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Martha Journalisten-Rallye

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Die traditionelle Internationale „Martha“-Journalisten-Rallye 1970, die siebente in der Reihe, sollte von ihren Veranstaltern, dem Polizeimotorsport Wien, einem Zweigverein des ÖAMTC, und von der „Martha“-Erdöl-G. m. b. H. über 430 Kilometer durch Nieder-österredch geführt worden. Aber Petrus hatte kein Erbarmen: Die Strecke war stellenweise noch vom Schnee verweht oder total aufgeweicht, der umsichtige Rennleiter Peter Tü-köry, vereinfachend „Tü“ genannt, stellte knapp vor der Veranstaltung um, verständigte Teilnehmer und Funktionäre telegraphisch, ließ buchstäblich über Nacht neue Ausschreibungen drucken, dank einem neuartigen Rollenprüfstand im Diagnosezentrum bei Tarbuk in Wien X konnte ferner die Serienmäßigkeit der gemeldeten Fahrzeuge im Blitztempo kontrolliert werden, der unvermeidliche Papierkrieg spielte sich am Vorabend des Wettbewerbs ab, der dann am 9. April als Regelmäßigkeitskonkurrenz auf dem österreichring bei Zeltweg abrollte. Die Fahrer (mit je einem Beifahrer) der 44 Serien-tourenwagen (Gruppe 1), in sieben Klassen und eine Unterklasse für Dieselfahrzeuge eingeteilt, hatten die nur auf den ersten Blick leicht scheinende Aufgabe, den 5911 Meter langen, Steigungen und Gefälle aufweisenden Kurs bei Einhaltung einer Mindestdurchschnittsgeschwindigkeit von 80 km/h möglichst regelmäßig zu durchfahren. Jede Abweichung nach oben oder unten von mehr als einer Toleranzsekunde wurde mit zehn Punkten bestraft, dafür gab es je 20 Gutpunkte pro Runde für jene, die innerhalb des zwei Stunden dauernden Wettbewerbes mehr als 31 Runden zurücklegten. Nach der ersten Stunde war der in vorangegangenen Trainingsrunden von den Fahrern selbstgewählte Schnitt um fünf Prozent zu erhöhen. Das Ende der ersten Stunde und gleichzeitig der Beginn der zweiten wurde den Teilnehmern signalisiert. Es lag im Ermessen der Konkurrenten, entweder langsamer, nahe dem unteren Limit, zu fahren und durch weniger Runden die Zahl der Fehlerquellen zu vermindern, aber auf mehr Gutpunkte zu verzichten, oder umgekehrt durch schnellere Fahrt mehr, Gutpunkte anzustreben, dafür aber die Wahrscheinlichkeit von Strafpunkten zu erhöhen, denn je schneller man fuhr, um so schwieriger war es, die jeweilige Zieleinfahrt nach jeder Runde auf Zehntelsekunden zu dosieren. Am besten schnitten diejenigen ab, die den „goldenen Mittelweg“ gewählt hatten. Ein Sonderlob verdient die Dieselklasse: Die Lenker der naturgemäß weniger rasant beschleunigenden Fahrzeuge hatten es besonders schwer, Geschwindigkeitsverluste auf Steigungen und nach dem eher zurückhaltend gefahrenen Passieren der Kontrollen wieder aufzuholen. Der Pressechef des Mercedes-Büros in Salzburg, Wolfgang Gruber, der sich übrigens vorbildlich um das ganze Dieselteam kümmerte, war nicht nur Klassensieger, sondern auch vielbeachteter Zehnter in der Gesamtwertung.

Zum Schluß noch ein Wort über den österreichring: Die Strecke ist schön, interessant, für Wettbewerbe und Testfahrten gut geeignet und könnte einmal, bis Zielturm, sanitäre Anlagen und alle sonstigen für den Renn-betrdeb notwendigen Einrichtungen geschaffen sein werden, trotz der ungünstigen geographischen Lage etwa als Austragungsort auch für Veranstaltungen der sehr rührigen Motorsportklubs Oberitaliens jene Rolle in unserem sportlichen Geschehen spielen, die sich seine Erbauer erwarten. Die Ergebnisse: Klasse bis 850 ccm: 1. Gerd Prechtl (Honda); bis 1150 ccm: Werner Hölbl (Fiat 128); bis 1300 ccm: N. Mikander (Renault); bis 1600 ccm: Heinz Pambalk (Simca 1500); bis 2000 ccm: Jürgen Rapp (BMW 2002 TI); über 2000 ccm: Dr. Maluschka (Mercedes 280 SE); Dieselklasse: Wolf gang Gruber (Mercedes 220 D). Gesamtklassement: 1. Jürgen Rapp (BMW 2002 TI), 2. Rainer Braun (BMW 2002 TI), 3. Manfred Jantke (BMW Alpina).

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