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Die Familie wird zum Motor einer zweiten Sozialreform

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Papst Paul VI. hob in seiner Ansprache an die österreichischen Bischöfe die Wichtigkeit der Familie besonders hervor: „Das Engagement für Ehe und Familie zählt heute zu den hervorragendsten Aufgaben jeder lebensnahen Seelsorge; erblicken wir doch in der Familie nicht nur die Grundzelle der menschlichen Gemeinschaft, sondern der Kirche selbst.“

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Papst Paul VI. hob in seiner Ansprache an die österreichischen Bischöfe die Wichtigkeit der Familie besonders hervor: „Das Engagement für Ehe und Familie zählt heute zu den hervorragendsten Aufgaben jeder lebensnahen Seelsorge; erblicken wir doch in der Familie nicht nur die Grundzelle der menschlichen Gemeinschaft, sondern der Kirche selbst.“

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Der Fünfj ahresbericht über die Lage der Kirche in Österreich, den die Bischöfe bei ihrem Ad-limina-Besuch dem Papst überreichten, gibt zuerst einen Überblick über die Lage der Familie in der heutigen Gesellschaft Hier werden die familienfeindlichen Tendenzen aufgezählt dann aber wird die Überzeugung hervorgehoben, daß die Familie der Motor einer zweiten Phase der Sozialreform sei, in der die Forderung nach Lebensqualität auf den Bereich der menschlichen Beziehungen appliziert werde. Es gehe darum, daß die Familie sich als problemlösende, für alle Mitglieder grati- fizierende Einheit entwickelt, indem sie spontan Züge der Gruppe annimmt. „In solidarischer Sympathie- und Liebesbeziehung kann Schutz, Sicherheit Abbau von Angst und Hilfe bei der Daseinsbewältigung gegeben werden.“

Im Bericht heißt es, daß die Familie ihr Potential nur dann aktivieren könne, wenn sie sowohl erzieherisch als auch ökonomisch und politisch von der Gesellschaft ermutigt und unterstützt wird. Derzeit werde jedoch Politik zwar nicht gegen die Familie, aber doch über die Familie hinweg gemacht.

Die Kirche ist sich über die Aufgabe der Familie schon immer im klaren gewesen. Zuletzt hat das Zweite Vatikanische Konzil die Familie als eine Art „Hauskirche“ bezeichnet, als eine Schule reich entfalteter Humanität und als Fundament der Gesellschaft In diesen drei Bereichen unternimmt auch die Kirche in Österreich seit Jahrzehnten enorme Anstrengungen zur Unterstützung der Familie. Der Schwerpunkt dieser Bemühungen liegt in den Pfarren und in den kirchlichen Bildungseinrichtungen.

• In der Pastoral wird vor allem bei den Initiationssakramenten (Taufe, Erstbeichte, Erstkommunion, Firmung) die Familie in die Vorbereitung einbezogen, um den Eltern Hilfen zu geben, die Glaubenserziehung zu unterstützen. Die „Taufgespräche“ mit den Eltern der Taufkinder sind gleichzeitig eine „Elternschule“ in pädagogischen Fragen. Der von der Österreich-Synode beschlossene Leitsatz, daß die Familie „ein Schwerpunkt der Seelsorge“ sein soll, kommt in der Pfarrarbeit immer mehr zum Tragen. 1200 Familienrunden stellen eine wirksame Form ehebegleitender Bildung dar. Wenn diese Familien und Runden ihre christliche Haltung nicht nur für sich behalten, sondern in die Umgebung ausstrahlen, werden sie nicht mehr nur Objekt, sondern Subjekt der Pastoral.

• Ehe- und Elternbildung ist ein besonderer Schwerpunkt katholischer Erwachsenenbildung, von der direkten Ehevorbereitung (Ehekurs, Eheseminar) vor der Trauung über die Ehebegleitung junger Ehepaare und die Elternbildung in Erziehungsfragen bis zur Hilfestellung für die Ehe im Alter. Die offiziellen Zahlen (etwa 4000 Veranstaltungen mit 160.000 Teilnehmern im Jahr) sind Mindestwerte; die tatsächlichen Zahlen liegen wesentlich höher.

• Auch im Service für die Familien bietet die Kirche manches an: Familienhelferinnen, die einspringen, wenn die Mutter vorübergehend ausfällt; Ehe-, Familien- und Lebensberatung durch speziell ausgebildete Eheberater, Ärzte, Psychologen und Juristen; Familienerholung; pfarrlich organisierte Nachbarschaftshilfe.

• Die Anstrengungen um die Familie in der Gesellschaft werden in drei Bereichen angestellt:

- In der Familienrechtsreform wurde für die Stützung der Familie als Institution nach dem Grundsatz der partnerschaftlich geführten Ehe viel - wenn auch nicht alles - erreicht. Nur bei der geplanten Reform des Eherechts bannt sich in der Frage der Ehescheidung ein ernster Konflikt an.

- Die materielle Besserstellung der Familie gehört zum ständigen Programm der politischen Aktivitäten: Sinnvolle Verwaltung des Familienlastenausgleichsfonds, Abdeckung von 50 Prozent der Kinderkosten durch die Familienbeihilfe, familiengerechter Wohnbau.

- Die Mirwirkung der Eltern am Schulgeschehen über Elternvereine und Schulgemeinschaftsausschüsse kommt seit Inkrafttreten des Schulunterrichtsgesetzes immer mehr in Fluß.

Alle diese Aufgaben werden von vielen kirchlichen Einrichtungen und Laienorganisationen erfüllt Für Pastarai, Bildung, Apostolat sind die di- özesanen Familienwerke und die Familienreferate der Pastoralämter zuständig. Die Koordination im Bund erfolgt im Katholischen Familienwerk Österreichs, einem Werk der KA. In den gesellschaftspolitischen Aktivitäten arbeiten die Organisationen im österreichischen Laienrat zusammen. Die Federführung besorgt der Katholische Familienverband Österreichs.

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