Bildung: Auf Reset drücken - und die Schule neu aufbauen!

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Österreichs Schulen sind gerade mit der Zentralmatura beschäftigt. Die großen Herausforderungen, darunter der Lehrkräftemangel, bleiben. Warum der Bildungsminister handeln muss. Ein Gastkommentar.

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Österreichs Schulen sind gerade mit der Zentralmatura beschäftigt. Die großen Herausforderungen, darunter der Lehrkräftemangel, bleiben. Warum der Bildungsminister handeln muss. Ein Gastkommentar.

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Kurz vor Ostern kam die Meldung aus dem Bildungsministerium, dass die Schulen in einer Frage selbst entscheiden können. Es geht um die vor etlichen Jahren beschlossene, aber immer wieder verschobene verpflichtende Einteilung des Beurteilungszeitraums in der Oberstufe in Semester statt in Schuljahre. Eine große Mehrheit der Schulen hatte sich gegen diesen Zwang gewehrt, da sie mehr Nachteile als Vorteile sieht. Wo die Schulpartner es wünschen, wird die Einteilung in Module nun weiter möglich sein. Damit wäre eine Altlast aus der Zeit einer früheren Unterrichtsministerin (die Rede ist von ­Gabriele Heinisch-Hosek, Anm.) beseitigt.

Ein weiteres Problem besteht in denkbar verunglückten Lehrplänen, die von besagter Ministerin noch an ihrem letzten Tag im Amt unterschrieben wurden. Eine Neufassung wurde schon vor geraumer Zeit erstellt, ruht aber seit Beginn der Pandemie am Minoritenplatz in Schubladen. Die Verbesserung ist nicht allzu günstig ausgefallen, sodass man nicht weiß, ob man die neue Verordnung herbeisehnen soll.

Mehr Arbeit, gekürzter Verdienst

Diese beiden Themen verblassen aber völlig vor dem sich ausbreitenden Mangel an Lehrkräften und der völlig unzureichenden Begleitung der neu in den Beruf Einsteigenden. Kam diese Situation überraschend? Natürlich nicht, denn man konnte mit einem Blick auf den Kalender vorhersehen, dass jene Lehrkräfte, die Ende der 1970er Jahre ihren Dienst antraten, spätestens um 2020 ihr Pensionsalter erreichen würden. Dass es sich um eine große Anzahl handeln würde, konnte man mit einem Blick auf die Altersstatistik erkennen. Was wäre daher vor etlichen Jahren sinnvoll gewesen? Die Antwort liegt auf der Hand, nämlich den Beruf zu attraktivieren. Was ist aber geschehen? Der gelernte Österreicher würde antworten, vermutlich nichts. Es ist aber noch schlimmer gekommen, denn man hat in einem neuen Dienstrecht den Arbeitsaufwand erhöht und die Lebensverdienstsumme deutlich gekürzt.

Die Lage variiert in den einzelnen Schularten, besonders massiv ist der Lehrermangel bereits jetzt an den Volksschulen. An den Hauptschulen und Gymnasien tritt ebenfalls schon ein Mangel auf. Überdies werden die Folgen einer völligen Fehlkonstruktion in der Lehrerausbildung sowie im Dienstrecht deutlich. So absolvierte man im früheren System nach der Lehramtsprüfung für höhere Schulen mit dem akademischen Abschluss „Magister“ ein Unterrichtspraktikum im Ausmaß von einem Schuljahr. Dabei unterrichtete man in den meist zwei Gegenständen selbstständig jeweils eine Klasse, wobei einem eine ausgebildete Betreuungslehrkraft zur Seite gestellt wurde. Dies bildete eine gute Basis für die ­weitere Berufslaufbahn.

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