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Digital In Arbeit

Blick ins Herz

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Ein Patient liegt auf dem Operationstisch. Eines seiner Organe funktioniert nicht richtig. Um den Fehler zu finden, bedient er sich einer „Science-fiction"-Technik. Er kann jedes der betroffenen Organe dreidimensional — also räumlich — sehen.

Solchermaßen sind Herz, Lunge oder Niere bei ihrer lebenswichtigen Arbeit beobachtbar. Mittels einer revolutionären Technik, entwickelt an der Universität Heidelberg in der Bundesrepublik Deutschland, wird in Zukunft dem Arzt die Arbeit sehr viel leichter von der Hand gehen.

Bisher war es nur möglich — mit Hilfe sogenannter „Scanner" — Bilder als Schnitt durch eine Ebene des menschlichen Körpers, allerdings nur zweidimensional, zu machen. Der behandelnde Arzt braucht so mehrere Bilder, um die verschiedenen Ebenen des Organs, das er behandeln will, zu erfassen. Nur so kann er sich ein „richtiges Bild" von der Situation machen.

Das verkompliziert die Diagnose und die Behandlung. In den nächsten Jahren wird sich das grundlegend ändern. „Der Arzt wird mit der von uns entwickelten Technik menschliche Organe bei ihrer Arbeit im Körper von allen Seiten her betrachten können. So wird die Diagnose viel sicherer und die Behandlung stark vereinfacht, da die zu behandelnde Stelle genau lokalisiert werden kann", erklärt Josef Bille vom Institut für angewandte Physik der - Universität Heidelberg.

Möglich wird dieser entscheidende Fortschritt in der medizinischen Technik durch ein — im Prinzip - einfaches Verfahren. Laserstrahlen und eine rotierende Schraube - eine sogenannte „He lix" - helfen beim neuen „3-D-Se-hėn".

Bille rechnet beim Bau der Anlage für die Praxis mit möglichen Größen bis zu vier Meter Durchmesser für die sich drehende Helix. Dabei sollen bis zu 8.000 Umdrehungen derselben pro Sekunde erreicht werden. Diese hohen Geschwindigkeiten sind nötig, um alle Ebenen des darzustellenden Gegenstandes erfassen zu können.

Dazu gehören dann auch die entsprechenden Daten, die in einem Mikroprozessor möglichst schnell verarbeitet werden müssen.

„Mikroprozessoren schaffen es heute, die riesigen Datenmengen für 30 Bilder pro Sekunde zu verarbeiten. Dabei sind bis zu 50.000 Einzeldaten pro Bild nötig", erklärt Rüdiger Hartwig vom wissenschaftlichen Zentrum Heidelberg der IBM Deutschland im FURCHE-Gespräch.

Das neue an der dreidimensionalen Darstellung, die es ja schon seit 20 Jahren und mehr gibt, ist nun eben diese Computersteuerung, gekoppelt mit der „Helix-Technik" als Röntgenblick. Dies ist den Heidelbergern als ersten der Welt gelungen.

Das bedeutet gewaltige Fortschritte nicht nur im medizinischen Bereich, wo Tumore im Gehirn ohne Aufschneiden genau lokalisiert und bei der Operation von außen ohne Entfernung der Schädeldecke — dies ist ja schon längere Zeit möglich — beobachtet werden können.

Auch die Kontrolle irirt^uftver-kehr wird durch eine dreidimensionale Darstellung wesentlich erleichtert. Und letztlich sind auch Industrieroboter dadurch leichter ^ programmier- und steuerbar.

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