6887713-1979_34_05.jpg
Digital In Arbeit

Mehr Arbeitsplätze, Ausbau der „Süd“

Werbung
Werbung
Werbung

Große Sensationen sind am 7. Oktober in Kärnten nicht zu erwarten, wohl aber wird den Landtagswahlen in Österreichs südlichstem Bundesland erhebliches Interesse entgegen-s .gebracht, tritt doch der neue ÖVP-Landesparteiobmann und Bacher-Nachfolger Stefan Knafl erstmals hauptverantwortlich gegen zwei „wahlkampferprobte“ Parteiführer an: Gegen Landeshauptmann Leopold Wagner, der durch seine freundlich-verbindliche Art eine gute Wahllokomotive der SPÖ abgibt, und gegen den Fremdenverkehrs-Ladesrat Mario Ferrari-Brunnenfeld von der FPÖ.

Bei den letzten Landtagswahlen 1975 konnte die Volkspartei unter der Führung von Herbert Bacher zwar mehr zusätzliche Stimmen gewinnen als'die SPÖ, doch an der Mandatsverteilung änderte sich nichts: Es blieb bei 20 SPÖ : 12 ÖVP : 4 FPÖ.

Kärnten hat seinen wirtschaftlichen Aufholprozeß der letzten Jahre zu einem guten Teil seiner landschaftlichen Vielfalt und damit dem Fremdenverkehr zu verdanken. Wenn sich Kärnten heute als modernes Bundesland präsentiert, so kommt dies in erster Linie den das Bundesland seit 1945 dominierenden Sozialisten zugute: „Das einstmals als armes Außenseiterland verschriene und bedauerte Land Kärnten ist zu einer der modernsten und liebenswertesten Regionen unserer Republik geworden“, heißt es daher auch im SPÖ-Wahlprogramm „Der Kärntner Weg“.

Landeshauptmann Wagner macht auch gar kein Hehl daraus, daß er und seine Partei das Heft weiter fest in der Hand behalten wollen: „Straßenbaureferent Knafl hat keine Chance, eine Straße zu bauen, die wir nicht wollen, und Ferrari kann keine Aktivitäten setzen, die wir nicht billigen“, bekannte er freimütig in einem Gespräch mit der „Kleinen Zeitung“.

Die Dominanz der Sozialisten im Lande, die sich nicht auf Wahlergebnisse beschränkt, sondern natürlich auch auf die reichhaltige Postenlandschaft erstreckt, ist seit Jahren auch traditioneller Angriffspunkt der Opposition: Auch in diesem Wahlkampf fordert die Kärntner Volkspartei „ein Leben ohne politischen Zwang“ (Plakatslogan) und setzt sich dagegen zur Wehr, daß in der Landesverwaltung vorwiegend Sozialisten zu Arbeitsplätzen kommen.

Etwas unberechenbar ist in Kärnten die Rolle der FPÖ: In der Landeshauptstadt Klagenfurt existiert bekanntlich seit 1973 eine bürgerliche Koalition nach Grazer Muster unter Führung des ÖVP-Bürgermeisters Leopold Guggenberger. Diese Zusammenarbeit zwischen ÖVP und FPÖ hat freilich bei den letzten Gemeinderatswahlen fast zur Vernichtung der Klagenfurter FPÖ geführt.

Auf Landesebene wiederum ist ein gewisses' Techtelmechtel zwischen SPÖ und FPÖ nicht zu übersehen: So haben diese beiden Parteien in Übereinstimmung der (schwarzen) Landwirtschaftskammer Kompetenzen weggenommen und an das Land übertragen. Inwiefern das neue Wahlrecht das Verhältnis SPÖ und FPÖ auf Landesebene trübt, bleibt abzuwarten. Fest steht, daß das von der SPÖ im Alleingang beschlossene Wahlrecht die schwächeren Parteien schwer benachteiligt.

Während die Volkspartei mit dem Wunsch „stärker werden“ zu wollen den Bescheidenen spielt, greift die SPÖ nach dem 21. Mandat: Um dieses Ziel zu erreichen, soll ausgerechnet ein Slowene auf das Kampfmandat gesetzt werden, um so die Slowenen-Stimmen einzuheimsen.

Neben Fragen des Fremdenverkehrs, der Sozial- und Gesundheitspolitik sowie des kulturellen Engagements stehen vor allem zwei Punkte im Vordergrund der Wahlauseinandersetzung:

• Sicherung der Arbeitsplätze: Kärnten hat die höchste Arbeitslosenrate aller Bundesländer. Während die ÖVP stärkere Hilfen seitens des Bundes fordert, um die beruflich bedingte Abwanderung zu verhindern, pocht Landeshauptmann Wagner auf Kontakte mit General Motors, deren Ziel die Errichtung auch eines Kärntner Werkes sein soll.

• Ausbau der Verkehrswege: Insbesondere die Südautobahn steht im Mittelpunkt des Interesses. In Kärnten fehlen noch die längsten Strecken der „Süd“. Die ÖVP drängt aber auch nach Fertigstellung der Karawankenautobahn, weil sich mit dem Ausbau der Tauernautobahn der Gastarbeiterstrom immer mehr von der Steiermark auf Kärnten verlagert hat. Wagner brachte übrigens nach einem Mallorca-Besuch eine Krei-sky-Zusage für zusätzliche 400 Millionen für die „Süd“ nach Hause.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung