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Dirigent oder Direktor?

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Für den 11. Juni bereitet die Wiener Staatsoper als Festwochenpremiere und Richard-Strauss-Ehrung „Die Frau ohne Schatten“ vor. Man kann sich denken, daß dieses bedeutende und anspruchsvolle Werk viel Arbeit und Kopfzerbrechen macht. Vor allem natürlich dem Regisseur und Dirigenten Herbert von Karajan. Kein Wunder, daß die von Ho&narinsthal erdachte Kaiserin ihren Schatten vorauswirft. Um Frau Leonie Rysanek für die Aufführung zu schonen und für die Proben freizuhalten, wurde sie am vergangenen Samstag, wo sie im „Holländer“ die Senta singen sollte, durch Gladys Kuchta ersetzt, und aus den gleichen Gründen trat an die Stelle von Walter Berry am vergangenen Freitag Aldo Protti als Alfio in „Cavalleria“.

Von einem Dirigenten, der natürlich nur seine eigene Aufführung im Auge hat, würden uns solche Maßnahmen nicht wundern. Sie wären

ein Beispiel von ganz gewöhnlichem und gewohntem Künstleregoismus. Aber von einem Operndirektor, sogar von einem scheidenden, der aufs Ganze schauen soll? Was uns aber mehr wundert, ist, daß sich unsere kritischen Opernharuspices, die über jeden Rollenwechsel einen kleinen Weltuntergang inszenieren, in diesem Fall begnügen, die doch ziemliche möricwürxügeYi 'Eftnöesetztingen ohnenKommentar-einfach..nur zur Kenntnis zu bringen.

Weil im gegenwärtigen Augenblick Herrn von Karajan nichts angelastet werden darf, was man nicht mindestens zu 70 Prozent auf den Kodirektor abschieben könnte.

Apropos Dirigent und Direktor: Da hatte der Herr Unterrichtsminister neulich, zum Wochenende, die Freundlichkeit, dem Wiener Mittagsblatt „Express“ ein Interview zu gewähren. Bei dem Gespräch erzählte er Interessantes über seine Vorfahren, Sympathi-

sches über sich und seinen Werdegang und Sorgenvolles über die vielen Aufgaben des Ressorts. Uber die Oper sagte der Minister: „Wir sind bestrebt, Karajan für Wien zu erhalten. Dag heißt: Nicht als künstlerischen Leiter der Wiener Staatsoper, denn als dieser Ist er endgültig zurückgetreten, aber im gleichen zeitlichen Ausmaß wie bisher als Dirigenten und Regisseur.“ Ferner: Daß man dabei ist, eine Interimslösung zu finden.

Sonst nichts. Was denn auch sonst?

Daß der Titel des ganzen Interviews lautet „Karajan für Wien erhalten!“ mag hingehen, das ist so journalistischer Brauch. Aber wenn auf der Titelseite der betreffenden Wochenendnummer in rotem Kasten die Worte prangen: „Express-Exklusiv-Interview mit Unterrichtsminister Dr. Piffl: „Karajan

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