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Busek muß in Wien bleiben

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Der Sieger in Wien heißt Erhard Busek, der Sieger in der Steiermark Alexander Götz und wohl auch noch Friedrich Niederl, der Verlierer in beiden Fällen SPÖ - und zwar bewußt in dieser Formulierung. Denn verloren hat eine Partei mit mehreren Gesichtern, gewonnen haben vor allem Persönlichkeiten.

Die Sozialisten haben in Wien besonders in den von ihnen dominierten Bezirken ein Viertel ihrer Stimmen und mehr verloren, einen Vizebürgermeistertitel und vier Bezirksvorsteher an die ÖVP abgeben müssen und in der Steiermark das katastrophalste Ergebnis der Nachkriegszeit erzielt, und das wieder besonders im obersteirischen Industriegebiet. Das verschönt kein Herumreden, das erklärt kein Wohl-stands-Ausflugs-Argument. Da war einfach ein gehöriger Mangel an Attraktivität.

Die Ursachen dafür waren sicher mannigfaltig. Der sympathische Leopold Gratz war es in Wien nicht. Eher hat er eine noch härtere Abrechnung mit einem interessenver-filzten, korruptionsverdächtigen Apparat verhindert. Jetzt kann, jetzt muß er zeigen, daß er sich manches, was die eigene Partei- und Bürokratiemaschine ihm aufzwang, nicht länger bieten läßt. Leopold Gratz muß reformieren. Der Erfolg Erhard Buseks hat ihn dazu ermächtigt. Das abrupte Nein der Wiener SPÖ zu einer Zusammenarbeit war eher eine Trotzreaktion als eine wohlbedachte Entscheidung.

Von Busek, dem klarsten Sieger dieses Wahltages, und seinen Mitarbeitern wird jetzt viel erwartet. Trotz des unerwartet deutlich ausgefallenen Erfolges ist das Reservoir möglicher ÖVP-Wähler in Wien noch nicht ausgeschöpft: Das Ergebnis erinnert an Drimmel-Zeiten, blieb aber sogar knapp unter der Nationalratswahl 1975, die für die Volkspartei österreichweit ja kein Glanzstück war. Folgerung: Da gibt es noch erhebliche Reserven.

Das Schlimmste, was passieren könnte, wäre der Versuch einiger unverbesserlicher Träumer, den Wiener Wahlsieger gleich wieder auf ein anderes Podest zu schieben. Busek muß solchen Angeboten widerstehen - auch nach der Nationalratswahl 1979, gleich wie diese ausgeht. Sein Platz ist in Wien. Dort dient er auch der Bundes-ÖVP am besten.

Der Einsicht nichtsozialistischer Wähler in Wien, daß es die Kräfte zu massieren gelte, ist wohl das schlechte Abschneiden der Wiener FPÖ zuzuschreiben. Ihr Spitzenmandatar Erwin Hirnschall wird schon seit Jahren unter seinem politischen Wert geschlagen. Das ist freiheitliches Schicksal in Wien. Hätte, wie manche glauben, Götz das Blatt auch in Wien gewendet, wäre er nicht im steirischen Wahlkampf gebunden gewesen? Dann müßte man der Stei-rer ÖVP geradezu Genialität in der Wahl ihres Wahltages bestätigen. Sie kam noch gut genug davon.

Aber wahrscheinlich war es einfach ein Zeichen, daß blaue Bäume auch mit einem Alexander Götz nicht in den Himmel wachsen. Was auch nicht schadet, denn der nun schon legendär gewordene Papp im Hirn treibt nicht nur im Regierungslager gar skurrile Blüten.

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