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Werner Scholz: „Das Alte Testament“

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Die Neue Galerie der Stadt Linz unter der Leitung ihres aktiven Gründers Wolfgang Gurlitt brachte kürzlich das großangelegte letzte Werk des in Alpbach lebenden Meisters der expressionistischen Malerei, Werner Scholz. In 156 Pastellen zeigt er eine Bildfolge von bestechender Farbenpracht, die in jeder zartesten Nuance die Meisterschaft des Künstlers verrät; erregend und mitreißend in den einzelnen Blättern und eindrucksvoll durch die Geschlossenheit des Gesamtbildes.

Sowenig es den Künstlern des ausgehenden 19. Jahrhunderts gelingen wollte, gültige Symbole und Male für die ewigen Werte des kostbarsten der Bücher der Menschheit zu finden, so stark ist der Eindruck, den diese Folge hinterläßt, die in zweijähriger Arbeit von einem Künstler unserer Tage geschaffen wurde.

Scholz ist vor allem Maler, und so inhaltsträchtig die einzelnen Blätter auch sind, das Wort, die Fabel sind aufgelöst in Formen und Farben und bieten sich malerisch, bildmäßig dar, hier schnell erfaßt, kurz aufgeschrieben, dort wie geträumt oder aus dem Unbewußten geschöpft, immer randvoll mit Leben erfüllt. Von den monumentalen Gestalten und Köpfen Mosis, Sauls, Davids, des Pharao Judas und Nebukadnezars bis hinab in den Bereich des Bösen in den Blättern Bath Seba, Lot und seine Töchter, das Ende Babels, Potiphar und Absaloms Aufstand ist immer die Tendenz spürbar, in den Kern einzudringen und das Wesentliche zu gestalten.

Wer Ausdruckskunst nicht zu erfassen vermag, den enttäuschen diese Blätter. Wer aber den zeitgenössischen Kunstformen aufgeschlossen ist, dem wiii die Folge als Bild- und Symbolschöpfung, neben der großen künstlerischen Leistung, viel zu sagen haben. Mag die Scholzsche Gestaltung ihre Grenzen haben — wo fänden sich diese nicht angesichts des gewaltigen Themas? —, so muß sie doch als ein großer Beitrag zur religiösen Kunst unserer Tage gewertet werden.

Die Ausstellung ging von Linz nach Salzburg, von dort wird sie über München in das weitere Ausland geschickt und kehrt dann nach Wien zurück, um in der Albertina gezeigt zu werden.

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