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Aggressiv antiklerikal

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Sogar Kurt Krenn ist ihnen zu ausländerfreundlich: Ein Lokalaugenschein bei einer schlagenden Verbindung ergibt keine Indizien für Kirchennähe der FPÖ.

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Sogar Kurt Krenn ist ihnen zu ausländerfreundlich: Ein Lokalaugenschein bei einer schlagenden Verbindung ergibt keine Indizien für Kirchennähe der FPÖ.

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Die Vorlage des Entwurfs für ein neues FPÖ-Parteiprogramm führte vor einigen Wochen zu zahlreichen und teils heftigen Reaktionen. Kritik inner- wie außerhalb der FPÖ rief besonders der Versuch der Vereinnahmung der Kirchen hervor. Verschiedene FPÖ-Vertreter wandten sich gegen eine ihrer Meinung nach zu große Kirchenfreundlichkeit.

In der „Kirchenfrage” tobt in der FPÖ ein Richtungsstreit: Zum einen bemüht sich die Gruppe um Klubobmann Ewald Stadler, zur Stimmen-maximierung engagierte Christen anzusprechen. Auf dieser Linie liegen auch die Umarmungsversuche in Richtung der evangelischen Kirche, die während der letzten Wochen in der FPÖ-nahen Zeitung „Junge Freiheit” und im Parteiorgan NFZ angestellt wurden. Auf der anderen Seite steht jene Gruppe, die aus ihrer militanten Kirchenfeindschaft kein Hehl macht und offene Polemik betreibt.

Vor diesem Hintergrund fand Vor einigen Wochen im Haus der Universitätssängerschaft „Skalden” in Innsbruck eine Diskussion unter dem Titel „Quo vadis FPÖ?” statt. Die innerparteiliche Auseinandersetzung wurde hier besonders greifbar; schon der Veranstaltungsort spricht für sich: Die schlagende Verbindung Skalden ist Kaderschmiede der FPÖ und seit jeher kirchenfeindlich. Für die furche war es exklusiv möglich, bei der geschlossenen Veranstaltung dabei zu sein.

Am Podium saßen der führende Publizist der „Neuen Rechten” Jürgen Hatzenbichler, der deutschnationale Historiker Lothar Höbelt und Vordenker Andreas Mölzer, zur Zeit

Chefredakteur der Österreichausgabe der „Jungen Freiheit”. Hauptkontrahenten waren Ewald Stadler und Rüdiger Stix, Landtagsabgeordneter und sehr einflußreicher FP-Bezirks-obmann in Wien. Stix ist Sohn des früheren FP-Nationalratspräsidenten Gerulf Stix.

Die heftig geführte Diskussion drehte sich um das Verhältnis zum Christentum: Büdiger Stix wandte sich mit Unterstützung aus dem Publikum aggressiv gegen die katholische Kirche. Insbesondere wurde diese attackiert, weil sie sich um Menschen aus allen Völkern kümmere. Sogar1 Bischof Krenn wurde vorgeworfen, zu ausländerfreundlich zu sein. Stix erklärte, daß sich die Wiener FP-Landesorganisation gegen „klerikalen Einfluß” wende. Es ginge um „Ehre - Freiheit - Vaterland” statt „Armut - Keuschheit - Gehorsam”. Er wies außerdem auf den hohen Anteil der aus der Kirche Ausgetretene-nen besonders in der Wiener FPÖ hin.

Stadler verteidigte den FP-Pro-grammentwurf und betonte die wahltaktische Bedeutung katholischer Kernschichten. Die FP-Freundlich-keit von Bischof Krenn sei ein Vorteil. Sympathie für Krenn bekundete auch Lothar Höbelt. Dieser stünde ihm viel näher als Bischof Beinhold, Stecher: „Der Stecher gehört erst dann zum christlichen Erbe, wenn ihn die Erde sehr sehr lange deckt.”

V erräterisch, welchen Anklang Stix mit antichristlichen Thesen fand. Publizist Hatzenbichler bezeichnete sich selbst als „Nichtchrist”. Erfreut äußerte man sich über die Bedeutung von Mitgliedern deutschnationaler Verbindungen in der FPÖ: „Öffentlichkeit und Medien haben manches zum Glück gar nicht mitbekommen.”

Sehr deutlich wurde bei den Teilnehmern des Abends das Bekenntnis zur deutschnationalen Ideologie. Daß sich die Österreicher als Deutsche zu fühlen hätten, war allgemeiner Tenor. Auch Ewald Stadler bekannte sich zu dieser deutschnationalen Grundorientierung.

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