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Die Sehnsucht nach Klaus

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„Wir wollen das Salzburger Klima trotz aller gegenteiligen Ansichten auch weiterhin erhalten", erklärte

Landeshauptmannstellvertreter Steinocher (SPÖ) kurz nach den letzten LandtagswaMen 1969 in Salzburg, die mit zuvor nie gekannter Schärfe des Wahlkampfes die bisher knappste Stimmendifferenz zwischen ÖVP und SPÖ gebracht hatten. Zeigen die Jahre nach diesen Landtagswahlen auf Landesebene eher ein politisch ruhiges Klima, so dürfte sich innerhalb der ÖVP in den nächsten Wochen und Monaten einiges bewegen.

Denn soJlte es zum Gang des Lan-desparteiobmannes Glaser in die ÖAAB-Zentrale nach Wien kommen, so würde das de facto sein Ausscheiden aus der LandespoUtik bedeuten.

Meinen Glasers Gegner, die Situation wäre durch die starke Abwesenheit des Parteiobmanns infolge seines Nationalratsmandates olinehin schon prekär gewesen („Glaser war ein Landesparteiobmann fürs Wochenende"), so befürchtet man, daß der Nachfolger kaum jener starke Mann sein wird, der nach vier verlorenen Wahlen die ÖVP aus der Sackgasse ziur eindeutig stärksten Partei im Land an der Salzadi führen würde:

• Die ÖVP hatte nämlich nach dem großen Triumph vom 6. März 1966 bereits im darauffolgenden Jahr gegen den sozialistischen Bürgermeister Bäck die Gemeinderatswahlen um die Landeshauptstadt eindeutig wie nie zuvor verioren,

• hatte bei den LandtagswaMen die bisher stärkste Stimmeneinbuße seit 1945 erleiden müssen,

• bei den Gemeinderatswahlen auf dem Land mit Ausnahme des Gasteiner Tales durchwegs fühlbare Einbußen erlitten,

• und schließlich den schlediten westösterreichischen Trend am 1. März 1970 ebenfalls mitgemacht.

Fleißige FPÖ

Würden so viele verlorene Wahlen eigentlich dafür sprechen, daß Glasers Abtritt als Landesparteiobmann von breiten Parteikreisen begrüßt würde, so weiß man in Salzburg, daß Karl Glaser hier keineswegs persönliche Schuld trägt, sondern daß vielmehr das schlechte Image der Gesamtpartei und der große Fleiß der FPÖ zu diesem Absdmeiden bei-getraigen haben. Daß Glaser schwer zw ersetzen sein wird, geht nämlidi auch aus der Tatsadie hervor, daß sich keiner der Nachfolgekandidaten unmittelbar aufdrängt.

• Landeshauptmann DDr. Hans Lechner, dessen gutes Image als Landeshauptmann ihm zweifellos audi als Parteiobmann nützen würde, wäre sicher der erste Kandidat; man weiß aber, daß Lechner selbst nie Parteiobmann werden wollte und seine Stellung als Landeshauptmann eher von dieser Bürde freihalten will.

• Der als zweite Kandidat genannte Dr. Winfried Haslauer zeigte eigentlich mit Ausnahme seiner Stellung als Landtagsabgeordneter und Kammeramtsdirektor der Kammer der gewerblichen Wirtschaft nach seinem Ausscheiden aus der großen Politik (1970 trat er als Vizebürgermeister zurück) wenig Ambitionen, ein politisches Comeback zu versuchen. Als Wirtsdiaftsbundmandatar hat er arudi wenig Chancen, die Stimmen der ÖAAB- und Bauernbundfunk-tionäre zu erhalten. • So bietet sich schließlich als dritter Mann der Thalgauer Bürgermeister, Landtagsabgeordneter und ÖVP-Fraktionsobmann Josef Schmd-dinger an, dem man aber wegen seiner bisher zu geringen Bekanntheit ebenfalls geringe Chancen gibt. Kein Wunder also, daß man nadi einem vierten Kandidaten Ausschau hält.

So kam Exbundeskanzler Dr. Josef Klaus, vor seinem Sprung in die Bundespolitik Landeshauptmann und Landesparteiobmann der ÖVP in Salzburg, auf diese Weise ins Gespräch. Man erinnerte sich, daß sich Landeshauptmann Lechner, als er Klaus nachfolgte, selbst nur als „Platzhalter" für Klaus bezeichnete. Mündliche Gespräche mit kleinen Funktionären zeigten, daß das Klaus’sche Image in Salzburg nach wie vor überaus gut ist: „Wir glauben, daß Klaus für die Salzburger ÖVP noch immer eine sehr gute Lösung als Landesparteiobmann wäre", erklärten ÖVP-Poli-tiker, die ungenannt bleiben wollen, der „Furche" auf die Frage, wie man denn eine solche politische Auferste-

hung sehen würde und ob Klaus dazu überhaupt bereit wäre. Glaubt man derzeit trotz dieser Spekulationen, daß Lediner schließüch doch Landesparteiobmann werden wird, so hat sich gerade innerhalb der letzten zwei Wochen ein Trend abgezeichnet, den die Salzburger nicht beeinflussen können, der aber dazu führen würde, daß der neue und alte Parteiobmann wieder Kari Glaser heißt.

Denn noch gilt es unter ÖAAB-Poli-tikern nicht als sidier, daß Glaser tatsächlich beim Führungswechsel im Mai ÖAAB-Chef Maleta nachfolgt.

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