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Orgelkolloquium

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Eine Orgeldiskussion, von der österreichischen Gesellschaft für Musik veranstaltet und von Hans Röchelt geleitet, bestand aus einer Reihe von Stellungnahmen zu hochinteressanten Themen und Problemen, blieb jedoch ohne einheitlichen Willen zu deren Lösung. In erster Linie ging es um die Orgeldenkmäler Österreichs, ihre Erhaltung beziehungsweise Restaurierung. Die Orgelprofessoren Dr. Hans Hasel- böck, Josef Mertin, Alois Forer, die Orgelbaumeister Gregor Hradetzky und Arnulf Klebel, der Musikwissenschaftler Franz Bullmann sowie der Diskussionsleiter selbst waren sich wohl einig in der Verurteilung unberufener Hände, die eine Orgel zu Tode reparieren, nicht aber darin, wie den alten Orgeln wirklich zu helfen wäre. Was verständlich ist, da es immer neu auf den einzelnen Fall ankommt und jeder Fall eine Verantwortung für sich bedeutet. Außerhalb des Kolloquiums ist hier zu sagen: eine Orgel sollte ein Einmaliges sein in und für den Raum, darin sie steht, in Form, Disposition und Klangart allein für diesen Raum entworfen, in ihrer Funktion daher unübertragbar. Sie soll eine Stimme ihrer Kirche sein wie Gebet und Gesang Stimmen dieser Kirche sind. Die alten Orgelbaumeister haben nach diesem Prinzip gebaut, während die heutigen gegen zunehmende Normalisierung und Serienproduktion zu kämpfen haben, wenn nicht gar gegen das völlig profillose elektronische Instrument. Das ergibt auch bei der Restaurierung alter Orgeln manche zeitbedingte Probleme, voran das finanzielle, und das der Ungeduld. Eine Orgel kostet Geld und braucht Zeit. Man kann diese Tatsachen nicht mit Achselzucken abtun und sich mit billigen Surrogaten begnügen. Die Stimme der Kirche darf ihre Schönheit nicht verlieren.

— In der Diskussion fiel auch das Wort von „untüchtigen Kirchenorganisten“. Gewiß sollen Organisten dem Orgelbauer nicht ins Handwerk pfuschen, untüchtig aber können sie nur in ihrem eigentlichen Beruf sein, die Orgel zu spielen, ihre gottesdienstliche Berufung zu erfüllen. Wenn sie darin untüchtig sind, kommt es meist daher, daß man statt des Besten den Billigsten angestellt hat. Das fällt kaum auf ihn zurück. In der Mehrzahl aber erfüllen sie ihre nicht leichte Pflicht in verläßlicher Hingabe und verdienen eher ein Lob als einen Tadel. — Häufigere Orgeldiskussionen wären wohl sehr zu begrüßen, denn sie dienen dem — neuerdings erfreulicherweise wachsenden — Verständnis für die „Königin der Instrumente“.

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