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Franz Sauerzopf, der Vielseitige

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Er wollte ja eigentlich ÖAAB-Obmann im Burgenland werden, und das schon vor einem halben Jahr. Deswegen würde er auch nicht böse sein, wenn er den Landesparteiobmann nicht „(Hermacht“. Denn dem Tennislandesmeister im Doppel, der neben seinen politischen Ämtern (Bezirksparteiobmann, Stadtrat und Landesobmann des Akademikerbundes) auch noch elf Stunden wöchentlich in der HAK unterrichtet (Rechtskunde und Volkswirtschaftslehre), war in seinem Leben noch an keinem Tag langweilig. Für seine Gattin und seine vier Kinder (vier bis neunzehn Jahre) wäre es wahrscheinlich auch besser, wenn ein anderer den begehrten Posten erhält, denn der ehemalige Richter ist sehr familienverbunden.

Trotz alledem, der Jurist (mit 22 Jahren Promotion, bis 1972 Gerichtsvorsteher und Vorsitzender eines Berufungssenates in Eisenstadt) ist nicht nur auf die Verhandlung, sondern auch auf die Zeit danach gut vorbereitet: es soll der Weg freigemacht werden für ein neues Bild der ÖVP in der Öffentlichkeit, die kleinen Funktionäre sollen wieder von der Partei begeistert sein.

Die „Es-geht-wieder-aufwärts“-Stimmung „über Nacht“ (das heißt, bis zum Sommer) zu erzeugen, traut sich Sauerzopf zu: eine Meinungsumfrage durch das Landesjugend-referat sei für die ÖVP als Partei, auch und besonders bei den Jugendlichen, gut ausgegangen. „Die ÖVP muß wieder zur Gesinnungsgemeinschaft, die Politik mit familiärer Freundschaft verbunden werden.“

Ansetzen will Sauerzopf in den Gemeinden, wo „wir wirklich viele sehr gute Leute haben“. Jetzt sei es Zeit, dem Faktum, daß Österreich heute generell eine Arbeitnehmer gesellschaß ist („V/er das nicht begreifen will, soll aus der Politik gehen!“), und daß die „neue burgen-ländische Gesellschaft“ bereits gebildet sei, auch durch eine neue ÖVP-Führergeneration Rechnung zu tragen:

Sie muß im Freizeitbereich und nicht nur bei Weinkosten und Fleckviehversteigerungen präsent sein.

Es sei lächerlich, sich in der ÖVP immer nur auf den Strukturwandel ausreden zu wollen; nach dieser Theorie müßte nämlich ganz Vorarlberg rot sein.

Aber nicht nur für den Posten des Landesparteiobmanns, der zu werden Sauerzopf keinen Ehrgeiz zeigt, wohl aber dafür, es erfolgreich zu sein, und für die Zukunft des bur-genländischen ÖAAB hat der (auch noch) Magister der Wirtschaftswissenschaften klare Vorstellungen und zusammenhängende Konzepte parat; auch in der Bundespolitik sähe der ehemalige Mattersburger Sportreferent auf Grund seiner Ausbildung, Theorie und Praxis sowie politischer Erfahrung“ Aufgaben wie zum Beispiel die Familienrechtsreform oder ähnliches.

Wo nun hin mit dem Sechsund-vierzigjährigen? Sollten ihn entgegen allen Andeutungen und Notwendigkeiten die „großen Fünf doch nicht zum Landesparteiobmann küren, so hat er sich in weiser Voraussicht selbst noch anderes offengelassen: er ist bereit für vieles.

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