Der in Paris lehrende Historiker Jean-Paul Bled ist der anerkannteste Experte für österreichische Geschichte im französischsprachigen Raum. Im FUR-CHE-Gespräch geht er auf die Situation Europas vor und nach dem Ersten Weltkrieg, aber auch auf die mögliche Rolle der Donaumonarchie als Vorbild für die spätere Europäische Union ein.DIE FURCHE: Sie gelten als ausgewiesener Kenner der österreichischen Geschichte, nicht nur aus französischer, sondern auch aus europäischer Warte. Zahlreiche Ihrer Monographien behandeln Wien und die Habsburgermonarchie. Was hat Sie als Franzose bewogen,
Die Ausrufung der Republik Österreich jährt sich heuer zum 100. Mal.
Politologe Anton Pelinka und Historiker Dieter A. Binder im
FURCHE-Gespräch über die Lehren der Ersten und Zweiten Republik und
Potenziale der aktuellen EU-Ratspräsidentschaft.
"Österreich existiert weitaus länger als seit 1918. Von diesem kulturellen Erbe leben wir. Das macht uns stark und ist die Brücke zu unseren Nachbarländern."Mitteleuropa zu reflektieren, steht auf der Agenda des ehemaligen Ministers und Vizekanzlers Erhard Busek, seit 1995 Vorsitzender des Instituts für den Donauraum und Mitteleuropa -so auch in seinem jüngsten Buch "Mitteleuropa revisited" (2018). Im FURCHE-Gespräch im Rahmen der Interview-Reihe "1914/2014-1918/2018" betont er das kulturelle Erbe der Habsburger Monarchie als Basis für einen verstärkten Austausch in Mitteleuropa,
"Generell gilt es für Österreich, ein guter Nachbar zu sein, Verantwortung zu übernehmen, vielleicht auch zu warnen und kritisch zu sein gegenüber Tendenzen, wie wir sie etwa in Ungarn erleben."Denkmal-PolitikGeschichtspolitik lässt sich durch das Aufstellen von Denkmälern betreiben: Auch Michail Kalaschnikow, der Erfinder des vollautomatischen Gewehrs AK-47, hat eines in Moskau erhalten.Kerstin S. Jobst Seit 2012 Professorin für "Gesellschaften und Kulturen der Erinnerung im östlichen Europa" am Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien.Die Historikerin Kerstin
Was kann die politische Bewegung bringen, die sich hinter Sebastian Kurz formieren soll? Die Trennung vom Althergebrachten war jedenfalls notwendig. Ein Kommentar.
Für Danielle Spera soll das Jüdische Museum Wien ein lebendiger Ort der Begegnung zwischen Kulturen, Traditionen und verschiedenen Religionen sein. Ein Gespräch über Erinnerungskultur, die Vielschichtigkeit des Judentums und die Karrieren von jüdischen Künstlerinnen.
Die breitenwirksame Vermittlung von Geschichte durch Massenmedien
stimuliert auch das Interesse an einer wissenschaftlich fundierten
und kritischen Geschichtsbetrachtung, zeigt sich der Mastermind der
"Wiener Vorlesungen", Hubert Christian Ehalt, im Gespräch überzeugt.
Rudolf Burger, emeritierter Professor für Philosophie und früherer Rektor der Universität für angewandte Kunst Wien, im Gespräch über öffentliche Erinnerungskultur, die "moralische Sekundärausbeutung" von Opfern und perverse Formen von Nostalgie.
An Gedenktagen anlässlich eines Kriegsausbruchs oder Kriegsendes
werden auch unterschiedliche Gedenkweisen sichtbar. Die Wiener
Historikerin Brigitte Bailer im Gespräch über österreichische
Kulturen der Erinnerung an die beiden Weltkriege.
aber nicht nur: In der politischen Praxis muss die ÖVP halten, was
sie in der theorie verspricht. Eine Ermahnung anlässlich der
Erarbeitung des neuen Parteiprogramms.
Unzählige Veranstaltungen und Publikationen begleiteten den Jahrestag
des Kriegsausbruchs. Gerhard Botz, Direktor des Boltzmann-Instituts,
im Gespräch über den Ersten Weltkrieg und seine aktuelle Rezeption.
Achtzig Jahre nach 1934, am Übergang von der Zweiten zu einer Dritten Republik, kommt es erstmals zum gemeinsamen Gedenken von SPÖ und ÖVP. Zur Geschichtspsychologie eines Bürgerkriegs.Kaum ein Kristallisationspunkt der österreichischen Geschichtspolitik wird immer noch unter ähnlich emotional-affektiven Vorzeichen diskutiert wie die sogenannten "Februarkämpfe 1934“. Bis heute schwanken die Narrative zwischen "rotem Putsch“ und "Arbeitermord“, bis heute ist die Anwendung der Termini "faschistisch“ oder "faschistoid“ auf den Staat in toto umstritten; bis heute scheiden sich an
Hat die ÖVP den Mut zu nachhaltigen Reformen? - Eine Warnung vor Selbstzufriedenheit nach einem vermeintlichen Erfolg.Die ÖVP sollte sich hüten, das Ergebnis der Volksbefragung am 20. Jänner als ihren "Sieg“ misszuinterpretieren. Gewiss: Es gelang ihr, in Kerngebieten wie dem Waldviertel überdurchschnittlich viele Wähler zur Teilnahme zu bewegen, die wiederum "brav“ ihr Kreuzerl neben die Variante B setzten. Grund genug für die sich gerne als "vor Ort“ verankerte "Bürgermeisterpartei“ inszenierenden Schwarzen selbstzufrieden und hoffnungsreich in das Wahljahr 2013 zu gehen?
