Schön langsam wird auch Österreichs Regierungsverantwortlichen das Schönfärben der Probleme zu dumm. Schön langsam schminken sie ein paar bunt bemalte Nöte ab. Schön langsam schimmert die Wahrheit auch durch üppigen Fassadenzauber durch.Man muß Finanzminister Salcher zugute halten, daß er zu den (relativ) couragiertesten Abschnjinkern und Entzauberern gehört. In einem Gespräch mit der FURCHE hat er sich für Budgetwahrheit ebenso wie für die Hin- terfragung starrer politischer Prestigepositionen ausgesprochen.Allein, die Konsequenz aus dem Gesagten steht bei den meisten seiner
Der „Turm des Friedens“ überragt den Parlamentsbezirk der kanadischen Hauptstadt Ottawa, in der eben die Staats- und Regierungsspitzen der sieben Hauptmächte des Westens ihren Wirtschaftsgipfel bestritten, aber der dumpfe Trommelwirbel eines anscheinend entfesselten israelischen Ministerpräsidenten Begin sorgte für allzu martialische Hintergrundmusik.Der Zustand der westlichen Welt wäre im Augenblick nur mit äußerster Mühe als zufriedenstellend zu beschreiben, und weil das nicht zuletzt von der Wirtschaftspolitik gilt, hat von vornherein vom siebten Weltökonomiegipfel niemand
Der bayerische Ministerpräsident Franz-Josef Strauß hat in einer Pressestunde des österreichischen Fernsehens argumentiert, daß Österreichs Neutralität unbestritten sei, der freudvolle Genuß dieser Neutralität aber vom Funktionieren des westlichen Verteidigungsbündnisses abhänge.Zwei Tage vorher hatte NATO-Ge-neralsekretär Joseph Luns in einem Interview sogar erklärt, daß Österreich im Fall eines Sowjetangriffs ein paar Tage lang Widerstand leisten müßte, dann aber auf NATO-Hilfe zählen könnte.Kurt Heller aber, der Präsident des österreichischen Olympischen Comi-tees, hat
Österreichs größte Militärmanöver haben 25 ausländische Beobachterdelegationen angezogen. Mehr als 30.000 Mann des Bundesheeres erproben diese Woche das Konzept der Raumverteidigung, dessen Grundidee davon ausgeht, einem möglichen Aggressor so elastisch wie möglich an möglichst vielen Stellen des österreichischen Hoheitsgebietes entgegenzutreten, statt ihm den Gefallen einer Massenschlacht gleich an der von ihm gewählten Grenzübertritts- ‘ stelle zu erweisen.„Abschiedsmanöver für den scheidenden Armeekommandanten“, rümpfen die Kritiker ihre Riechorgane. Selbst wenn es so
Es erging einem wie eine Woche vorher: Noch am Samstag vor dem Wahltag erzählten einem die Tiroler (und diesmal kundige Oberösterreicher) ganz genau, warum der Wallnö- fer (und der Ratzenböck) wohl ein, zwei Mandate verlieren würden…Am jeweiligen Sonntag um 17.01 Uhr konnte man alle gesammelten Argumente, die den Mandatsverlust erklären sollten, beim Fenster hinausblasen. Der Landeshauptmann von Tirol konnte seine Zweidrittelmehrheit ausbauen, der von Oberösterreich erstmals in der Zweiten Republik eine absolute Mandatsmehrheit einbringen.Daß Josef Ratzenböck, dessen Partei bei der
300.000 beim Empfang, nochmals gleich viele bei der Jugeridmesse, eineinviertel Millionen im Phoenix Park von Dublin, und wieder eine Viertelmillion auf den ehemaligen Schlachtfėldern von Drogheda, hart an der Ulster-Grenze: Allein am ersten Tag seines Irland-Besuches schon hatte die Hälfte der Republik-Bevölkerung den Papst in persona erlebt.Kein Wunder, daß selbst hartgesottene britische Journalisten mit genug antipapistischer Munition für mehr als ein Dutzend Leitartikel gerührt nach neuem Vokabular zu fahnden begannen: Dieser Johannes Paul II. hat sich auch in Irland als
Taiwan, das „andere China”, ist, wie man es sich vorstellt: wirtschaftlich stark, politisch vorübergehend verunsichert, im äußeren Erscheinungsbild total amerikanisiert, im Wesen dem Kurzbesucher unergründlich. Hier wie am Festland lädt die chinesische Seele hinter ihrer allzeit lächelnden Maske zu Spekulationen darüber ein, ob ein paar Jahrzehnte dieses oder jenes Regimes überhaupt irgendwelche Spuren in ihr hinterlassen…China war eine Kultumation, als die Bewohner Europas noch in Höhlen wohnten. Die Schätze im Palastmuseum von Taipeh rufen es spektakulär in Erinnerung.
