Keine höhere Lehrverpflichtung

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Und wieder wird verhandelt. Um die Lehrverpflichtung. Plus zwei Stunden ist ein Ziel. Die Fronten sind verhärtet.

Richtig ist: So geht es nicht weiter. Österreich wird nur dann seine gegenwärtige wirtschaftliche Position halten, wenn es bei Bildung und Innovation Spitze ist. Die Situation schaut schlecht aus. Wir brauchen also mehr Lehrer. Da wir auch mehr Geld brauchen für Forschung, Pflege und Koralmtunnel und die Staatsquote schon bei 50% liegt, kann nicht alles über zusätzliche Dienststellen gemacht werden. Also soll die Lehrverpflichtung um zwei Stunden steigen. Soweit logisch? Nein! Wirklich sinnvoll wäre die Schulen in die Autonomie zu entlassen und das Lehrerdienstrecht in einen normalen Arbeitsvertrag umzuwandeln.

Das hieße: Der Staat gibt die Bildungsziele vor. Er überprüft ihre Erreichung per standardisierten Tests. Die Schulen bekommen zwei Direktoren, von denen einer Lehrer ist, einer administrativer Direktor. Sie werden von einem Personalberater auf fünf Jahre ausgesucht - Berufung bei einer unabhängigen Kommission ist möglich. Der Direktor sucht Lehrer via Ausschreibung und kann sie kündigen. Es gibt keine klare Trennung zwischen Unterrichtsstunden und "Freizeit“, sondern Frontalstunden, Projektarbeit, Leistungsgruppen. Nicht mehr fünfzig Minuten Unterricht und dann die unbarmherzige (oder rettende) Glocke.

Das Lehrerdienstrecht sollte sich an diese neue Schule anpassen. Sie wird schöner, interessanter sein als heute, und die Kinder werden mit 14 Jahren sinnerfassend lesen können. Die Lehrkräfte werden nicht zwischen Überforderung am Vormittag und Einsamkeit am Nachmittag zerrissen sein. Und für Teleworking zu Hause sollte Raum bleiben, vielleicht sogar zwei ganze Tage in der Woche und nicht fünf halbe. Aber das machen sich motivierte Lehrer mit Direktoren ohne Parteibuch aus.

* Der Autor ist Leiter des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung - WIFO

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