Texte, Strategien und die Lust am Lesen

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"In Sachen Prüfung und Bewerbung heißt 'verstehen', das zu verstehen, was von uns erwartet wird", schreibt Daniel Pennac. "Ein 'richtig verstandener' Text ist ein intelligent verkaufter Text. Die Dividenden dieses Handels sucht der junge Kandidat auf dem Gesicht des Prüfers, wenn er ihm einen verstohlenen Blick zuwirft, nachdem er ihm eine raffinierte -aber keinesfalls zu raffinierte -Interpretation eines als unverständlich geltenden Alexandriners geliefert hat. ('Er sieht zufrieden aus, machen wir auf dieser Spur weiter, sie führt direkt zu einer Auszeichnung.')"

Die literarische Schulbildung also ein Erlernen nicht nur eines Textverständnisses, sondern vor allem der richtigen Strategie? Der Schriftsteller und Lehrer Daniel Pennac verfasste mit seinem Buch "Wie ein Roman. Von der Lust zu lesen" ein leidenschaftliches und wunderbar zu lesendes Plädoyer, Kindern und Jugendlichen nicht durch Zwang ("Das Verb 'lesen' duldet keinen Imperativ.") die Freude am Lesen zu nehmen. Sein ebenso kluges wie unterhaltsames Buch, vor beinahe zwanzig Jahren geschrieben, bleibt aktuell und ist Eltern wie Lehrern wärmstens zu empfehlen, denn "ein 'schlechter Schüler' ist öfter, als man denkt, ein Jugendlicher, dem es in tragischem Umfang an taktischen Fähigkeiten gebricht. [] Als Schüler aufgegeben, hält er sich bald für einen Paria des Lesens. Er bildet sich ein, daß schon 'Lesen' an sich ein elitärer Akt sei, und verzichtet sein Leben lang auf Bücher, weil er nicht darüber sprechen konnte, als man es von ihm verlangte."

Dabei wurden die Bücher doch nicht geschrieben, "damit mein Sohn, meine Tochter, die Jugend sie kommentieren, sondern damit sie sie lesen, wenn sie Lust dazu haben". Wie man diese Lust wecken und erhalten könnte, ganz ohne Imperativ, davon handelt Pennacs "Wie ein Roman".

Was könnte ich noch alles sein?

Die Lust auf Bücher wecken wollen auch die vielen Veranstaltungen für junge Leser, die im Rahmen der Leipziger Buchmesse (17.-20.3. 2011) stattfinden werden. Auch das Kinderliteraturfestival "Literatur für junge LeserInnen", das jedes Jahr im März (heuer von 24.-30.3.) im Palais Auersperg in Wien stattfindet, will lesehungrig machen. Hier können Kinder etwa der Frage "Wer bin ich -was könnte ich noch alles sein?" gestalterisch nachgehen, indem sie mit der Illustratorin Linda Wolfsgruber mit Moosgummi drucken, sie können mit dem Schriftsteller Heinz Janisch fantasieren und erzählen und mit Dorothee Schwab "Die kleine Sensenfrau" malen, nach dem Text von Michael Stavariˇc, der in seinem Essay in diesem BOOKLET darüber nachdenkt, was es heißt, zu schreiben: für Kinder und Erwachsene.

Das nächste BOOKLET erscheint am 7. April 2011 als Beilage in der FURCHE Nr. 14/11.

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