6713539-1964_32_12.jpg
Digital In Arbeit

Teilhards Metaphysik

Werbung
Werbung
Werbung

TEILHARD DE CHARDIN — VERSUCH EINER WELTSUMME. Von Alois Gugfen- b e r g e r. Im Matthlss-Grünewald-Verlag, Main . 114 Selten. Preis 6.80 DM.

In der schon bald nicht mehr übersehbaren Sekundärliteratur über Teilhard nimmt dieses Buch dank einiger Vorzüge eine wichtige Stelle ein. Guggenberger verzichtet zunächst vollkommen auf das Privatleben Teilhards. Er rechtfertigt die von dem Paläontologen gewählten Methoden der philosophischen Aussage. Vor allem aber gelingt es dem Verfässör, die Metaphysik Teilhards gegen eine ganze Garnitur von Einwänden zu verteidigen. Wohltuend ist dabei die Sachlichkeit der Auseinandersetzung, die aber nicht standpunktslos ist, sondern eine tiefverwurzelte Parteinahme für Teilhard verrät. Glättend und abrundend formt Guggenberger aus dem bizzaren Lehrgebirge des Jesuiten, an dem die Wogen der Diskussion branden, das Bild einer theozentrischen und christozentri- schen Weltsumme.

Der Teilhard-Streit ist gegenwärtig — auch innerkatholisch — in die zweite Phase getreten. Diese ist durch eine gewisse Beruhigung gekennzeichnet. Der revolutionäre Mythos ist abgeklungen, der Durchbruch zur geistigen Präsenz ist vollzogen. Guggenbergers Buch atmet etwas von der Atmosphäre dieser zweiten Phase und birgt damit auch die Gefahr, die dieser wie jeder geistigen Übergangssituation eignet. Diesmal nämlich sieht alles ein wenig zu geschlossen, zu klar und perfekt aus. Die Auseinandersetzung mit dem dialektischen Materialismus hat an politischer Schärfe verloren und wird darum leichter, als sie ist, genommen. Sonderbarerweise vernimmt man noch kaum etwas von der Wirkung, die das Weltbild des Teilhard auf die Kunst haben müßte. Denn es scheint doch nun angemessen, die neue Metaphysik etwa auch in der Literatur dem Pessimismus entgegenzusetzen.

Alois Guggenberger hat sein Buch so abgefaßt, daß es auch bei gutem Willen von den Technikern und Naturwissenschaftlern, die an der Frage Teilhard bekanntlich viel Anteil nehmen, gut verstanden werden kann. Das Buch hat das kirchliche Imprimatur.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung