Porfirije - © Foto: APA / AFP / Andrej Isakovic

Porfirije: Der Versöhnungspatriarch

19451960198020002020

Porfirije, bisher serbisch-orthodoxer Patriarch von Zagreb, wurde durch Losentscheid aus einem Dreiervorschlag zum 46. serbischen Patriarchen gekürt.

19451960198020002020

Porfirije, bisher serbisch-orthodoxer Patriarch von Zagreb, wurde durch Losentscheid aus einem Dreiervorschlag zum 46. serbischen Patriarchen gekürt.

Werbung
Werbung
Werbung

Erfreulich jung ist mit 59 Jahren der neue Serbenpatriarch Porfirije. Von seinen Vorgängern hatte Pavle die Kirchenführung 1990 mit 76 Jahren, Irinej 2010 gar erst als 80-Jähriger angetreten. Auch diesmal erstellte die serbische Bischofsversammlung Sabor am 18. Februar einen Dreiervorschlag, dem neben Porfirije der 74 Jahre alte Ökumeniker, aber auch großserbische Nationale Irinej Bulović und mit gar 77 Jahren Bischof Jefrem Milutinović von Banja Luka angehörten.

Er hätte als Patriarch die Interessen des bosnischen Bischofsflügels, aber auch jene der Kirche von Moskau vertreten, wo er noch vor der Perestroika studiert hatte. Wenn das entscheidende Los dann auf Porfirije fiel, war das – wie der Wiener serbische Bischof Andrej Ćilerdžić prompt sagte – „ein Glücksgriff“. Nicht nur in Hinblick auf das rüstige Alter von Porfirije, sondern vor allem wegen seiner schon unter Beweis gestellten Qualitäten. Prvoslav Perić mit dem späteren Mönchsnamen Porfirije stammt aus der altösterreichischen Batschka, wo er dann zwischen 1999 und 2014 wieder Bischof von Kovilj war. Zu einer Zeit, als dort das donauschwäbisch/serbische, katholisch/orthodoxe Versöhnungsprojekt „Friedensgrund“ anlief.

Im Kloster Kovilj schuf Porfirije, der zugleich in Belgrad Pastoralpsychologie lehrte, ein Rehabilitationszentrum für Drogenkranke. In Athen, wo er schon in den 1980er Jahren studiert hatte, machte er 2004 seinen theologischen Doktor. Ab 2011 war er auch Heeresbischof der serbischen Streitkräfte, was er aber nicht militärisch, sondern als Dienst an der Soldatenseelsorge verstand.

Als Porfirije 2014 zum Metropoliten von Zagreb bestellte wurde, kam er auf dornigen Boden: Wie in Mazedonien und Montenegro hatten sich dort Orthodoxe gegen die weitere kirchliche Führung durch Belgrad erhoben, waren die von kroatischer Seite den Serben seit dem Zweiten Weltkrieg geschlagenen Wunden noch immer nicht verheilt. Porfirije aber versöhnte! Das wird auch jetzt im ganzen einstigen Jugoslawien seine Hauptaufgabe an der Spitze der Serbisch-orthodoxen Kirche sein, die mit ihm ihr 100-jähriges Wiederbestehen als Patriarchat feiert.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung