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Der Liebhaber als Arzt

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Die Wiener Kammeroper feiert ein Jubiläum. Seit 15 Jahren hat sich dieses kleine private Unternehmen im Musikleben Wiens festgesetzt und kann nach hartem Ringen auf schöne Erfolge zurückblicken. Bei 15 Jahren aber ist der Blick voraus noch der wichtigere, und in der Tat sind die Überraschungen, die das Theater- chen auf dem Fleischmarkt durch die ständige Neuentdeckung und Wiederaufführung vergessener alter Opern seinem Publikum bietet, nicht gering. Diesmal hatte Ermanno Wolf-Ferraris musikalisches Lustspiel „Der Liebhaber als Arzt” Premiere. Der Text wurde nach Molieres „Arzt wider Willen” von Enrico Golisciani zum Libretto gestaltet und von Richard Batka ins Deutsche übersetzt. Die Handlung ist einfach: was die Medici, wohlhonoriert, nicht vermögen, gelingt dem Liebhaber, als Arzt verkleidet: die liebeskranke Luzinde gesund zu machen. Während der Vater meint, die Tochter zu überlisten, ist er natürlich selbst der Überlistete. Das Happy-End ist a priori gesichert, dennoch ist das Stück, schon vom Text her, nicht ohne Spannung. Die Musik hat starke dramatische Impulse, besonders in den Ensemble-Szenen. Sie hat nicht große melodische Einfälle, aber viel’ Kultur und harid efklichėš Können, vor allem eine Zügigkeit, die keinen Stillstand aufkommen läßt. Hans Jürgen Stanislav spielt und singt den Vater überzeugend, die Doktores Helmut Berger, Robert Herzl, Douglas Campbell und Robert Brewster parodieren auf naive Art bei gesanglich gemischten Leistungen. Richard Barnard als Liebhaber macht seine Sache nicht übel. Von den beiden Frauenrollen ist allerdings Kathleen Campbell als Kammerjungfer darstellerisch und stimmlich der hauptbeteiligten Luzinde (Wenche Aukner) überlegen. Chor (Wiener A-cappella-Vereinigung) und Orchester (Rundfunk) waren gut in Form. Hans Gabor als Dirigent hatte eine sehr gute Führungshand und musizierte das harmlose Werk zum guten Erfolg, zu dem die Regie von Rudolf Kautek und die Ausstattung von Joachim Streulbel das Ihre beitrugen.

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