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Kardinal Opilio Rossi: Grundwerte der Ehe

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Es nimmt wunder, daß der Heilige Stuhl, bis vor kurzem keine einzige Behörde hatte, die zentral und weltweit an der Lösung der Familienprobleme arbeitet. Um so mehr, als es außer Zweifel steht, daß die Kirche in ihrer Verkündigung und in ihrer Seelsorge großen Wert auf ein gesundes christliches Familienleben legt. Erst Papst Paul VI. errichtete am 11. Januar 1973 eine eigene Institution, das Familienkomitee. Es hatte den Auftrag, die Probleme der modernen Familie und insbesondere ihre seelsorglichen Anliegen zu studieren. Der Präsident des Familienkomitees ist mit dem des Päpstlichen Rates für die Laien identisch, der ehemalige Nuntius in Österreich, Kardinal Opilio Rossi.

Mit Kardinal Rossi führten wir das folgende Gespräch:

FURCHE: Sie wurden vor einem Jahr zum Präsidenten des Familienkomitees ernannt. Wie kamen Sie zu dieser Ernennung und wie fühlen Sie sich in Ihrem neuen Amt?

ROSSI: Das Motu proprio Aposto-latus peragendi vom 10. Dezember 1976 bestimmt, daß „Der Vorsitzende des Familienkomitees der Kardinal-

Präsident des Päpstlichen Rates für die Laien ist“. Somit ist das Familienkomitee dem Päpstlichen Laienrat zugeordnet, behält aber die ihm eigenen Strukturen und Besonderheiten bei. Die rein inneren Angelegenheiten werden von einem Vizepräsidenten erledigt. Diese relative Autonomie des Familienkomitees und die gute Zusammenarbeit mit dem Päpstlichen Rat für die Laien helfen mir, die große Verantwortung bei der Leitung zweier nachkonzilia-rer Organe der Römischen Kurie zu tragen.

FURCHE: Worin sehen Sie die wichtigste Aufgabe des Familienkomitees?

ROSSI: Am 11. Januar 1973 errichtete Papst Paul VI. innerhalb des Laienrates das Familienkomitee mit dem Auftrag, die derzeitigen Probleme in Ehe und Familie zu verfolgen; die geistlichen, moralischen und sozialen Werte der Familie herauszustellen, sie zu fördern und zu schützen. Das Familienkomitee sollte ein Zentrum der Dokumentation sein, das Informationen aus aller Welt einholt und weitergibt. Bischofskonferenzen, Nuntiaturen und verschiedene Organisationen, die sich mit Ehe und Familie befassen, unterrichten uns darüber, wie die vordringlichsten Probleme - Schwangerschaftsabbruch oder Geburtenregelung - in ihren Ländern bewältigt werden. Auf Grund dieser Dokumentation ist das Familienkomitee in der Lage, nicht nur die ständig eingehenden Fragen zu beantworten, son-

dern auch Studien über diejenigen Probleme anzuregen, die vor anderen einer Lösung bedürfen. Ziel der Errichtung des Familienkomitees war es, in der Kirche selbst eine einheitliche Betrachtungsweise der Ehe- und Familienprobleme zu erreichen, zumal sich verschiedene Ämter der Römischen Kurie mit denselben Problemen befassen. Ein weiteres Ziel ist die Erreichung eines gemeinsamen seelsorglichen Vorgehens hinsichtlich der Bedürfnisse der Familie, deren Existenz heute von vielen Seiten in Frage gestellt wird.

FURCHE: Jeder hat seine Zukunftspläne. Welche hegen Sie für das Familienkomitee?

ROSSI: Bei der dem Familienkomitee am 4. 11. 1977 gewährten Audienz hat der Papst selbst zwei Stichworte geprägt, die dem Komitee als Richtlinie für sein zukünftiges Arbeiten dienen: „Wachsamkeit“ und „Animation“. Die Wachsamkeit einerseits den modernen Strömungen gegenüber, die die christliche Auffassung von Ehe und Familie bekämpfen, und anderseits die Aufgabe der Beseelung, der Ermunterung, der Erziehung im Geist der unverfälschten Lehre der Kirche. Eingedenk dieser Worte erstellte das Familienkomitee in der vom 10. bis 12. November 1977 in Rom abgehaltenen Generalversammlung sein zukünftiges Arbeitsprogramm.

Bei der Behandlung der Frage der Geburtenregelung wurde auf die Notwendigkeit hingewiesen, ein erneutes Studium der Enzyklika Hu-

manae vitae anzuregen und für eine Propagierung der natürlichen Empfängnisregelung einzutreten. Ein anderes Problem, das einer dringenden Lösung bedarf, ist die seelsorgliche Betreuung der Geschiedenen, die erneut eine bürgerliche Ehe geschlossen haben.

Auf dem Arbeitsprogramm des Familienkomitees stehen weiter die Ausarbeitung eines Katechismus für die Familie; die bessere Integration der Familie in das liturgische Leben der Kirche; die Gestaltung der Sonntage und Feste im Schoß der Familie. Eines eingehenden Studiums bedarf die Stellung der Frau in Gesellschaft und Kirche, ihre Rolle als Frau und Mutter, ihr Schutz und ihre Förderung. Schließlich beschäftigen wir uns mit der Betreuung der älteren Leute in der Familie.

Das Familienkomitee ist stets bemüht, mit den internationalen Vereinigungen, die sich mit Ehe- und Familienfragen befassen, Kontakte aufrechtzuhalten; mit Universitäten, Forschungszentren, Seminarien in Verbindung zu bleiben, um die wissenschaftlichen Ergebnisse mit der Lehre der Kirche in Einklang zu bringen und umgekehrt zu neuen Initiativen anzuregen.

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