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Wenn Kunst zu Müll wird

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Zwar ist das Theater des Absurden schon aus der Mode gekommen, doch hat sich längst herausgestellt, daß uns die Wirklichkeit mit viel mehr Phantasie Absurditäten in Überfülle bietet. Der Witz der Realität läßt sogar einen Ionesco verblassen. Wer etwa hätte bisher gemeint, ein Staat fördere die Kunst, um dann die erstellten Kunst- , werke auf den Müll zu kippen? Genau das soll demnächst in Holland geschehen.

Ende der proteststürmischen sechziger Jahre hatten Künstler mit „Rilderselbstverbrennun-gen” den Staat in Schrecken und gewaltigen Förderungsenthusiasmus gestürzt. Diese plötzlich entstandene falsche Regeisterung führte zu unerwarteten Problemen.

Eine Hochflut von großdimensionierten Gemälden oder als Kunst erklärten Gegenständen (je größer, umso ergiebiger die Förderung) kam auf den Staat zu, der dies alles entgegennehmen mußte. Natürlich wurden die verschiedenen Objekte an Ministerien, Ämter, Rotschaften, Konsulate geschickt, wo sie teils plaziert wurden oder in Kellern verschwanden. Rald waren aber die Kapazitäten des kleinen Landes saturiert. Nichts mehr wurde genommen. Nun forderte man die Künstler auf, ihre Werke wieder abzuholen, was nur sehr wenige taten.

Jetzt wird eine Leihaktion in der Öffentlichkeit versucht, so daß jeder, der will, sich solche Objekte daheim aufhängen oder hinstellen kann. Auch da gibt es bereits erhebliche Skepsis: Die Verlegenheit ist groß, die Peinlichkeit beginnt in gewaltigen Schaden umzuschlagen.

Der Staat droht, den inzwischen enormen Restand an AVerken auf den Müll zu bringen. AVas soll mit den Depots von Produkten, die niemand will, auf die Dauer geschehen? Wie lange soll gewartet werden, bis sich AYert oder Unwert erweisen?

Die nüchternen Holländer zeigen ohne Scheu das Problem. Damit aber wird auch klar, wie wenig nach bürokratischem Schema Kunst gefördert werden kann. Die Förderung selbst ist eine Kunst, und zwar eine sehr seltene. Geld und Politik reichen keineswegs aus. Die grelle Problematik in Holland könnte ein wichtiges Lehrstück für andere Staaten sein.

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