In Niederösterreich geht man wieder zur Tagesordnung über. Im Juli wird der neue Landtag zu seiner konstituierenden Sitzung zusammentreten. Seine erste Aufgabe wird es sein, die Wahl der Regierung vorzunehmen — es ist das Kabinett Maurer III.
Die „Rapid-Viertelstunde“ im niederösterreichischen Landtagswahlkampf wurde eingeleitet — wie denn auch anders — von der favorisierten ÖVP. Landeshauptmann Maurer und der „Generalstabschef“ der Wahlkampfstrategie, Landesparteisekretär Dr. Bernau, erklärten in einem abschließenden Pressegespräch, daß die „Könner“ — so ein Wahlkampfplakat über die fünf Spitzenkandidaten der Volkspartei — rund eine Viertelmillion Niederösterreicher im Wahlfeldzug angesprochen hätten.
Als die ÖVP Niederösterreich die Landtagswahlen vom Herbst auf Juni vorverlegte, da wurde sie wohl auch ein wenig von dem Gedanken beflügelt, ansonsten in den Sog von Präsidentenwahlen hineinzugeraten. Die Rechnung ist aufgegangen. Oder vielleicht doch nicht ganz? Wird die 14 Tage nach den Landtagswahlen stattfindende Entscheidung auf Bundesebene “ihre Schatten vorauswerfen?
In den Hauptquartieren der Parteien in Niederösterreich laufen die Vorbereitungen für den im Wonnemonat Mai kuliminierenden Wahlkampf auf Hochtouren. Der „Salzburger Schnürlregen“ war vor allem für die Sozialisten Anlaß, ihre Strategie nochmals zu überdenken. Erreicht die „Westwetterfront“ am 9. Juni auch Niederösterreich? Läßt sich auch im Lande unter der Enns ein Erdrutsch zugunsten der ÖVP erwarten?Nun, die Prognosen der Spitzenpolitiker sind betont zurückhaltend. Landeshauptmann Maurer ist vorsichtig optimistisch, hat keineswegs — wie „General“ Kohlmaier auf
Es lief alles, wie es die ÖVP-Stra-tegen „am Sandkasten“ geprobt haben: Der Landtag hat — wenn auch in einer recht turbulenten Sitzung — seine vorzeitige Auflösung beschlossen. Und da die Sozialisten mitstimmten, hat dann auch die Bundesregierung keinen Einspruch erhoben. Die Landesregierung kann die Wahlen für den 9. Juni ausschreiben — die SPÖ ist zwar mit dem Termin nicht einverstanden, aber hier genügt ein Mehrheitsbeschluß im Kabinett — und der Fristenlauf kann beginnen. Es liefe wirklich alles wie am Schnürchen, wenn nur die Maul- und Klauenseuche der Volfespartei
Es ist keine Frage, daß die niederösterreichischen Landtagswahlen im Oktober auch Schlüsselwahlen für die Bundespolitik sein werden. Werden es Wenzel- oder Gratz-Wahlen? Heißt die Alternative Maurer—Czettel oder gar Maurer—Kreisky? Schließlich hat der gesundheitlich nun wieder fite „Andreas aus Trautmannsdorf“ den „Bundes-Bruno“ aufgefordert, bei den künftigen Landtagswahlen in Nö. „in den politischen Ring“ zu steigen. Die ÖVP will bewußt einen Bundeswahlkampf. Der Stier soll bei den Hörnern gepackt werden. Herausforderer Vizelandeshauptmann Czettel will dagegen die Landespolitik in den Vordergrund stellen. Das heißt aber nicht, daß nicht auch Kreisky und Genossen bei der Wahlwerbung mitmachen werden. Die FPÖ tritt wieder als Außenseiter an. Die ÖVP hat eine minderheitenfreundliche Wahlrechtsreform abgelehnt. Maurer braucht offenbar keinen „blauen Schutzengel“.
Einst ein TaxichaufTeuir, der sich auf die Schulbank setzte, um die Reifeprüfung nachzuholen, dann ein strenger Lehrer, der daneben mit veifoiasenem Eifer die ersten Stufen einer politischen Karriere erklomm und für seine Überzeugung jahrelang im KZ saß, schließlich ein Mann, der in unbändigem Tatendrang, mit Klugheit und Ellbogentechnik ein politisches und wirtschaftliches Imperium aufbaute, in dem er, gleichsam als oberster Feudalherr, alle drei Gewalten in sich vereinigte: das war Niederösterreichs langjährige Graue Eminenz, Landesrat, Landeshauptmannstellvertreter und ÖAAB-
Dieser Tage sind die Würfel für die Besetzung von zwei wichtigen Schlüsselpositionen in Niederöster- reich gefallen: die ÖVP hat die Nachfolger für den Landesfinanzreferenten Roman Resch und für Newag-Generaldirektor Dr. Allltsch nominiert. In einer Klausurtagung im Erholungsheim der nie- derösterreichdschen Landesbediensteten am Erdaufsee wurde der 42 jährige Oberregierungsrat und Landtagsabgeordnete Siegfried Ludwig vom ÖAAB für das Amt des — wie man sagen könnte — Finanzministers des Landes unter der Enns vorgeschlagen. Neuer Chef der Newag und Ndogas wird der erst
Die Stadt Krems an der Donau, die ungekrönte Kuiturmetropole Niederösterreichs, bereitet sich auf einen entscheidenden Tag vor: Am 1. Oktober wird in der drittgrößten Stadt des Landes unter der Enns der Gemeinderat gewählt. Von Testwahlen für das Kabinett Klaus II oder für die seit knapp einem Jahr im Amt befindliche Landesregierung unter Ök.-Rat Maurer kann keine Rede sein. Krems ist in vieler Hinsicht eine „Republik“ für sich, deren Bürgermeister die starren Parteifronten durchbrochen hat, der, von manchen bewundert, von manchen mit Mißtrauen beobachtet, völlig neue Wege in
Die Newaig, noch vor einem Jahr heiß wmfehdetes Stromimperium Viktor Müllners, geht nun ruhigeren Zeiten entgegen. Die Landesgeseil-schaft war zwar beim nächtlichen Kehraus im niederösterreichischen Landtag (Ende: 6 Uhr früh!) wieder etamal Tagesordnungspunkt, aber es ging dabei eicht mehr ums Ausmisten — um mit Landeshauptmann Maurer zu sprechen —, sondern nur noch um die Sanierung. Das ist immerhin ein Fortschritt.Dem neuen Vorstand der Newag ist es auch schon weithin gelungen, die Hinterlassenschaft Müllners aufzuarbeiten, Ordnung aus dem Chaos zu machen. Die Angriffe der
Verschiedene Ereignisse der jüngsten Vergangenheit haben das Prestige Niederösterreichs in den anderen Bundesländern nicht gerade aufgewertet. Mancherorts mag man den Eindruck haben, als seien im Lande unter der Enns nur Hemdärmelige und Biertischpolitiker am Werk.Im großen und ganzen gehört aber die Biertischpolitik auch in Niederösterreich der Vergangenheit an. Die Interventionitis hat an Durchschlagskraft eingebüßt In der Regel werden nur noch dort Schulen gebaut, wo sie die Raumiplaner befürworten. Die „Eierköpfe“, die Wissenschaftler und Fachleute, beeinflussen in
„Tirol äs lei oans“ — solch patriotische Sprüche haben sich im Lande unter der Enns nicht herausgebildet. Sicher, es sind in erster Linie historische Gründe, die im österreichischen Kernland die Schaffung eines starken Landesbewußtseins verhinderten. Fast ein halbes Jahrhundert an Eigenständigkeit — damals hat Niederösterreich die Bundeshauptstadt verloren — ist eine zu kurze Zeitspanne, um tirolerisches oder gar vorarlbergisches Landesbewußtsein zu schmieden. Wir wollen hier nicht etwa der Ausbildung eines unzeitgemäßen Kantönligeistes das Wort reden. Es geht uns — wie
Kaum einen Landeshauptmann in der Geschichte des Kernlandes Niederösterreich haben so schwere Probleme erwartet wie Andreas Maurer, den 47jährigen Bauern aus Trautmannsdorf an der Leitha. Der ÖVP-Abgeordnete Franz Stangler beklagte sich in seiner Stellungnahme zur Wahl Maurers über den großen Kräfteverschleiß, dem in Niederösterreich ein Landeshauptmann offensichtlich ausgesetzt ist. Andreas Maurer ist innerhalb von 20 Jahren der fünfte Landeshaupt mann von Niederösterreich. Seine Vorgänger hatten klingende Namen: Reither, Steinböck, Figl, Hartmann.Andreas Maurer kommt nicht von
Der plötzliche Tod des nieder- österreichischen Landeshauptmannes Dipl.-Ing. Hartmann war nicht zuletzt für jene Niederösterreicher ein Schock, die sich von ihm eine rasche und gründliche Bereinigung des Falles Newag erhofften. Diplomingenieur Hartmann, der Generaldirektor Müllner bereits im Sommer wiederholt geraten hatte, seine Funktionen zur Verfügung zu stellen, wäre kraft seiner Persönlichkeit der beste Garant für eine Recht und Gesetz entsprechende Lösung gewesen. Es ist zu hoffen, daß der Nachfolger Hartmanns im Niederösterreichischen Landhaus im Geiste dieses großen
Der Eintritt Dipl.-Ing. Hartmanns in die niederösterreichische Regionalregierung hat ohne Zweifel mehr Dynamik in die niiederösterreichi- sche Landespolitik gebracht. Der Landeshauptmann hat gezeigt, daß er auch unpopuläre Maßnahmen nicht scheut, wenn er davon überzeugt ist, daß sie dem Allgemeinwohl dienlich sind. Diesen Weg ging der Landeshauptmann, als er — ungeachtet aller politischen Bedenken und lokalpatriotischen Widerstände — das heiße Eisen der Gemeindezusammenlegungen schmiedete, als er seine Zustimmung zur Auflösung einer Reihe von Zwergschulen erteilte und „grünes
Der Gongschlag ertönte. Die Volkspartei hat als letzte der Parteien in Niederösterreich die Kandidaten für die kommenden Nationalratswahlen nominiert. Aber wenn auch die Gladiatoren marschieren, sie werden sich nur Scheingefechte liefern. Das Wort haben die Parteimanager, die Werbetexter, die Propagandaautobusse. Slogans, Schlagworte und Parolen sollen das Heer der Ungewissen, das heuer angeblich größer sein soll als es bei den vergangenen Nationalratswahlen war, zu dieser oder jener Entscheidung aufrufen.Gibt es jenseits von Volksfront und Schillinghysterie nicht auch noch Programme und
Der Haushaltsplan eines Bundeslandes ist ohne Zweifel ein Gradmesser für die wirtschaftliche Stärke, für die soziale Situation und Stoßkraft wie auch für die kulturelle „Kapazität” eines Landes. Niederösterreich versucht mit seinem Budget für 1966, das jüngst im Landtag beschlossen wurde, den allmählichen Anschluß „an den Westen” — an den Standard der westlichen Bundesländer — zu erreichen. Das fast zweieinhalb Milliarden umfassende Budget bietet einigen Spielraum für die Förderung der Wirtschaft und des Fremdenverkehrs, für die so notwendige Verbesserung der
Uber die triste Situation am Wohnungssektor zu jammern lat müßig. Man kann jedoch versuchen, den Hebel dort anzusetzen, wo die polltische Konstellation zumindest eine Teillösung verschiedener Wohnungsfragen ermöglicht. (Hier ist nicht von dem Konzept der Sozialisten die Rede, auf Bundesebene eine Neuregelung des Althausbestandes auf den Jüngsten Tag zu verschieben.) Wir meinen vielmehr, daß die Bundesländer, soweit ihre Kompetenzen dies zulassen, die Initiative für eine bessere Regelung der Wohnbauförderung treffen könnten. Die Praxis zeigt, daß heute in den Ländern mehr regiert
minierte, mußte Österreich zunächst einmal das Deutsche und in den vorwiegend von kroatischen oder magyarischen Schülern besuchten Schulen deren Muttersprache zur Unterrichtssprache machen, was unverzüglich geschah (1921/22), wobei besonders auch das Magyarische in den beiden Sprachinseln der Magyaren berücksichtigt blieb beziehungsweise wurde. Mit dem burgenländischen Landesschulgesetz 1937 (LGB1. Nr. 40/1937), das am 3. September 1937 in Kraft trat, wurden zwar die im Bund geltenden Schulgrundsatz-bestimmungen durchgeführt, gleichzeitig erfuhr aber gerade das sehr
Die Niederösterreicher haben wieder einen Landesvater. Schon in seiner ersten Amtstätigkeit zeigte Dipl.-Ing. Eduard Hartmann, daß er es verdient, als Landesvater bezeichnet zu werden. Er zeigte es, als er die vom Hochwasser so schwer betroffenen Gebiete Niederösterreichs besuchte, den Menschen Trost und Hilfe zusprach und sich auch mit Energie für entsprechende Hilfsmaßnahmen einsetzte.Beim jüngsten ' ÖVP-Parteirat wurde offenbar, daß Dipl.-Ing. Hartmann nach einigem Tauziehen schließlich auch alle Vollmachten der Partei erhalten hatte. Er wird Mitte Juli auch zum ÖVP-Obmann von
Ein Wiener Politiker sagte nach iflem Tode Leopold Figls, daß nunmehr in Niederösterreich die Götterdämmerung beginne. Der Mann aus der Bundeshauptstadt meinte — und wohl wicht nur er —, daß mit dem großen Niederösterreicher und Staatsmann Leopold Figl der letzte Politiker der alten Garde dahingegangen sei, jener Mann, der das Land unter der Erms allein durch eine Persönlichkeit repräsentierte.Das Kernland Österreichs war seit Jeher ein guter Nährboden für Politiker. Aus Niederösterreich sind sowohl in der Ersten wie auch in der Zweiten Republik eine Reihe von Männern
Die FPÖ hat als eine ernst zu nehmende Partei im Lande unter der Enns zu bestehen aufgehört. Die noch von den jüngsten Landtagswahlen übriggebliebene Konkursmasse wurde bei den sonntägigen Gemeinderatswahlen versteigert und zwischen den beiden Großparteien aufgeteilt. Der Zug zum Zweiparteiensystem hat sich im Osten Österreichs noch verstärkt. Die SPÖ konnte die Olah-Krise — zumindest was die untere politische Ebene anbelangt — überwinden und nicht unbeträchtliche Stimmengewinne erzielen. Die ÖVP hat Erfolge und Rückschläge zu verzeichnen.Der schöne Frühlingssonntag mag
Obwohl die SPÖ derzeit alle Kanonen auf Niederösterreich gerichtet hat, scheint aus der angekündigten Herbstoffensive auf die Hochburg der Volkspartei dm Land unter der Enns nichts zu werden. Durch die Olah-Krise wurde die noch beim Landesparteitag in Sankt Pölten (13. und 14. Juni) so geschlossene Schlachtreihe der Sozialisten gespalten. Was nützt es, daß sich nun Außenminister Kreisky, Landesparteichef Winkler und andere Parteifreunde mit Vehemenz hinter Olah stellen? Die Verwirrung und Orientierungslosigkeit wird dadurch nicht geringer.Franz Olah bleibt nach wie vor
In den Hauptquartieren der Parteien in Niederösterreich laufen die Vorbereitungen für die Landtagswahlen auf Hochtouren. Ein harter Wahlkampf steht vor der Tür; offiziell wird er nur vier Wochen währen, inoffiziell benutzen die Politiker die diversen Veranstaltungen seit langem dazu, um offen oder unterschwellig das Terrain für den Tag X— es ist bekanntlich der 25. Oktober — vorzubereiten.D.ie. SPÖ hat ihre Kandidaten bereits vor dem Sommer beim Parteitag, in,. St. JP#lten.,nominiert, um,— wie Landesparteiobmann Winkler erklärte — die damit zwangsläufig verbundenen
Nach dem politischen Freistilringen, das das Finale für die Frühjahrssession des niederösterreichischen Landtages heuer bildete, haben die Abgeordneten im Land unter der Enns ein paar erholsame Ferientage dringend nötig. Der Herbstwind wird keine Besserung des sehr tristen politischen Klimas bringen, denn am 25. Oktober wählt bekanntlich Niederösterreich sein neues Regionalparlament.Seit dem Tag, an dem Minister Olah den der ÖVP angehörenden Sicherheitsdirektor für Niederösterreich absetzte und ihn durch einen Mann seiner Couleurs ersetzte, ist die biedermeiersche Gemütlichkeit, mit
Am 13. und 14. Juni kommen die Sozialisten des Landes unter der Enns zu ihrem Landesparteitag in St. Pölten zusammen. Der wichtigste Punkt der Tagesordnung: die Neuwahl eines Landesparteiobmannes. Nach Äußerungen sozialistischer Mandatare gibt es für die Wahl des neuen Landesparteiobmannes zwei Kandidaten: den bisherigen Chef der SPÖ Niederösterreich, den eher bescheidenen Abgeordneten zum Nationalrat Ernst Winkler (65 Jahre), und den energischen Innenminister Olah. Da der Obmann bei der SPÖ nicht vom „Parteivolk“ (von einer größeren Anzahl kleinerer Funktionäre, wie das bei der
Die Gerüchte um eine „geheime Kommandosache“ der SPÖ und der FPÖ um eine Machtübernahme ohne Stimmzettel sind noch nicht ganz verstummt. Und Vizekanzler Doktor Pittermann hat seine Behauptungen über die innenpolitische Entwicklung in Österreich 1964, Prognosen und Programme“ („Die Zukunft“, Heft 1, 1964) nicht widerrufen.Nach der Meinung des Vizekanzlers geht der Aufbau einer „antimarxistischen Front“ vermutlich weiter — deren Drahtzieher die Rechtsextremisten im Verein mit den Kreisen der Industrie, der Großgrundbesitzer und der Hocharistokratie sind. Als ein Beispiel
Es ist an der Zeit, den Fall Schöbel samt Ouvertüre und Epilog zu den Akten zu legen. Das innenpolitische Krisenbuch — der wievielte Band wurde aufgelegt? — ist um ein unrühmliches Kapitel reicher, das Koalitionsklima kälter, das gegenseitige Vertrauen geringer geworden. Der Österreicher fragt sich: Wem zu Nutzen?Die Kulisse für den Höhepunkt des Schauspiels, das beinahe zum Drama geworden wäre, bot die „Allzeit-Getreue“, Wiener Neustadt. Die Sympathie für den Landesherrn und die Antipathie für den erlaßfreudigen Innenminister hatte die politischen Leidenschaften
Ein kleiner verträumter Wallfahrtsort, friedlich eingebettet in die Hügeln des Dunkelsteiner Waldes, hat der Presse in den letzten Tagen Schlagzeilen geliefert. Die Vorgeschichte ist bekannt: Die Weihe einer Gedächtniskapelle für die gefallenen und im KZ ermordeten Priester führte zunächst zu dem Versuch einiger führender Funktionäre des Niederösterreichischen Kameradschaftsbundes, die Nennung der in den KZs des Dritten Reiches ermordeten Priester zu unterbinden, schließlich zu einer skandalösen Veröffentlichung in der in Krems erscheinenden „Landzeitung“ des Dr. Faber (vgl.
Die Pflichtkrankenkasse für die Bauern kommt. Das klingt für manche gerade wie der totale Versorgungs- Staat ante portas. Und diese Kreise prophezeihen, daß wir im Begriff sind, wieder einen Meilenstein in Richtung auf den staatlichen Gesundheitsdienst abzustecken. Das gewisse Unbehagen ergibt sich wohl aus der Tatsache, daß nach den Gewerbetreibenden neuerlich ein Stand unter die Fittiche des sozialen Wohlfahrtsstaates gerät. Die letzte Bastion in unserer schon sehr zum Kollektivismus neigenden Gesellschaft — von einigen tausend Freiberuflern abgesehen —, nämlich das freie
Die Wogen in den Reihen der ÖVP Niederösterreichs haben sich seit der verlorenen Bundespräsidentenwahl etwas geglättet: Die Liquidation des „Rutsches“ hat beim jüngst abgehaltenen Landesparteirat begonnen. Die große Überraschung dieser ersten „Gewissenserforschung“ nach der verlorenen Schlacht: Auch in Niederösterreich — angeblich die Hochburg der „Konservativen“ — gibt es eine Erneuerungsbewegung innerhalb der Volkspartei.Der Ausdruck „Reform“ ist in den obersten Parteikreisen des Landes unter der Enns allerdings tabu. Man will an-'tlerwitfcrmcl'Jiicht
Wenn zwei über Demokratie reden, >o meinen sie oft nicht dasselbe. Unter dem Klang dieses Wortes verbergen sich verschiedene Begriffe. Es ist müßig, auf den Mißbrauch dieses Ausdrucks in den sogenannten Volksdemokratien hinzuweisen. Demokratie ist dort ein leeres Schlagwort, unter dem sich die schrankenlose Herrschaft •iner Clique, einer Partei verbirgt.Droht aber nicht auch bei uns die Gefahr, daß dieses inhaltsreiche Wort zur Phrase wird,? Der Volksmund spricht scherzhaft von der „Diktatur dividiert durch zwei“. In spaltenlangen Artikeln wird immer wieder auf die Auswüchse