Manches an der alltäglich gewordenen Politik wirkt, als wäre es auf permanente Demoskopie und Massenmedien angelegt. Davor hat Manfried Welan schon in den Siebzigern gewarnt.Jubiläen kann man auf verschiedenste Weise begehen. Der frühere Universitätsrektor, Politiker und Pionier der österreichischen Politologie, Manfried Welan, präsentierte anlässlich seines 75. Geburtstags einen Band mit 30 ausgewählten Beiträgen aus fast fünf Jahrzehnten, deren Thesen und Befunde erstaunlich aktuell klingen. Ihr Grundtenor: Demokratie sei in Österreich zwar formal-institutionell verankert, das
"Geheimes Österreich“ lautete der erste Teil des Essays zur Republik, in dem eine Position der radikalen Mitte zur Transformation der Republik formuliert wurde. Im zweiten Teil soll das Geheimnis gelüftet werden: Schätze heben, Talente bergen. Reformen sind notwendig - und sie dürfen keinesfalls Stückwerk bleiben.Im ersten Teil des Essays (erschienen in der FURCHE Nr. 46) schilderten die Autoren - ausgehend von manchen als grotesk gewerteten Ereignissen rund um Österreichs Feiertag nationaler Souveränität - verheerende Missstände in der heute mehr denn je an kleinem Geist und
Die Republik ist mit sich selbst beschäftigt, allerdings ohne an den fesselnden Strukturen zu rütteln. Im Folgenden eine Position der radikalen Mitte zur Transformation der Republik.So klein an Geist und Seele wie heute war Österreich vielleicht noch nie. Von "Wir sind ein kleines Land“ bis "Wir tragen an gar nichts Schuld“ tönten einst wie jetzt die historischen Ausreden eines an gegenwärtigen Ansagen armen Landes, das wie jeden 26. Oktober auch heuer sein nationales Fest der Souveränität beging. Aber welche transnationalen Ansprüche stellt der Staat im Herzen Europas angesichts
Wer kümmert sich um die Zivilgesellschaft? Was und wie viel bleiben von ihr, wenn sich der Staat und der Markt alles an Einfluss und Zuständigkeit aufgeteilt haben? Doch die Zivilgesellschaft ist nötig, denn viele Ziele sind nicht mit Delegation an den Staat oder den Markt, sondern nur mit dem Engagement der Bürger erreichbar.In seiner viel beachteten Sozialenzyklika „Caritas in veritate“ räumt Papst Benedikt XVI. der Zivilgesellschaft (gleichzusetzen mit Bürgergesellschaft, Anm.) und ihren Aufgaben breiten Raum ein. Teilen sich Markt und Staat ihre Einflusssphären untereinander
Die Österreichische Volkspartei beginnt eine bis 2011 und breit angelegte Programmdebatte. Es geht um nicht weniger als die Formulierung zeitgemäßer christdemokratischer Politik.Vor wenigen Wochen verkündete die ÖVP den Start einer umfassenden Programmdebatte, die 2010 in ein neues Grundsatzprogramm münden soll. Wird diese ernsthaft und konsequent geführt, eine echte Chance: Schon bisher mangelte es nicht an klaren Grundsätzen der sich christdemokratisch definierenden Partei, die ihre "gesellschaftspolitischen Grundsätze aus dem christlichen Bekenntnis zur Würde des Menschen"
Die Lehren für Österreichs Christdemokraten aus den deutschen Wahlen.Seit der Deutschen Bundestagswahl ist schon einiges Wasser durch Rhein und Donau geflossen. Die weit unter ihren Erwartungen gebliebenen christdemokratischen Unionsparteien hatten Zeit, ihre Wunden, die ihnen die Wähler unerwartet zugefügt hatten, zu lecken und nüchtern Bilanz zu ziehen.Bereits im Sommer war vom katholischen Politologen Markus Schubert in der taz die "geistige Leere der C-Parteien" angeprangert worden. cdu und csu hätten "das langweiligste fdp-Wahlprogramm aller Zeiten" vorgelegt, in dem Deutschland zum
Nachdem im Jahre 1999 die Quotenverordnung noch mit 8.770 Personen festgesetzt war, wurde diese für 2000 und 2001 auf 8.518 Menschen gesenkt. Für 2002 wird diese Zahl auf Betreiben der FPÖ abermals auf 8.280 reduziert; von einem Abbau des "Rückstaus" bei der Familienzusammenführung ist also längst keine Rede mehr. Damit ignoriert diese Partei nicht nur Tausende Einzelschicksale, sondern fügt mittel- und längerfristig Österreich Schaden zu:* Nichts ist der Integration dienlicher als die Familie. Angesichts rund 11.500 unerledigter Anträge auf Familiennachzug würde eine geringe