Engagierte Kommentatorin

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"Der eigentliche Platz des Intellektuellen ist eher der des Beobachters und Kommentators als der des Praktikers. Aber Dialog und kritische Partnerschaft zwischen der Welt der Politik und jener des Geistes sollte es schon geben. Die ist in Österreich noch ziemlich unterbelichtet." Von Barbara Coudenhove-Kalergi stammen diese Zeilen. In einem furche-Dossier hat sie sich auf diese Art Gedanken zu "Österreichs Intelligenz" gemacht. Am Dienstag, 15. Jänner, ist sie 70 Jahre alt geworden. Und man ist versucht, ihre Zeilen über die Intelligenz im Land auf Coudenhove-Kalergi und ihr Leben selbst zu beziehen.

In Prag geboren wuchs sie in einer prominenten Intellektuellen-Familie auf. Seit 1945 lebt sie in Österreich und arbeitet als Schriftstellerin und Publizistin, unter anderem als Korrespondentin für den ORF. Politische Ämter sind ihr angetragen worden, annehmen wollte sie diese aber nicht. Sie wolle sich selbst treu bleiben, lautete die Begründung ihrer Ablehnung, als sie 1997 aufgefordert worden war, für das Amt des Bundespräsidenten zu kandidieren. Coudenhove-Kalergi unterstützte daraufhin die burgenländische Superintendentin Gertraud Knoll.

Ihr Platz blieb der der Beobachterin und Kommentatorin. Aber auch der der Warnerin und Mahnerin: Im Vorjahr hat sie im Rahmen der Plattform "Land der Menschen" vor einem versteckten Ausländer-Wahlkampf in Wien gewarnt und ist für eine Harmonisierung von Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung eingetreten. Derzeit ist sie eine der Proponentinnen des "Sozialstaat-Volksbegehrens" und engagiert sich in der Initiative "Veto, nein danke!" gegen das Anti-Temelín-Volksbegehren, weil es Österreich für seine Zukunft in Europa schaden würde. Für ihren Einsatz um die Menschenrechte hat sie letztes Jahr vom tschechischen Staatspräsidenten Václav Havel den Masaryk-Orden verliehen bekommen.

"Eine vieler erfreulicher Folgen des EU-Beitritts ist eine gewisse Normalisierung", schreibt Coudenhove-Kalergi in dem anfangs zitierten Artikel, "Österreich ist weltläufiger, europäischer. Niemand muss sich in Dissidentenpose werfen, wenn er eine fundierte Meinung kundtun will." Ob sie da nicht zu optimistisch über Land und Leute geurteilt hat? Wenn sich Österreich jedoch in eine solche positive Richtung entwickelt, dann hat auch sie ihren Anteil daran. Denn eines ist gewiss. Für das was Barbara Coudenhove-Kalergi tut und sagt gilt: weltläufig, europäisch und fundiert. Ad multos annos! WM

WM

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