Es ist offenbar schon zur Tradition feworden, daß die Hälfte der Nationalräte, die die ÖVP Niederösterreichs in das Hohe Haus entsendet, dem Bauernbund angehört. Auch von den 18 Kandidaten der Volkspartei für die Wahlen am 18. November, die reelle Chancen auf ein Mandat haben, stellt der Bauernbund nicht weniger als neun. Dies, obwohl der Anteil der Land- und Forstwirtschaft an der Bevölkerung Niederösterreichs — sie beträgt laut jüngster Volkszählung 1,572.962 Einwohner — vom Jahr 1951 bis 1961 auf 21,7 (29,5 Prozent) gesunken ist.Ohne Zweifel ist der Anteil der bäuerlichen
Die modernen Bauten in St. Pölten, Krems und Wiener Neustadt, der luxuriöse Trubel in den mondänen Fremdenverkehrsorten, wie in Baden, am Semmering, in der Wachau und jüngst im Stauseengebiet von Ottenstein-Krumau (Waldviertel), machen für den Urlauber nicht den Eindruck, daß er sich in Niederösterreich in einem „Entwicklungsland“ befindet. Und doch verging in der letzten Session des Landtags unter der Enns kaum eine Sitzung, in der nicht auf die Benachteiligung Niederösterreichs durch den Bund, auf das Wohlstandsgefälle von West nach Ost, auf die Entwicklungsbedürftigkeit dieses
Vor einiger Zeit wurde das Ergebnis eines makabren Experimentes bekannt: Laboratoriumsratten, längere Zeit mit der Durchschnittskost eines Afrikaners gefüttert, fressen ihre eigenen Jungen auf! Man sollte meinen, diese und andere hinreichend bekannten Tatsachen über die Not in den Entwicklungsländern müßten auch die vom Wohlstand satten Europäer erschüttern — erst recht das so „gute Herz“ des Österreichers. • Gerade jetzt ist es freilich nicht opportun, das Wort Entwicklungshilfe mahnend in den Mund zu nehmen. Der Streit um das „größere Stück Kuchen“, um die Verteilung
Eine der ersten großen Taten nach der Revolution des Jahres 1848, nach der Gewährung einer Konstitution, war die Aufhebung der Robot durch den Reichstag auf Antrag des schlesi-schen Abgeordneten Hans Kudlich. Die Tür für ein freies Bauerntum in Österreich war aufgestoßen! Allerdings, die Grundentlastung mußte von vielen Bauern teuer erkauft werden. Nach dem Gesetz zahlte ein Drittel der Ablösesumme der Staat, auf ein Drittel mußte der bisherige Grundherr verzichten, und für ein Drittel hatten dieDer Bauer als AnklägerBauern aufzukommen. Für viele Höfe bedeutete dies den
In der „Wiener Zeitung“ vom 11. März 1862 wurde der Wortlaut eines Gesetzes publiziert, das — wie kaum ein anderes — durch ein Jahrhundert das Leben der Bürger in den kleinsten territorialen Gemeinschaften des Staates beeinflußt hat: das Reichsgemeindegesetz, erlassen auf allerhöchste Anordnung Seiner Majestät, unterZustimmung beider Häuser des Reichsrates.Für das damalige Europa war dieses Gesetz, das den Gemeinden die kommunale Selbstverwaltung gab, eine enorm fortschrittliche, Ja revolutionäre Regelung. Vor dem Provisorischen Gemeindegesetz 1849, der Grundentlastung und der
Der erste Versuch der Zweiten Republik, auf dem innereuropäischen Arbeitsmarkt Fremdarbeiter für die „Saison“ 1962 anzuwerben, scheint endlich von Erfolg gekrönt zu sein: Nach der Abfuhr im benachbarten Jugoslawien — Tito persönlich soll aus Prestigegründen den Abschluß der Verträge im letzten Augenblick verhindert haben — gelang es, mit Spanien zu einem Abkommen zu gelangen. Auch in Athen dürften die Verhandlungen zu einem positiven Abschluß führen.Bereits Anfang Mai soll der erste Sammeltransport vom Baskenland nach Österreich rollen. Die Manager, die gegenwärtig in