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Des Franz Soronics langer Abschied
Mehr als ein Dutzend burgenländi-scher ÖVP-Funktionäre sitzen auf dem großen Postenkarussell, fünf Mann halten es in Schwung. Und dies so heftig, daß kürzlich Handelskammerprä-sidentRobert Greif, starker Mann in der Landespartei, in der Öffentlichkeit beruhigen mußte: Er könne gar nichts Definitives sagen. „Weitgreifende Veränderungen“ werden notwendig sein.
Sicher ist nach Graf nur, daß die fünf Königsmacher nicht untereinander Posten tauschen werden, was aber vermutlich auch mit Vorsicht zu genießen ist. Graf selbst möchte nach eigenen Worten weder einen Kraftakt setzen, noch das schwierige Soro-nics-Erbe antreten: Wenn er von Wien weggehe, gehe er auch aus der Politik.
Neben Graf gehören Noch-Landes-parteiobmann (und ÖAAB-Landes-obmann) Franz Soronics, Bauern-bundobmann Reinhold Polster, sowie die Landesräte Josef Wiesler (Bauernbund) und Rudolf Grohotolsky (Wirtschaftsbund) zu den fünf Königsmachern. Obwohl anzunehmen ist, daß die fünf Genannten in Wien nicht nur die Wetterlage diskutierten, geben sie sich so, als hätte es noch keine Vorentscheidungen gegeben. Nicht nur einer der Betroffenen betont, sein diesbezügliches Wissen aus der Zeitung zu haben. Danach solle der Mattersburger Bezirksparteiobmann Franz Sauerzopf (ÖAAB) Parteiobmann und Landesrat, Wirtschaftsbund-Landesrat Grohotolsky für zwei Jahre Landeshauptmann-Stellvertreter werden und Soronics selbst das Landtagsmandat von Sauerzopf übernehmen.
Spitzenreiter Sauerzopf, der sich
selbst als Individualist und Anhänger der Arbeitsteilung auch in der Politik bezeichnet, knüpft an seine Wahl Bedingungen: Ihm müßte der Posten des Parteiobmannes für zwei Perioden sicher sein. Früher sei keine schwarze Mehrheit im Lande zu schaffen. „Stimmen“ würde mit Sauerzopf auch der parteiinterne Bündeausgleich, was auf den immer wieder neben Sauerzopf genannten Bauernbunddirektor Günther Widder nicht zutreffen würde. Er gilt dafür als aussichtsreicher neuer Landesparteisekretär, zumal Soronics-Vertrauter Josef Schmall vermutlich auch den Schreibtisch wechseln dürfte.
Widder hält es für unklug, sich vorzeitig festzulegen und meint, mit jedem Genannten („auch mit Schmall“) das beste Einvernehmen zu besitzen. Qbwohl er angibt, „in allen möglichen Konstellationen arbeiten“ zu wollen, heißt es im Burgenland, ohne Sitz in der Landesregierung werde er sich nicht verändern. Neben ihm wird auch Bürgermeister Halbritter (Neusiedl), einst auch in Diskussion als Soro-nics-Nachfolger, als Landesparteisekretär genannt. Ebenso ist die Rede von Soronics-Sekretär Winfried Hik-ke, der als „freundlicher, offener und politischer Mensch“ zu Sauerzopfs persönlichem Reservoir zählt. Eine Ubersiedlung von ÖAAB-Landesse-kretär Karl Kaplan in die Parteizentrale hat inzwischen an Aktualität verloren.
Mit Spannung wird aber auch der Personalentscheidung an der Spitze des ÖAAB entgegengesehen. Genannt wird immer wieder Beamtenpersonal-
vertreter Abgeordneter Johann Karall, der sich bei den Kroaten stark (manche meinen zu stark) exponiert hat; letzter Stand für ihn ist eher der Posten deröVP-Klubchefs. Wennkein Beamter an der Spitze des ÖAAB erwünscht ist, kann sich Alois Schwarz, Vizepräsident der Arbeiterkammer, Chancen ausrechnen: Prinzipiell sei er bereit und auch mit Sauerzopf einer Meinung, daß der Parteiobmann nicht auch den ÖAAB fuhren solle. Neben Schwarz fiel aber auch der Name des jungen Güssinger Abgeordneten Wolfgang Dax.
Wie geht das Spielchen nun weiter? Am 3. April tagte die Landesparteileitung, die den Termin des Parteitages für 27. Mai fixierte. Dä Soronics wegen einer Kur an der Sitzung der Parteileitung nicht teilnehmen konnte, war mit einer definitiven Entscheidung noch nicht zu rechnen. Vorläufig kann die Burgenland-VP nur hoffen, daß die allfälligen Neuwahlen (aufgrund der Wahlanfechtung beim VGH) nicht allzu früh stattfinden werde'n. Das Postentrara, bei dem es um bündische und um persönliche Rivalitäten geht, hätte weniger spektakulär über die Bühne gehen können, hätte man sich rascher an die Entscheidungen herangewagt. Möglicherweise wäre dann auch eine Chance für eine glatte Lösung wie in Salzburg oder Oberösterreich vorhanden gewesen.
Eine solche Lösung ist aber derzeit nicht in Sichtweite, was verständlich ist: Der aufgewirbelte Sand hat die Augenhöhe überstiegen...
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