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Damit die grüne Mark schwarz bleibt

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Landeshauptmann Dr. Friedrich Niederl und die steilische Volkspartei graben in diesen Tagen bereits die Startlöcher für die spätestens im Oktober 1979 fälligen Landtagswahlen. Ähnlich wie vor fast genau vier Jahren das weiß-grüne Programmheft der ÖVP, das „Modell Steiermark“, mit zu einem politischen Zwischenspurt beitrug, soll nun der noch druckfeuchte „Steiermark-Bericht“ der ÖVP eine Realisierungsbilanz ziehen. Niederl, der den in einer Auflage von 25.000 Stück herausgegebenen Bericht diese Woche in Graz präsentierte, möchte damit allen Interessierten die Gelegenheit geben, „in einer sachlichen Atmosphäre die landespolitischen Leistungen zu überprüfen“. Die Leistungsschau hat somit ganz klar die nächsten Landtagswahlen im Visier, was auch notwendig ist: Schließlich hat sich die steiri-sche Volkspartei bei den letzten Wahlen am 20. Oktober 1974 mit einem Rekordergebnis (31 ÖVP : 23 SPÖ : 2 FPÖ) die Latte selbst recht hoch gelegt.

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Landeshauptmann Dr. Friedrich Niederl und die steilische Volkspartei graben in diesen Tagen bereits die Startlöcher für die spätestens im Oktober 1979 fälligen Landtagswahlen. Ähnlich wie vor fast genau vier Jahren das weiß-grüne Programmheft der ÖVP, das „Modell Steiermark“, mit zu einem politischen Zwischenspurt beitrug, soll nun der noch druckfeuchte „Steiermark-Bericht“ der ÖVP eine Realisierungsbilanz ziehen. Niederl, der den in einer Auflage von 25.000 Stück herausgegebenen Bericht diese Woche in Graz präsentierte, möchte damit allen Interessierten die Gelegenheit geben, „in einer sachlichen Atmosphäre die landespolitischen Leistungen zu überprüfen“. Die Leistungsschau hat somit ganz klar die nächsten Landtagswahlen im Visier, was auch notwendig ist: Schließlich hat sich die steiri-sche Volkspartei bei den letzten Wahlen am 20. Oktober 1974 mit einem Rekordergebnis (31 ÖVP : 23 SPÖ : 2 FPÖ) die Latte selbst recht hoch gelegt.

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Durch die Kombination von Photo, Text, Graphik und Karikatur wirkt der Steiermark-Bericht als recht unkonventionelle Art der politischen Rechnungslegung. Neben sachlicher Information über im Landtag verabschiedete Gesetzeswerke (Raum-ordnungsgesetz,Kindergarten-,

Landwirtschaftsförderungs- und Hausstandsgründungsgesetz etc.) bietet die Broschüre auch jenen Interessenten, deren politisches Kleinhirn nicht durch Alltagspragmatik ausgelaugt, sondern fallweise auch für Po-lit-Comics frei nach Asterix empfänglich ist, eine leicht verdauliche Kost. Wem entschlüpft nicht ein leichtes Schmunzeln, wenn Niederl zwischen den Textzeilen über das Kindergartengesetz als Kindergartentante verkleidet Ringelreia tanzt? Oder wenn Straßenbau-Landesrat Dr. Josef Krainer aus den Taschen seiner Hose (einer Lederhose, versteht sich!) offenbar fehlende Straßen herauszaubert?

Zum ernsten Hintergrund der Akgerade leicht ist, eine einmal geschaffene Programm-Diskussion über eine längere Phase hiriaus durchzuhalten. Nur zu oft wurden aus recht vordergründigen Aspekten heraus Expertenrunden installiert, Programme zusammengeschrieben und Grundsätze aufgestellt, um meist nach geschlagener Wahl den Weg fast allen Papierenen zu gehen. Nämlich in den Papierkorb oder in irgendein Archiv, was am Überlieferungswert für die Nachwelt gemessen meist auf das gleiche Ergebnis hinausläuft. Man denke etwa an die 1400 Experten Kreiskys oder auch die 107 Punkte der ÖVP bei den Nationalratswahlen von 1971.

Das „Modell Steiermark“, das sich als Langzeitprogramm versteht und sehr wesentliche Federzüge von Josef Krainer und Bernd Schlichet, seines Zeichens steirischer ÖVP-Denker, trägt, wurde in den letzten Jahren schon mehrfach ergänzt und in speziellen Bereichen durch Sonderpragramme (Grazer Stadterneuerungskonzept, Bildungsplan, Kulturbroschüre) ausgebaut. Die nunmehrige Realisierungsbilanz spinnt den Faden weiter. Gleichzeitig damit sollen aber noch in diesem Herbst drei Modell-Steiermark-Konferenzen abgehalten werden, die zu den Themen „Das Kind in der Schule'', „Der Mensch im Betrieb“ und „Der Patient im Krankenhaus“ neue Orientierungspunkte für die nächsten Jahre setzen sollten. Höhepunkt der ÖVP-Herbstarbeit wird aber zweifelsfrei der Steiermark-Kongreß am 5. und 6. November sein. Neben Parteichef Josef Taus wird auch der niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht kurzfristig aus der Auslagenscheibe der CDU zur steirischen ÖVP übersiedelt, was ihm wahrscheinlich nicht ungelegen kommen wird, besitzt er doch in der Obersteiermark eine frequentierte Jagdhütte. In weiterer Folge sind von der steirischen ÖVP auch noch eine Förderalismus- und eine Liberalismus-Enquete geplant. Mit fundierten Aussagen zum Thema Förderalismus möchte Niederl gewissermaßen als Gralshüter des österreichischen Förderalismus jenen ungebetenen Hauch von Kantönligeist abstreifen, der ihm im politischen Tageskampf gerne angedichtet wird.

Daß die Volkspartei in der Steiermark so fest im Sattel sitzt, das haben die Funktionäre-und Freunde dieser Partei nicht allein den Personen Niederl und Krainer sowie den Programmen zu danken, sondern auch dem Umstand, daß die steiri-sche SPÖ unter ihrem Vorsitzenden Adalbert Sebastian bei allem Respekt vor dessen Arbeit für das Land nicht so recht ihrer Rolle gewachsen ist. Die jüngsten Ressort-Revirements unter den SPÖ-Lan-desregierungsmitgliedern unterstreichen das Fehden einer Alternative und den Zwang zur Zementierung der bestehenden Regierungsgarnitur. Kenner der Steiermark behaupten, der Struktur nach könnte sie auch ein rotes Bundesland sein, die SPÖ trage aber selbst dazu bei, daß der schwarze Landeshauptmann nahezu wie ein heruntergestiegener „Gottvater Wolkenschieber Niederl“ wirkt.

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