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Eine Woche Österreich

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Roland Minkowitsch, seit 1970 Präsident des Bauernbundes der ÖVP, will beim nächsten Bundesbauerntag im Herbst nicht mehr für dieses Amt kandidieren. Er möchte sich in Zukunft ganz seiner Aufgabe als 2. Präsident des Nationalrates widmen und sich schriftstellerisch um grundsatzpolitische Anliegen kümmern. Derzeit wird als Nachfolger der Scheibbser Bürgermeister Alois Derfler gehandelt. Allerdings werten politische Beobachter diese Variante als nicht sehr realistisch: Derfler, Vizepräsident der niederösterreichischen Landwirtschaftskammer, sitzt nicht im Parlament. Ein Bauern-bundpräsident, der nicht im Nä-tionalrat gegenüber der Regierung auftreten kann, wäre nur eine halbe Lösung. Sollte es sich dabei um eine gezielte Indiskretion handeln, gewinne der Bauernbund Zeit, Uber den Sommer über in Ruhe die Nachfolgefrage zu regeln. Obwohl sich ÖVP-Generalsekretär Sixtus Lanner ziert und dementiert, bleibt er gut im Rennen. In seinem ureigensten Metier, so heißt es, könnte der als Generalsekretär ohnehin nicht unumstrittene Lanner wieder all jene Qualitäten ausspielen, die jetzt in der ÖVP-Zentrale nur ungenügend zur Geltung kommen.

Friedrich Niederl, Landeshauptmann der Steiermark, ist neben Minkowitsch und Niederösterreichs Landesvater Andreas Maurer der dritte prominente ÖVP-Politiker, der Rücktrittsabsichten hegt. Völlig überraschend stellte er am 27. Mai anläßlich seiner Wahl zum Obmann der Raiffeisenkassa fest, daß für ihn damit ein neuer Lebensabschnitt beginne und er zwar „nicht vor dem Sommer”, vielleicht aber doch schon in absehbarer Zeit als Landeshauptmann abtreten werde. Sicherer Tip in der Nachfolge ist der stei-rische Landesrat Josef Krainer, der Sohn des gleichnamigen und legendären Niederl-Vorgängers. *

In Sachen Rechnungshof wurde SPÖ-Klubobmann Heinz Fischer mit einer neuen Variante vorstellig: Der Präsident, Kandidat ist der FPÖ-Mann Tassilo Broesigke, sollte am 11. Juni gekürt werden, über den Vizepräsidenten könnte dann zu einem späteren Zeitpunkt abgestimmt werden. Ob dem Rechnungshof und seiner Kontrolltätigkeit mit so einer taktischen Lösung gedient wäre? Der Streit um den Vizepräsidenten würde erst recht weitergehen ...

Eine echte Lohnsteuerreform wird es zum Jahreswechsel nicht geben: Das ist das - nicht unerwartete - Ergebnis der Budgetklausur der Bundesregierung vom 2. Juni. Alle anderen Erklärungen sind mit großer Vorsicht zu genießen, da erst die konkreten Budgetverhandlungen auf Ministerebene weisen werden, was uns sonst noch an Belastungen ins Haus steht. Und nicht alles, was bei der Klausur ausgehandelt wurde, fand den Weg an die Öffentlichkeit: Hier kommt dem Finanzminister das sogenannte Budgetgeheimnis zugute, das ihn bis zur Budgetrede im Oktober vor allzu neugierigen Fragen schützt. Eine Galgenfrist für die Steuerzahler.

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