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Arabiens ferner Westen

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Al-Maghreb-el-Aqsa, der ferne Westen der arabischen Welt, das ist die arabische Bezeichnung für Marokko, des nordwestlichsten Landes Afrikas, an der Straße von Gibraltar, das vor sieben Jahren, nach vierundvierzigjähriger französischspanischer Besetzung wieder seine volle Unabhängigkeit erlangte. Früher Sultanat, heute ein souveränes Königreich von rund zwölf Millionen Einwohnern und einer Flächenausdehnung, die fünfeinhalbmal so groß ist wie Österreich.

Fes, einst Hauptstadt Marokkos und geistiges Zentrum des westlichen Islam, mit der ältesten Hochschule der Welt, gegründet im Jahre 859, ist heute wegen ihrer ungünstigen Lage im Inneren des Landes für die moderne wirtschaftliche Planung des jungen Entwicklungsstaates beiseite gelassen worden; Fes mußte ihr Wirtschaftspriir.at der Hafenstadt Casablanca und den Titel „Hauptstadt“ an Rabat abgeben.

Wohnungsnot und Arbeitslosigkeit gehören zur größten Sorge des jungen Königreiches.

Die Gastlichkeit dieses Landes ist von einer besonderen Herzlichkeit, sie spricht am deutlichsten aus der Diffa, dem liebevoll bereiteten arabischen Festmahl zu Ehren des Gastes: ganze Hammel, am Spieß gebraten und von heißem Fett triefend, Ragouts mit gedörrtem Obst und Paprikasaft, der traditionelle Kuskus, süße Kuchen und saftige Früchte. Dazu das obligate Speisen mit den Fingern.

Über zwei Jahrtausende lag Marokko im Schnittpunkt verschiedener Kulturen und Völker, doch allein die Araber und der Islam konnten sich neben der hiesigen Urbevölkerung der Berber behaupten. Rabat, Casablanca und Tanger empfangen den Besucher mit modernen Wolkenkratzern, eleganten Geschäften, breiten Boulevards, Neonreklamen, pulsierendem Autoverkehr, während gleichzeitig, dicht daneben, hinter den mittelalterlichen Toren der Medinas man sich um Jahrhunderte zurückversetzt glaubt, in eine orientalische Welt mit ihrem Gasscnlabyrinth farbenprächtiger Souks, Moscheen, Medresen, Palästen in spanisch-maurischen Stil und zauberhaften Gärten. Gegenwart und Patina der Jahrhunderte, modernste Einrichtungen neben biblisch anmutenden Werkzeugen, verschleierte Araberfrauen und Männer in wallenden Djellabahs neben westlich gekleideten Städtern, Esel- und Kamelkarawanen neben chromglitzernden Autos, wilde Schönheit des Hohen Atlas neben fruchtbaren Tälern mit tropischer Vegetation, arabische Märchenerzähler neben Jazzmusik, komfortable Hotels neben primitiven Nomadenzelten und Kasbahs, Fantasias der Muslims mit Flintengeknatter neben friedlicher Poesie märchenhafter Oasen — Kontraste überall, das ist Marokko.

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