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... und vorher noch schnell in den Ehekurs

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Einen Tag versitzen! Mit dieser Einstellung kommen die meisten Paare", berichten Franz und Elisabeth Huber, seit 1988 Ehe-kursbegleiter in der Diözese St. Pölten. Eine Erfahrung, die sie vermutlich mit vielen Kursbegleitern teilen. „Weil die Kirche eine hohe Auffassung vom Zusammenleben zweier Menschen hat, kann sie nicht einfach eine Zeremonie gedankenlos spenden, sondern muß darauf bestehen, daß Eheschließung ernstgenommen wird", wirbt das Ehe- und Familienreferat der Diözese Linz um Verständnis. Die Kirche sieht ihre „verpflichtenden Angebote" als Dienst an den rund 20.000 Paaren, die sich österreichweit jährlich zur kirchlichen Trauung entschließen (1994: 21.860 kirchliche Trauungen; 1984: 30.150)an und bietet - von Diözese zu Diözese unterschiedlich - verschiedenste Ehekursformen an: Vortragsabende mit einem Juristen, Arzt und Priester, Gesprächskurse mit einem Ehepaar, Arzt und Theologen: Wochenendseminare; Ehevorbereitung in der Pfarre und ein acht Tage dauerndes Ehekatechumenat.

Zwischen 70 und 80 Prozent aller Teilnehmer wählen die kürzeste Form. Doch auf jedem Weg der Ehevorbereitung sollen dem Paar Denkanstöße und Materialien zum Weiterarbeiten mitgegeben werden. Denn die Verantwortlichen der diözesanen Ehereferate sind überzeugt: Ehe gelingt nicht von selber. Jede Reziehung braucht Impulse und Pflege, damit sie wachsen kann und lebendig bleibt.

Die Kirche besitzt aber - so erleben die Ehekursbegleiter - in Fragen von Zusammenleben und Partnerschaft wenig Glaubwürdigkeit. Bei jedem Kurs müssen beispielsweise Franz und Elisabeth Huber die Paare motivieren, wenigstens offen zu sein für die kirchliche Ehevorbereitung. Sie versuchen deutlich zu machen, daß die Partner mit einem „Beziehungstag".sich gegenseitig etwa Gutes tun und nicht der Kirche. Franz Huber: „Die Zeit, die sie für die Auswahl des Hochzeitskleides aufwenden, sollen sie auch einander schenken." Gleichzeitig stellt er aber fest, „daß er für die jungen Menschen da ist und nicht weltfremden Moralansprüchen der Amtskirche die Mauer macht".

Für Josef Marhofer vom Familienwerk der Erzdiözese Wien ist klar: „Theoretisch kommen wir mit dem Ehevorbereitungskurs zu spät. Denn -je nach Region - leben rund 95 Prozent der Paare oft schon bis zu zehn Jahren in eheähnlichen Verhältnissen." Ehevorbereitung wird hier vielmehr zur „Beziehungsbilanz"; eine Tatsache, der zum Beispiel die Diözese St. Pölten auch mit einer Namensänderung von Ehekurs in „Weggespräche" gerecht werden will. Kirchliche Ehevorbereitung - so Marhofer - möchte nicht mit moralischen Forderungen vor den Kopf stoßen, sondern die Paare anstoßen, ihre b s-her gelebte Partnerschaft zu reflekti e-ren, zu vertiefen und mit dem Glauben in Beziehung zu setzen. Franz H u-ber: „Wir möchten bei den Kursen -hauptsächlich in Partnerarbeit - eim :n Gesprächsprozeß in Gang bringen. Daß sich die Paare Zeit nehmen, über ihre Herkunftsfamilie zu sprechen, ihren Kommunikationsstil zu verbessern und über ihren Glauben zu reden." Die Kursbegleiter sind immsr neu überrascht, mit wie wenig Wisse -n voneinander die Paare in die Ehe g ben. Rolf Sauer, Leiter der Ehe- und Familienpastoral der Diözese Linz, e r-gänzt: „Mangelnde Ablösung vom E1-ternhaus, Unfähigkeit, über Sexui-lität zu reden und der Glaube des Pai t-ners werden bei den Kursen oft zun ersten Mal vom Paar thematisiert."

Franz und Elisabeth Huber verstehen sich nicht als vorbildliches „Su-perehepaar" für die Kursteilnehmer. Selbstverständlich freuen sie sici, wenn die jungen Paare merken, daß s e auch nach 25 Jahren gerne verheiratet sind. Ihr Resümee der Ehevorbered-tung. „Das Angebot der Kirche ist für die Paare absolut wichtig. Wieviee daraus etwas machen, ist schwer zu s4-gen. Wir haben aber immer wieder Gespräche, die für uns Highlight sind."

Der Autor ist

Theologe undfreier Mitarbeiter der Furche.

Ehepaare,

die an einer Ausbildung zu Referenter in der Ehevorbereitung (Erzdiözese Wien) Interesse haben, können sich wenden am Familienwerk der katholischen Aktion der Erzdiözese Wien, 1010 Wien, Stephansplatz 6,Tel: Ii 552-528. Katholisches Familienwerk Österreichs, 1010 Wien, Spiegelgasse 5 Tel.- 0222/51 552-690.

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