Erzherzog Josef von Steiermark

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Er repräsentierte Weltläufigkeit, kulturelle Offenheit und "think big" in der Grazer Burg, sein Auftreten hatte stets etwas Staatsmännisches - ein Sohn der Steiermark in der Tradition eines Hanns Koren, dem Heimat "nicht Enge sondern Tiefe" war.

Von 1980 bis 1995 war Josef Krainer Landeshauptmann der Steiermark. Lange wurde er "der junge Krainer" genannt, denn "der Krainer", das war sein gleichnamiger Vater, der von 1948 bis 1971 an der Spitze des Landes stand. Bereits unter Josef Krainer sen. wurde manches grundgelegt, woran der Sohn dann anknüpfen sollte: die überregionale Zusammenarbeit, neue Akzente in der Kulturpolitik. Zunächst diente Josef Krainer als Landesrat unter Friedrich Niederl, der Krainer sen. auf dessen Wunsch hin als Landeshauptmann beerbte. In der Ära Niederl wurde die legendäre Denkwerkstatt "Modell Steiermark" ins Leben gerufen und die arge Alpen-Adria initiiert.

Beides wurde von Josef Krainer als Landeshauptmann mit Herzblut weitergeführt. Sein Verständnis von Politik (auch) als Experimentierfeld, das Lancieren unkonventioneller Ideen, das beständige Bemühen um länderübergreifende Projekte, lange bevor das Regionendenken in Mode kam, damit verbunden natürlich auch der Versuch, politische und kulturelle Breschen in den Eisernen Vorhang zu schlagen, die "politische Innovation als Prinzip", wie es Erhard Busek einmal nannte - all das wurde konstitutiv für ein spezifisch "steirisches Klima" und trug dazu bei, dass die steirische vp nicht nur die Lufthoheit über den Stammtischen sondern auch die geistig-kulturelle Vorherrschaft im Lande innehatte. Mit seiner Mischung aus intellektueller Prägnanz, stupender Bildung und - ganz wichtig! - einem phänomenalen Personengedächtnis war Krainer in seiner Glanzzeit gewiss eine Ausnahmeerscheinung unter den Landeshauptleuten.

Unter der eindrucksvollen Oberfläche freilich wuchs bereits jenes System vielfältiger Verflechtungen, welches dem Begriff "steirisches Klima" heute einen ganz anderen Klang verleiht und der Landes-vp massiv zu schaffen macht. Josef Krainer selbst teilte in den letzten Jahren seiner Amtszeit das Schicksal vieler lange an der Macht befindlicher Großer: Er verwechselte sich zusehends mit dem Land. Genau dies verstellte ihm wohl, ähnlich wie etwa Helmut Kohl, den Blick für den richtigen Zeitpunkt des Abgangs - nicht erst als Geschlagener - von der politischen Bühne. Die persönliche Betroffenheit über die Wahlniederlage am 17. Dezember 1995 stand Krainer ins Gesicht geschrieben. Wie er damit umging, seinen Rückzug aus der Politik gestaltete, ließ noch einmal Würde und Stil erkennen.

Seither enthält er sich konsequent jedweder politischen Äußerung. Am Freitag dieser Woche feiert Josef Krainer seinen 75. Geburtstag. RM

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