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Zur Nachahmung empfohlen

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Ja, das gibt es tatsächlich: Ein Kirchenfrauenkabarett. Zum dritten Mal haben sich in diesem Frühjahr acht Frauen aus der Diözese Feldkirch zusammengetan, um Kabarett zur (katholischen) Kirche zu spielen. Ob das geht? Die Frauen erbringen den Beweis, daß es möglich ist, Tun und Lassen der Kirche in unserem Land mit hintergründigem Humor und spitzer Zunge zu besprechen. An mehreren Abenden haben sie im Bildungshaus Bat-schuns gespielt, Zusatzvorstellungen wurden durch die Nachfrage erforderlich. Angesichts des dabei Gesagten und Gespielten drängt sich die Frage nach der Notwendigkeit einer solchen Darbietung auf, wird doch hier manches aus dem Leben der Kirche, manch Bedauernswertes und Ärgerliches als echte Stilblüte entlarvt - und notfalls kann und darf man noch immer darüber lachen.

Wer da etwa oberflächliche Verantwortungslosigkeit orten wollte, analysiert allerdings unzutreffend. Das Gegenteil ist der Fall. Aus dem ersten Kabarett vor vier Jahren („Uns reicht's") und dem zweiten

(1995: „Uns reicht's - schon wieder") ist diesmal ein „Uns reicht's -noch immer" geworden. Das herzhafte Lachen wechselt schlagartig zur sprachlähmenden Betroffenheit, wird das Publikum mit kirchlichen Originalaussagen der letzten Jahre konfrontiert oder wird mit karikierender Direktheit die Folge innerkirchlicher Entwicklungen aufgezeigt und so in ihrer Tragweite erkennbar. Spätestens angesichts dieses emotionalen Wechselbades ist erkennbar, welche Sorge um die Kirche hinter dem Kabarett steht, auch welch verärgerte Liebe und wieviel persönliche Betroffenheit.

Kaum je war ich so nachdenklich wie nach einem solchen Kabarettabend, kaum je auch so motiviert für diese Kirche wie danach. Gibt es nur im „Ländle" Frauen, die Dinge auf den Punkt bringen und das so präsentieren, daß Menschen nachdenklich werden? Keine Frage: Der Stoff dafür wird in der Kirche auch weiter reichen. Ein Kirchenfrauenkabarett allerdings reicht nicht für die Kirche in diesem Land. Daher: Es ist zur Nachahmung dringend empfohlen.

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