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Chancenlose Liebe

Wieder einmal dient Afrika als Filmkulisse, wieder einmal beruht die Geschichte auf einem Bestseller (wie in "Jenseits von Afrika"): In "Die weiße Massai" beschließt die Schweizer Kenia-Touristin Carola, ihr bisheriges Leben mit Freund Stefan aufzugeben und im ostafrikanischen Land zu bleiben. Einen Tag vor ihrer Abreise ist sie dem Samburu-Krieger Lemalian begegnet: In völliger Naivität macht sie sich auf die Suche nach ihm und folgt ihm in sein Dorf Barsaloi. Doch nicht der entbehrungsreiche Alltag macht Carola zu schaffen, vielmehr belasten kulturell verschiedene Interpretationsmuster die Beziehung.

Angesichts der Gefahr, aus der Vorlage von Corinne Hofmann ein tränenreiches Melodram vor exotischem Hintergrund zu drehen, hat sich Regisseurin Hermine Huntgeburth tapfer geschlagen. Zunächst beginnt "Die weiße Massai" tatsächlich wie ein durchschnittlicher tv-Film, die Direktheit mancher Szenen überrascht allerdings: Das Wiedersehen zwischen Carola und Lemalian wird nicht romantisch verklärt. Der wahre Glücksfall für den Film ist aber Hauptdarstellerin Nina Hoss. Sie hat das notwendige Format, um Carolas überstürztes und nicht unbedingt nachvollziehbares Verhalten glaubwürdig darzustellen. Huntgeburth verzichtet weitgehend auf Dramatisierung, und so endet die Beziehung, wie sie begonnen hat - vollkommen unspektakulär.

Philipp Kainz

Die weisse massai

D 2005. Regie: Hermine Huntgeburth. Mit Nina Hoss, Jacky Ido, Katja Flint,

Janek Rieke, Nino Prester. Verleih:

Constantin. 128 Min.

Unheimliche Klinik

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Methoden zur Heilung von psychisch Kranken einigermaßen brutal: Patienten wurden mit kaltem Wasser überschüttet oder über das Feuer gehalten, um sie aus ihren Wahnvorstellungen zurück in die reale Welt zu holen. Doktor Ragin plant nun die Anwendung alternativer Praktiken. Doch unter seinen Kollegen erntet er nur Spott und Hohn. Vor allem der ehrgeizige Hobotov verfolgt mit seinem "Rotationsstuhl" eigene Pläne ...

"Ragin" beruht auf der Erzählung "Krankenzimmer Nr. 6" von Anton Tschechow und wurde anlässlich des 100. Todestages des russischen Autors im vergangenen Jahr für das Fernsehen gedreht. Die russisch-österreichische Koproduktion lässt den Zuseher freilich ratlos zurück. Regisseur Kirill Serebrennikov bringt seine Geschichte in keine narrative Struktur. Am gelungensten ist noch das Setdesign der Klinik, ein wilder und wirklich unheimlicher Ort.

Philipp Kainz

RAGIN - Wahn oder Wirklichkeit

R 2005. Regie: Kirill Serebrennikov. Mit Alexej Guskov, Alexandr Galibin, Dmitrij Muljar. Verleih: Filmladen. 93 Min.

1Salles goes Hollywood

Gäbe es in New York City so etwas wie ein "Plattenbau"-Gebiet, so gehörte Roosevelt Island im East River dazu. Touristen ist das Eiland mit den heruntergekommenen Wohnungen durch die "Tram" genannte Seilbahn ein Begriff, die die Verbindung nach Manhattan darstellt und einen grandiosen Blick auf den Big Apple ermöglicht (wenn das Wetter mitspielt).

In Walter Salles' ("Die Reise des jungen Che", "Central Station") Horror-Remake "Dark Water - Dunkle Wasser" spielt nicht nur das Wetter nicht mit: Dahlia Williams, in Scheidung lebend und mit dem Ex-Partner ums Soregerecht für ihre Tochter streitend - bezieht mit der fünfjährigen Cecilia eine der verlotterten Wohnungen auf Roosevelt Island. Das schreckliche Wetter, die mitnehmende Familiensituation, die Schwierigkeit, einen Job zu finden, und eben diese Behausung im 9. Stock zehren an den Nerven von Dahlia. Geräusche, Alpträume und ein ekeliger Wasserfleck an der Decke sind die äußeren Zeichen der Bedrohung, die der brasilianische Regisseur zu einem veritablen Psychothriller entwickelt. Den Plot des japanischen Horrorklassikers von Hideo Nakata nicht wirklich verlassend, gelingt es ihm, subtil solche Akzente zu setzen, dass der Genrewechsel von Horror zu Suspense offensichtlich wird, die Beklemmnis aber noch bedrängender erscheint. Jennifer Connelly (Oscar für "A Beautiful Mind") trägt als Darstellerin der Dahlia viel zu der Bedrückung bei, die dieser Film meisterhaft weiterträgt. Authentisch, wenn auch nichts für trübe Stunden. Otto Friedrich

DARK WATER - DUNKLE WASSER

USA 2005. Regie: Walter Salles,

Mit Jennifer Connelly, John C. Reilly, Tim Roth, Dougray Scott, Ariel Gade.

Verleih: Buena Vista. 105 Min.

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