Sebastian. Der weiß-grüne SPÖ-Lan- desvorsitzende, der bei den Landtagswahlen 1974 den Führungsanspruch für seine Partei erhob und dann drei Landtagssitze verlor (Mandatsstand 31 ÖVP : 23 SPÖ : 2 FPÖ), darf sich vor allem deshalb bei den Landtagswahlen von 1979 neuerlich den Wählern stellen, weil die Führungsgarnitur seiner Partei in sich zerstritten ist, der „steirische“ Bautenminister Josef Moser weiterhin lieber zweite Garnitur in Wien ist als erste in der Steiermark und weü die Junge Garde“ der steirischen Genossen eben noch um eine Wahlperiode zu jung ist.

In den letzten Monaten stand die steirische SPÖ im Zeichen eines spektakulären Ressorttausches in der Landesregierung. Auf Geheiß des Gewerkschaftsflügels (und hier scheint sich Hans Gros immer mehr zum eigentlich starken Mann der steirischen SPÖ zu entwickeln) tauschte Adalbert Sebastian nach 16 Jahren das Spitalsressort gegen das publikumswirksamere Gemeinderessort seines Regierungskollegen und innerparteüichen Widersachers Hans Bammer. Letzterer dürfte als neuer Spitalsverwalter bereits in allernächster Zeit zur radi- kalęn Reform der Spitalsgebühren (sprich: Primarärzte-Gehälter) blasen.

Für die Zeit nach den nächsten Landtagswahlen bietet sich schon heute Dr. Peter Schachner, Finanzrechtsprofessor und Generaldirektor der Grazer Verkehrsbetriebe sowie

Sohn des Sebastian-Vorgängers als Landeshauptmannstellvertreter, als neuer Finanz-Landesrat an. Zur Revolution der Söhne (früherer SPÖ-Spit- zen) zählt auch noch Dr. Günter Hor- vatek, Sebastians Pressereferent, der auch als Landesvorsitzender der Jungen Generation der SPÖ recht geschickt agiert. Im Gegensatz zu Juso- Konecny sprach sich Horvatek kürzlich ausdrücklich für den Religionsunterricht aus, nachdem sich allerdings zuvor sein schwarzer „Widersacher“ Junge-ÖVP-Obmann Hermann Schützenhofer auch dafür stark gemacht hatte. Ein Landtagsmandat und später vielleicht ein Regierungssitz dürfte auch für Horvatek „drinnen“ sein.

Eine kleine Vorentscheidung für die politische Stimmung im Lande dürfte bereits die Grazer Gemeinderatswahl des Jahres 1978 bringen. Bisher hat sich die Rathauskoalition zwischen ÖVP und FPÖ in Graz als wesentlich tragfähiger erwiesen als in Klagenfurt, wo die FPÖ auf Landesebene traditionell mit den Sozialisten liebäugelt. Obwohl die Grazer SPÖ der Rathauskoalition nur ein Mandat abnehmen müßte, um das Bündnis ins Wanken zu bringen, scheint ihre bisherige Oppositionspolitik noch keine neuen Wählerstimmen angezogen zu haben. Meinungsumfragen zeigen jedenfalls Bürgermeister Alexander Götz als Publikumsliebling an der Spitze, knapp gefolgt von ÖVP-Vizebürger- meister Franz Hasiba, der ja 1973 von der Landespolitik ins Grazer Rathaus übersiedelte und bereits kräftig Terrain gewinnen konnte. SPÖ-Chef Karl Stoiser, der ebenso wie Sebastian innerparteilicher Kritik ausgeliefert ist, folgt etwas abgeschlagen auf Platz 3.

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