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Stillstand Spielbein, Standbein: Das ist die Impression einer weidlich statischen Inszenierung von Giuseppe Verdis "Rigoletto", die das Salzburger Landestheater bei den Kulturtagen im Großen Festspielhaus präsentiert. Renzo Giacchieri hat diesen "Rigoletto" für das Theater (nicht die Arena) von Verona auf die Bühne gestellt. Zu danken ist die musikalisch geglückte Aufführung vor allem Alberto Gazale (Rigoletto) und Valeria Esposito (Gilda) sowie, mit kleinen Einschränkungen, Giorgio Casciari (Duca). Hervorragend besetzt die kleineren Partien mit Silvio Tullio Falzoni (Sparafucile), Peter Wimberger (Monterone) und Milena Kitic (Maddalena). Daß sich der Chef des Mozarteum-Orchesters, Hubert Soudant, mit Sängern schwertut, ist bekannt. Insgesamt ein Wunschkonzert schöner Stimmen und Weisen, dessen Handlung im Programm nachzulesen ist. Der Premierenbeifall hatte Festspielniveau.

Franz Mayrhofer Bewegung Durch und durch gelungen ist die erste Produktion der Wiener Kammeroper unter der neuen Direktion: die beiden flotten Einakter "L'heure espagnole" von Maurice Ravel und "Gianni Schicchi" von Giacomo Puccini. Ob die frivole Geschichte von der Uhrmachergattin, die ihre Liebhaber in riesigen Uhren ins Schlafzimmer schmuggeln läßt und sich am Ende auch noch den Träger angelt oder der Streich des schlauen Gianni Schicchi, der eine Familie betrügerischer Erben um ihre Beute bringt - Dirigent Paul Weigold und Regisseur Peter Pawlik agieren punktgenau und beschwingt. Ein großes Kompliment für die Bühne und die köstlichen Kostüme! Auch hat die Kammeroper wieder einmal bewiesen, daß auch ein kleines Haus mit der richtigen Umsicht sehr gute Sänger auftreiben kann.

Michael Krassnitzer Aufstieg So sicher und präzise wie schon lange nicht mehr hat Dieter Haspel im Wiener Ensembletheater Bertolt Brechts "Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui" (1941) inszeniert. Auf karger Bühne, rückt er ganz den Text in den Mittelpunkt. So geschärft erreicht die politische Satire, die Hitlers Aufstieg als Gangsterdrama um die Eroberung des Chicagoer Grünzeughandels erzählt, beklemmende Aktualität. Es braucht nicht viel, um die wirksam werdenden Mechanismen der Machtergreifung im Werdegang moderner Diktaturen beziehungsweise überall dort, wo skrupellose Machtmenschen mit unlauteren Mitteln nach oben streben, wiederzuerkennen. Im ausgezeichneten Ensemblespiel beeindrucken vor allem Karl Menrad (Ui), Gunther W. Lämmert, Rolf Schwab, Gerhard Roisz und Jörg Stelling.

Annemarie Klinger Aufstieg und Fall "Kindertotmacher von Berufs wegen" nennt der Tiroler Jetztzeit-Dramatiker Egon A. Prantl in seinem Stück "Villingers Kinder" den Kinderpsychiater und Eugeniker Dr. Villinger, der bei Innsbruck den Bergtod gesucht hat. In den Kammerspielen Innsbruck klettern ihm Regisseur Thomas Oliver Niehaus und seine Schauspieler auf eine Berghütte, der Fluchtstätte des Totmachers, nach. Hier wütet das surreal-poetische Wortgemetzel über Schuld und Verlogenheit, mit kryptischen ideologisch-philosophischen Einschüben versetzt, sodaß die Botschaft letztlich durch eine simultan-rasende Wort- und Ideenflut im Dschungel der Sprache untergeht.

P.S.: Dr. Villingers Familie will gerichtliche Klage einreichen.

Helga Reichart

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