Innerhalb einer Woche trug es sich zu in Wien: daß Johannes Kleinhappl starb und Otto Bauer eine Rede hielt. Vor 15 Jahren, vielleicht auch noch vor zehn, wäre manches Aufheben darum entstanden. Das Geschichtsbewußtsein hat mittlerweile ab-, die Gleichgültigkeit hat zugenommen. Wer war schon Johannes Kleinhappl, der mit 86 Jahren seine Augen schloß? Wer ist Otto Bauer, der Dreiundachtzigjähri- ge?Dr. theol. et rer. pol. Johannes Kleinhappl war Jesuit, bis ihn die Societas Jesu 1948 veranlaßte, die Professur für christliche Sozialethik an der Universität Innsbruck aufzugeben und die
Das werfen die Vertreter der heutigen Regierungsmacht in der Volksrepublik China ihren Vorgängern, die summarisch als „Viererbande” abqualifiziert werden, vor: daß sie Theorie über Praxis, revolutionäres Getue über die Wirklichkeit gestellt haben. Der Abschied vom Roten Büchlein als Bibel für politische, wirtschaftliche, wissenschaftliche, kulturelle Alltagsarbeit ist Abkehr von geistlosem Dogmatismus.So scheint es zumindest. Wer das vorliegende Interviewgespräch studiert, wird freilich merken, wieviel Dogmatismus auch die Nachfolger wieder betreiben. Mao ist kein unfehlbarer Gott
„Hoffentlich redet Johannes Paul auch von Gerechtigkeit und nicht nur von Liebe“, hatte ein österreichischer Priester vor der Papstreise gemeint. Der Pontifex hat auch von Gerechtigkeit gesprochen, also von Systemänderung, und nicht nur von Gebet, Zuspruch und Almosen. Freilich hat er eindeutig den politisierenden Priestern (nicht nur Lateinamerikas) eine Absage erteilt: Sie sind für Glaubensverkündigung und Sakra-mentenspendung da, nicht für Soziologie, Politik und „Aktionen.“Um so mehr sind die christlichen Laien allerorten zur Durchsetzung christlicher Grundsätze in den
Diesen Mittwoch werden Bundeskanzler Kreisky und ÖVP-Obmann Taus einander nach langer Zeit wieder einmal offiziell und vor laufenden Kameras die Hände schütteln. Man will über die Sicherung von Arbeitsplätzen reden - „abseits jeder billigen Parteitaktik“, wie Taus versicherte -und auf Empfehlung des Regierungschefs über die Einrichtung eines „Vorwarnsystems“ zur Vermeidung böser Überraschungen auf dem Arbeitsmarkt parlieren.Daß seit 1973 über 70.000 Arbeitsplätze in der (verstaatlichten wie privaten) Industrie Österreichs verlorengegangen und jüngst 940 Eu-mig-Arbeiter auf
Der Sieger in Wien heißt Erhard Busek, der Sieger in der Steiermark Alexander Götz und wohl auch noch Friedrich Niederl, der Verlierer in beiden Fällen SPÖ - und zwar bewußt in dieser Formulierung. Denn verloren hat eine Partei mit mehreren Gesichtern, gewonnen haben vor allem Persönlichkeiten.Die Sozialisten haben in Wien besonders in den von ihnen dominierten Bezirken ein Viertel ihrer Stimmen und mehr verloren, einen Vizebürgermeistertitel und vier Bezirksvorsteher an die ÖVP abgeben müssen und in der Steiermark das katastrophalste Ergebnis der Nachkriegszeit erzielt, und das
Er wird die Papstkrone für immer ins Museum verbannen. Er hat die Hungernden in Indien und Afrika und die Kriegsopfer im Libanon zu unserer Sorge gemacht. Statt einer feierlichen Ansprache erzählte er den Massen auf dem Petersplatz, wie es beim Konklave zugegangen war, und sagte „Ich“ statt wir, wie es am ersten Tag nach seiner Wahl schon Papst Johannes getan hatte.Vor allem aber lächelte er. Das war das Schönste, Befreiendste, Beglük- kendste, was dieser Papst bei seinem ersten Auftreten zeigte, das ansonsten eher schüchtern, zaghaft, jedenfalls nicht energisch geraten
Giovanni Battista Montini begann sein Pontifikat vor 15 Jahren mit einem Namen, der ein Programm war: Paulus, Apostel aller Völker, wollte er sein. Er unternahm Reisen in alle Welt, spielte alle Tonarten des diplomatischen Klaviers. Brot, Gerechtigkeit und Frieden für alle waren sein Ziel. Für die Versöhnung der christlichen Kirche tat er mehr als ein anderer Papst. Auch Juden und Muslims galt seine väterliche Sorge. Er trug schwer am Kreuz der innerkirchlichen Entzweiungen. Das brachte ihn Millionen in den letzten Jahren menschlich wieder näher. Vielleicht wird die Geschichte ihn mit dem, was er verhinderte, eines Tages gütiger als manche seiner Zeitgenossen werten.