Wer hat das letzte Wort in existentiellen Fragen?

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Der unvergeßliche Karl Farkas antwortete einmal auf den Hinweis, die Geschichte sei offenbar doch keine gute Lehrmeisterin: "Die Geschichte ist eine gute Lehrmeisterin, sie hat nur schlechte Schüler!" An der Jahrtausendwende ist die Frage zu stellen: Wie verhält es sich bei der Wirtschaftsgeschichte?

Ich meine: Spät, aber doch, haben ihre Schüler - Politiker, Ökonomen, Unternehmer - die Lektionen gelernt. Obwohl sie von den Medien regelmäßig heraufbeschworen wird, gab es in den letzten Jahrzehnten keine Weltwirtschaftskrise mehr. Selbst Turbulenzen vom Ausmaß der letzten Asien-Krise wurden durch das Know-how der Ökonomen und das Zusammenwirken der führenden Industriestaaten ohne wirkliche Blessuren gemeistert. Wir haben heute in den meisten Staaten der Welt einen höheren Wohlstand, eine höhere soziale Sicherheit und Rechtssicherheit für wirtschaftliche Aktivitäten als je zuvor. Die weltweite Kooperation der Regierungen und Währungsbehörden gibt Börsezockern kaum mehr eine Chance, die Weltwirtschaft aus den Angeln zu heben.

Die entwickelten Staaten der Welt haben gemeinsam wahrscheinlich erstmals in der Geschichte die Wirtschaftskraft und das technische Vermögen, um jenen Regionen, die noch immer unter bitterer Not leiden, wirkungsvoll zu helfen. Was leider noch fehlt, ist der politische Wille, die Entschlossenheit, das auch tatsächlich zu tun. Aber: An der letzten Jahrhundertwende bestand nicht einmal die Chance dazu, selbst wenn der Wille dazu da gewesen wäre.

Also alles paletti? Keineswegs. Durch das hohe Niveau der wirtschaftlichen Aktivität hat der Mensch leider auch erstmals in der Geschichte die "Chance", die Umwelt nachhaltig zu zerstören. Und die Globalisierung der Wirtschaft tendiert dazu, die Politik zu entmachten.

Wer aber weist dann, wenn selbst durch Wahlen Fehlentwicklungen nicht korrigiert werden können, den Turbo-Kapitalismus in die Schranken? Die Antwort auf die Globalisierung der Wirtschaft kann nur lauten: noch stärkere Globalisierung der Politik. Das letzte Wort in Existenzfragen der Menschheit müssen weiterhin vom Volk gewählte Politiker, dürfen nicht von Aktionären gewählte Aufsichtsräte haben!

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