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Kinder, Kinder!

Wird in Österreich - endlich - einmal eine Grundsatzdiskussion begonnen, bilden sich mit Sicherheit falsche Fronten. Natürlich war Elisabeth Gehrers Jugendbeschimpfung von realer Jugendproblematik so weit entfernt wie Handarbeitslehrerinnen von moderner Informationstechnologie. Aber ebenso simpel gestrickt waren die Argumente der Opposition. Die "Frauen zurück an den Herd"-Keule kennen wir schon aus der Kindergeld-Debatte, wo sie ebenso falsch war wie bei der aktuellen Wertediskussion.

Denn bei aller Simplifizierung steckt ein realer Kern in der Gehrer-Argumentation: Der Generationenvertrag kann nur halten, wenn die Bevölkerung nicht zu dramatisch schrumpft. Der Bevölkerungswissenschaftler Rainer Münz hat es schon früher formuliert: Österreich braucht mehr Kinder oder mehr Einwanderer, wenn das Sozialsystem funktionieren soll. Abstrakt formuliert, stimmen wir alle dieser These zu. Stellt man die Frage, warum Österreich seit 30 Jahren ständig geringere Geburtenraten aufweist, lassen sich die politischen Differenzen nicht länger vermeiden. Tatsache ist, dass die ÖVP lange - bis in die achtziger Jahre - dem tradierten Rollenbild der Frau als Ehefrau und Mutter verhaftet blieb. Kindergärten und Ganztagsschulen galten als "Verstaatlichung der Kinder".Tatsache ist aber auch, dass die SPÖ die Berufstätigkeit der Frauen forcierte, ohne mit Nachdruck für Kinderbetreuungsstellen zu kämpfen.

Die Beispiele Frankreich und Schweden zeigen, dass Frauen Kinder und Beruf vereinbaren können, wenn sich die Parteien auf den Ausbau flächendeckender Kinderbetreuung einigen. Beide Länder haben, verglichen mit Österreich, sowohl eine höhere Berufstätigkeit der Frauen als auch eine höhere Kinderzahl - und damit bessere Chancen, den Generationenvertrag aufrecht zu erhalten.

Die Autorin war ORF-Journalistin und Dokumentarfilmerin.

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