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Ehevorbereitung ergänxen!

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Vertreter der Kirche können bei Gesprächen über die heutige Eheproblematik mit Recht darauf hinweisen, daß die katholische Kirche in Österreich die einzige Institution ist, die für die Ehevorbereitung überhaupt etwas tut. In allen Diözesen gibt es Veranstaltungen für Brautleute. Es besteht allerdings auch die Gefahr, auf diese Aktivitäten alle Hoffnung zu setzen und alle Wünsche auf die Referenten dieser Veranstaltungen abzuschieben.

Um kein Mißverständnis zu verursachen: Ich halte diese Kurse für wertvoll. Besonders zu empfehlen sind dabei selbstverständlich die länger dauernden Veranstaltungen, bei denen mit kleineren Gruppen gearbeitet wird; es gibt ja, nach Diözesen verschieden, nicht nur die wichtigsten Informationen auf einen halben Tag zusammengedrängt, sondern auch mehrtägige Seminare bis zu einer Woche.

Zugleich muß aber festgestellt werden, daß diese Form der Ehevorbereitung nicht nur sehr spät einsetzt - notwendig ist die entferntere Ehevorbereitung, die es bereits gibt, die aber noch wesentlich ausgeweitet werden müßte. Die klassischen kirchlichen Ehevorbereitungsveranstal-tungen sind auch zuwenig, wenn man an das denkt, was in der Zeit vor der Eheschließung notwendig wäre: nämlich ein Prozeß der Einübung in partnerschaftliches Verhalten auf den wichtigsten Gebieten, die im ehelichen Zusammenleben wichtig sind.

Konkret handelt es sich um eine wichtige Aufgabe der Ehepa-storal für die einzelnen Gemeinden. Es ginge darum, den angehenden Eheleuten eine Begleitung auf ihrem Weg zur vollen Gemeinsamkeit anzubieten. Ehepaare müßten sich mit Brautpaaren regelmäßig zusammensetzen, um gemeinsam das durchzuberaten, was in der gelebten Partnerschaft praktisch von Bedeutung ist. So eine Gruppe sollte mindestens ein Jahr beisammenbleiben, die Abstände zwischen den einzelnen Treffen könnten zwischen zwei und fünf Wochen liegen.

Wichtig ist, daß sich die Ehepaare nicht als Lehrmeister aufspielen und ihre Ehe zum Modell erheben wollen, sondern schlicht und einfach Gesprächspartnerschaft anbieten. Schriftliche Unterlagen, die Anregung geben und als Leitfaden dienen können, sind vorhanden, so daß niemand einen Mangel an Gesprächsstoff fürchten muß.

Daß früher viele geeignete Ehepaare so eine Aufgabe nicht

übernehmen wollten, war verständlich, weil noch vor einigen Jahren in der Ehepastoral vorwiegend das Problem der Methoden, die für die Geburtenregelung in Frage kommen, diskutiert wurde. Uber dieses Stadium sind wir ja Gott sei Dank hinaus. Heute weiß man ziemlich allgemein, daß es in erster Linie um die vielen konkreten Details in der Gestaltung des partnerschaftlichen Zusammenlebens geht.

Ob in den Pfarren solche Initiativen geschehen werden, hängt natürlich auch von einer minima-.len Voraussetzung im strukturellen Bereich ab: Werden die - in mehreren Diözesen neu konstituierten - Pfarrgemeinderäte auch einen Fachausschuß für Ehe und Familie errichten?

Nur wenn sich in der Gemeinde eine Gruppe engagierter Christen für diesen Bereich speziell verantwortlich weiß, besteht die Hoffnung, daß wir am entscheidenden Punkt der Ehepastoral, nämlich der Ehevorbereitung, einen Schritt weiterkommen.

Der Verfasser ist Leiter des Referates Ehe und Familie der Diözese Linz und Vorsitzender der Kommission Ehe- und Elternbüdung für ganz Osterreich.

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