6751599-1967_30_10.jpg
Digital In Arbeit

Orientierung an der Familie

Werbung
Werbung
Werbung

Eduard Ploier, Vorsitzender der KMBÖ, verlangte in seinem Artikel vom 29. April („Furche“, Folge 17/67 „Koordination für die Familie“), „Intensivierung des Gesprächs zwischen den an der Familienarbeit interessierten Institutionen... Keine neuen Einrichtungen und Organisationen ... Aber Klärung der Positionen ... Ohne übertriebenes Prestigedenken sollte man darangehen, dem Anliegen in sachlicher Weise gerecht zu werden.“

Das ist ganz meine Meinung bis auf einen Punkt, dessen Klärung für die Familien wie für die Katholische Aktion und ähnlich Apostolatsgrup-pen der Kirche von großer Bedeutung ist. Kardinal Dr. König hat zum letzten Kana-Tag auf eben diesen Punkt hingewiesen und ihn zur ernstlichen Überlegung gestellt:

„Sind unsere organisatorischen und institutionellen Formen den Erfordernissen der Jetztzeit angepaßt oder müssen wir hier nicht manches neu überdenken und von manchen liebgewonnenen und vielleicht schon festgefahrenen Vorstellungen Abschied . nehmen? Wir reden zwar schon viel von der Familie, sind wir aber nicht doch in unseren Organisationen und in der Seelsorge manchmal zu einseitig auf die sogenannten Naturstände ausgerichtet? Die Familie sollte stärker im Zentrum stehen, auch in der Katholischen Aktion, in einer Weise, die die Familie weniger scheidet und mehi eint. Wir haben in der Seelsorge Männer-, Frauen- und Kindermessen, wir haben Glaubensstunden füi verschiedene Stände, aber eine gut katholische Familie wird am Sonntag eher zerrissen als geeint, sie kanr kaum zusammen in die Messe gehen Auch hier sollten wir die Basisfunktion der Familie stärker erkenner und betonen.“

In scharfer Rede weist Kardinai Heenan von Liverpool auf den gleichen Übelstand hin: „Auffallend is1 es, daß die römisch-katholische Kirche, die sich doch immer des Familienlebens besonders angenommen hat, diese kleine Gruppe völlig aus dem Auge verlor, als im 19. Jahrhundert das Gros der Glaubigen in Vereinen aufging, nach Geschlecht und Alter unterschieden, so daß man heute klagt, gerade durch die Pfarrei werde die Familie auseinandergerissen: Der Mann geht in seinen Verein, die Frau gehört einer anderen Organisation an, die Buben sind hier, die Mädchen dort. Bis in die Kirche hinein werden vielfach noch immer die Männer von den Frauen und die Eltern von den Kindern getrennt. Ohne uns dessen bewußt zu sein, tragen wir zur Zerrüttung des Familienlebens bei. Sogar im geistlichen Leben der Kirche schädigen wir die familiären Beziehungen. Wir haben Kommunionsonntage für die Kinder und Kommunionsonntage für die Frauen, Wir haben Kindermessen ...“ (15. September 1961.)

Wir sollten hier eigentlich ein kollektives Schuldbekenntnis ablegen: Wir haben der Pflege des strukturellen (organisatorischen) Aufbaus viel zuviel Beachtung geschenkt und darüber die Ernährung des funktionellen (organischen) Unterbaues vernachlässigt. Wir ließen und hießen jedes Familienmitglied in seiner Apostolatsgruppe arbeiten und kümmerten uns herzlich wenig um das gemeinsame religiöse Leben innerhalb der Familie als der funktionellen und primären Einheit. In Worten haben wir dieses religiöse Gemeinschaftsleben oft empfohlen, aber durch unsere Taten haben wir es noch öfter verhindert!

Organisch gewachsenes Apostolat

Schon von der Brautzeit an üben sich in zwei Menschen die natürlichen Grundkräfte der Liebe und der Seelensorge ein, die in der sakramentalen Trauung gnadenvoü verstärkt werden: Liebe und Sorge um Leib und Seele des anderen Menschen, Eifer für sein menschliches Wohl und sein christliches Heil und zugleich Ehrfurcht vor der Freiheit der anderen Person; hilfreiches Verstehen für des anderen Nöte, gläubiges und nicht ermüdendes Hoffen auf eine menschliche und christliche Reifung und Vollendung.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung