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Wahlen zwischen Enns und Leitha

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In den Hauptquartieren der Parteien in Niederösterreich laufen die Vorbereitungen für die Landtagswahlen auf Hochtouren. Ein harter Wahlkampf steht vor der Tür; offiziell wird er nur vier Wochen währen, inoffiziell benutzen die Politiker die diversen Veranstaltungen seit langem dazu, um offen oder unterschwellig das Terrain für den Tag X

— es ist bekanntlich der 25. Oktober — vorzubereiten.

D.ie. SPÖ hat ihre Kandidaten bereits vor dem Sommer beim Parteitag, in,. St. JP#lten.,nominiert, um,— wie Landesparteiobmann Winkler erklärte — die damit zwangsläufig verbundenen Meinungsverschiedenheiten in den Bezirken nicht in der Zeit der Wahlvorbereitungen austragen zu müssen.

NR Winkler hat es verstanden, die Spannungen, die es innerhalb der Parteiführung in nicht geringem Maße gab, mit dem Blick auf die Landtagswahlen auszugleichen. Und der mehr zentralistisch organisierten SPÖ fiel es sicherlich auch nicht allzu schwer, die verschiedenen Meinungen der Funktionäre im Hinblick auf die Nominierung der Kandidaten unter einen, Hut zu bringen. Die Sozialisten pflegen härter durchzugreifen. (Daß die Alten in Pension gehen, darüber gab es gar keine Diskussion.) Neben Landeshauptmannstellvertreter Dr. Tschadek als Spitzenkandidat werden eine Reihe neuer Gesichter auf der Liste erscheinen.

Bei der Volkspartei ist die endgültige Nominierung der Kandidaten leider noch immer nicht erfolgt. Bisher gab es lange, mehr oder minder fruchtbare Diskussionen in den Bezirken. Hart prallten die Meinungen beim Thema Altersgrenze aufeinander. Begreiflich, daß die junge Garde zum Teil sehr energisch die Forderung aufstellte, der Beschluß des Landesparteitages, wonach ein Mandatar mit Erreichung des 65. Lebensjahres auszuscheiden habe, müsse strikt eingehalten werden. Ohne Ausnahmen.

Werden doch Ausnahmen gemacht?

Bei den bisherigen Vornennungen in den Bezirken hat man sich mancherorts an das Sprichwort gehalten! „Es wird nichts so heiß gegessen wie gekocht“, und im Vertrauen auf die Güte des Parteipräsidiums die alten Herren wieder vorgeschlagen. Ausnahmen zu machen, ist aber schwierig und problematisch. Es erhebt sich sofort die Frage: Bei wem beginnt man, und bei wem hört man euf? Macht man mehr als eine oder zwei Ausnahmen, so ist der Damm gebrochen, und im Nu läuft die ganze Altherrenmannschaft wieder auf das Spielfeld. Hält man sich genau an die Altersgrenze, so müßte wenigstens ein Drittel der bisheri gen ÖVP-Mandatare ausgetauscht werden.

Minister a. D. Dipl.-Ing Hartmann hat nun beim Bauerntag in Herzo- genburg die überraschende Mitteilung gemacht, daß das Bauernbundpräsidium dieser Tage den Beschluß faßte, die Altersgrenze strikt einzuhalten. Die späte Konsequenz mußte für einige verdiente Bauernbundfunktionäre wie eine kalte Dusche wirken.

Eia große .Rätselraten ist nun: werden sich auch Wirtschaftsbund und ÖAAB mit solcher ‘ Konsequenz an die Bestimmung der Altersgrenze halten?

Es müßte dann auch der verdiente Landtagspräsident Tesar (Wirtschaftsbund) ausscheiden, ein sehr besonnener Politiker, ein Mann des Ausgleichs, wie es kaum einen zweiten im niederösterreichischen Regionalparlament gibt. Eine heikle Frage wäre dann auch die Nachfolge in der Präsidialkanzlei; auch Bauern bund und ÖAAB würden sofort ihre Wünsche anmelden.

Die strikte Einhaltung der Altersgrenze wäre essentiell mit einer Umgruppierung in der Landesregierung verbunden. Niederösterreich hat derzeit ein Kabinett der Sechzigjährigen. Sowohl die drei sozialisti schen Mitglieder des Kabinetts (Dr. Tschadek, Wenger und Kunt- ner) als auch die vier der ÖVP haben das sechste Dezennium überschritten. Die Landesräte Waltner (Bauernbund) und Hilgarth (ÖAAB) müßten ihre Funktionen zur Verfügung stellen.

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